Lackner: Kirche darf bei Themen Flucht und Migration nicht schweigen
Beim Thema Flucht darf die Kirche nicht schweigen. Das hat Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, zum Abschluss der Sommervollversammlung der Bischöfe in Mariazell betont. Im Gespräch mit Kathpress und der APA zeigte sich Lackner am Mittwoch von der jüngsten Katastrophe im Mittelmeer mit hunderten Toten zutiefst erschüttert. Europa habe scheinbar den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt. Die Themen Flucht und Migration gehörten endlich solidarisch angegangen - u.a. durch ein entschiedenes Vorgehen gegen die Schlepper, ebenso aber auch durch Hilfe für jene, die Schutz benötigen.
Zudem brauche es endlich einen ehrlichen Umgang mit dem Thema Migration. Österreich sei vielfach von Migration abhängig, so Lackner, der u.a. auf den Pflege- und Gesundheitsbereich verwies. Aber auch in der Kirche würde die Seelsorge ohne die vielen Priester aus dem Ausland ganz anders aussehen.
Lackner bekräftigte weiters auch die hohe Bedeutung, die die Bischöfe dem Religionsunterricht beimessen. Entscheidend sei im Blick auf die Jugend die persönliche Begleitung. Die Jugend suche Orientierung, die Kirche sei gefordert, diese Orientierung zu geben.
Lackner betonte auf Anfrage auch, dass die Kirche die Sorgen der Menschen ob der Teuerungen ernst nehme. Das betreffe etwa auch den Kirchenbeitrag, so Lackner, der bezüglich seiner Erzdiözese Salzburg meinte, dass die Anpassung des Kirchenbeitrags unter der Inflationsrate sei.
Offen für mögliche Veränderungen
Auf das Arbeitspapier für die Bischofssynode im Herbst angesprochen, zeigte sich Lackner einmal mehr positiv überrascht von Papst Franziskus. Die vielen Fragen, die in dem Dokument aufgeworfen werden "sind tatsächlich die Fragen der Welt". Seien es die Themen Armut, Gerechtigkeit, Klimaschutz, Friede oder auch die Teilhabe der Frauen in der Kirche. Alle Fragen liegen auf dem Tisch und würden in Rom umfassend behandelt. Im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes gelte es, "offen zu bleiben auf mögliche Veränderungen hin", so Lackner. Freilich sei derzeit nicht der Zeitpunkt, sich bereits auf bestimmte Entscheidungen oder Richtungen festzulegen.
Lackner betonte, dass Synodalität zumindest zum Teil in der Kirche in Österreich Fuß gefasst hat. Man sei auf einem guten Weg. Freilich brauche es seine Zeit, "bis die Synodalität in die DNA der Kirche hineingeht", man sei aber jedenfalls auf einem guten Weg "und gemeinsam unterwegs".
Schönborn würdigt Synoden-Arbeitspapier
Von einer sehr gelungenen Arbeitsgrundlage für die Synode im kommenden Herbst hat Kardinal Christoph Schönborn gesprochen. Es sei eine gute Synthese der Ergebnisse der sieben Kontinentalversammlungen und sehr hilfreich für die anstehende Arbeit; besonders, weil das Dokument vieles in Form von Fragen formuliere und nicht in Form von Behauptungen, "und das ist das Stadium, in dem wir uns gerade befinden".
Bei der Versammlung im Herbst werde es wohl noch nicht um Entscheidungen gehen, so Schönborn. Dies werde wohl erst im Oktober 2024 passieren, "vielleicht aber auch schon dieses Mal". Vieles könne man derzeit eben noch nicht abschätzen. "Der Synodale Prozess ist ein Weg, hier geht es um die Zukunft der Kirche, wir sind miteinander unterwegs."
Papst Franziskus habe in die Synoden der katholischen Kirche bereits eine Reihe von positiven Veränderungen gebracht, führte der Kardinal weiter aus. Eine solche seien etwa die Betonung von "Zuhören und Stille". Schönborn: "Sie glauben gar nicht, was das ausmacht, wenn drei Leute reden und darauf eine Zeit der Stille folgt. Das verändert das Klima. Was könnte das bewirken, wenn man das auch einmal im Parlament ausprobieren würde."
Quelle: kathpress