Maria Kubin zur neuen altkatholischen Bischöfin geweiht
Die altkatholische Priesterin Maria Kubin ist am Samstag in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Wien zur neuen altkatholischen Bischöfin von Österreich geweiht worden. Die Altkatholische Kirche in Österreich hat damit erstmals eine Bischöfin an der Kirchenspitze. Die Weihe nahm der Utrechter Erzbischof Bernd Wallet vor. Konsekratoren waren die altkatholischen Bischöfe Matthias Ring (Deutschland) und Harald Rein (Schweiz). Kubin (58) wurde am 22. April von der Außerordentliche Synode der Altkatholischen Kirche zur neuen Bischöfin gewählt. Sie folgt auf Heinz Lederleitner (65), der seit 2016 als Bischof der Altkatholischen Kirche in Österreich amtierte.
An der Weihe nahmen auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Ökumene in Österreich teil; an erster Stelle der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Bischof Tiran Petrosyan. Vonseiten der katholischen Kirche nahm der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Ökumene zuständig, an der Feier teil. Der Bischof der evangelischen Kirche A.B. Michael Chalupka nahm ebenso an der Feier teil, wie der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs. Von der anglikanischen Kirche war der Wiener anglikanische Kanonikus Patrick Curran dabei. Auch der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin war bei dem Weihegottesdienst dabei. Ebenso waren von vielen europäischen altkatholischen Kirchen Vertreterinnen und Vertreter nach Wien gekommen.
Bischof Chalupka begrüßte die Feiergemeinde zu Beginn des Gottesdiensts als Gastgeber in der größten evangelischen Kirche Österreichs, in der die altkatholische Weihe aus Platzgründen stattgefunden hatte. Die Gustav-Adolf-Kirche habe in ihrer Geschichte viele Amtseinführungen erlebt, erinnerte Chalupka, aber noch keine Bischofsweihe "und schon gar keine Bischöfinenweihe", so der Bischof. Chalupka nannte unter Bezugnahme auf den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer vier zentrale Punkte zur geistlichen Autorität eines Bischofs: Hören, helfen, tragen und verkündigen.
Der Schweizer altkatholische Bischof Harald Rein nahm in seiner Predigt auf die zunehmende Säkularisierung in der Gesellschaft Bezug. Viele Menschen würden Kirche nur noch in ihrem karitativen Engagement oder durch den Religionsunterricht wahrnehmen. Der Kern des Christentums sei aber der Glaube an Tod und Auferstehung Jesu und die Verkündigung der Auferstehung des Gekreuzigten. Der Wahlspruch Kubins "Sprich als Prophetin" sei aus der Vorstellung gewählt worden, dass alle Menschen Propheten sind. "Jeder Christ, jede Christin ist ein Prophet oder Prophetin" und mache auf gesellschaftliche Herausforderungen aufmerksam.
So sollte der prophetische Aspekt des christlichen Glaubens heute wieder mehr ins Zentrum rücken, zeigte sich der Bischof überzeugt. Bei der Weihe zum bischöflichen Amt gebe es dafür ein Zeichen, um dies auszudrücken, so Rein. So wird während des Weihegebets das Evangeliar, das Buch mit Gottes Wort, ausgebreitet. "Die Geweihte soll vom Wort Gottes und seinem Geist erfüllt sein und danach leben", so Rein.
Geboren wurde Kubin am 21. Februar 1965 in Wien. Aktiv römisch-katholisch mit sechs Geschwistern in Wien aufgewachsen, lernte sie 2006 in Graz die Altkatholische Kirche als eine "sehr offene, moderne und ansprechende Kirche" kennen. Es folgte 2008 der Kirchenübertritt. Sie studierte in Graz Fachtheologie. Im Fernstudium folgte an der Uni Bonn ein Master in Altkatholischer Theologie. Mit dem Leitspruch "Dem Leben dienen" wurde sie 2017 zur Diakonin und 2019 zur Priesterin geweiht. Kubin war bislang neben ihrer Arbeit als Seelsorgerin auch Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Graz.
Die Altkatholische Kirche ist aus der innerkatholischen Opposition gegen die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit und der Allgewalt (Jurisdiktionsprimat) des Papstes auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) hervorgegangen. Die Altkatholiken wollten sich von diesem Dogma absetzen, das sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen. Zusammengeschlossen sind die altkatholischen Kirchen in der 1889 gegründeten Utrechter Union. Aktuell gehören diesem Bündnis sieben Kirchen aus West- und Mitteleuropa mit rund 65.000 Mitgliedern an.
In Österreich gibt es aktuell rund 8.600 Kirchenmitglieder in zwölf Kirchengemeinden. Die Weihe von Frauen zu Priesterinnen ist in der Altkatholischen Kirche seit rund 20 Jahren möglich.
Quelle: kathpress