"Wie ein Kochbuch": Vatikan stellt Weltsynoden-Papier vor
Der Vatikan hat das Arbeitspapier für die kommende Etappe der Weltsynode vorgestellt. In dem sogenannten "Instrumentum laboris" für die im Oktober in Rom tagende Bischofssynode fehle keine Stimme, sagte der Leiter des vatikanischen Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, bei der entsprechenden Pressekonferenz am Dienstag. Nicht der Vatikan sei der Autor, sondern alle Gläubigen. Es sei ein Dokument der gesamten Kirche.
Der Inhalte-Koordinator der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, nannte das Papier ein Ergebnis des synodalen Prozesses auf allen Ebenen. Es gebe keine Antworten, sondern stelle Fragen. Auf diese können die Teilnehmenden der Weltsynode antworten, sie könnten auch Fragen auswählen und andere nicht behandeln. Das in deutscher Übersetzung 71-seitige Arbeitspapier stellt viele Themen zur Diskussion. Dazu zählen etwa das Diakonat der Frau, Ämter für ungeweihte Katholikinnen und Katholiken, die Priesterweihe für verheiratete Männer.
Der Umgang mit erneut verheirateten Geschiedenen, queeren Kirchenmitgliedern und solchen, die in einer Vielehe leben, wird ebenfalls zur Debatte vorgeschlagen. "Wir wollen Räume schaffen, um jeden Willkommen zu heißen. Die Zeiten als wir über Menschen geurteilt haben, sind vorbei. Wir sollten das Gott überlassen", sagte Kardinal Grech dazu. Eine progressive Agenda verträten die Verantwortlichen nicht, fügte Hollerich hinzu. Was in dem Dokument stehe, sei "von den Menschen gekommen".
Klerikalismus, Autorität und Machtverteilung bis hin zur Rolle des Papstes sind ebenfalls Gegenstand des neuen Papiers. Dazu betonte Kardinal Grech noch einmal die Rolle des "Volk Gottes". Dieses zu unterschätzen empfinde er als schwere Beleidigung. In den vergangenen zwei Jahren sei er Bischöfen begegnet, die zuvor skeptisch waren, aber durch den engeren Kontakt mit ihren Gläubigen einen unschätzbaren Schatz gefunden hätten.
Die Entstehung des vom Papst bestätigten Arbeits-Textes verglich Hollerich mit einem Kochbuch. Die Chefköche erhielten das Buch zusammen mit einigen Zutaten und der Aufgabe, die verschiedenen Zutaten so zusammenzustellen, dass es jedem schmecke. "Eine unmögliche Aufgabe, könnte man meinen", so der Luxemburger Erzbischof. Wenn nicht im Hintergrund der Heilige Geist dazu anleite, eine neue Harmonie der Zutaten zu finden.
Unter den Vertretern der Synode war auch die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler. Sie nahm am synodalen Prozess in ihrem Heimatland sowie an der kontinentalen Phase für Europa teil. Im Vatikan gab sie einen Einblick in die synodalen Instrumente, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Schweiz eingeführt worden waren. Neben Verantwortung von Laiinnen und Laien etwa im finanziell-administrativen Bereich, erinnerte sie an die Versammlungen auf Gemeinde-, Kantons-, Diözesan- und nationaler Ebene, sowie an die gewählten Pastoralräte. So sei es auch wichtig, dass die Schweizer Delegierten sich bei der Weltsynode nicht selbst verträten, sondern alle Kirchenmitglieder des Landes, so Jeppesen-Spuhler.
Neben Informationen zur Entstehung des Dokuments gaben die Vertreter des Synodensekretatriats auch Details zur praktischen Umsetzung der Weltsynode bekannt. So werden 370 Teilnehmende im Oktober in Rom erwartet. Aufgrund ihrer Vielzahl wird die Synode nicht wie gewohnt in der Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle im Vatikan tagen. In einer Mischung aus Plenarsitzungen und Gruppenarbeit sollen konkrete Vorschläge für das Wachstum als synodale Kirche erarbeitet und dem Papst nach der zweiten Sitzung im Oktober 2024 unterbreitet werden.
("Instrumentum laboris" in deutscher Übersetzung zum Download als PDF-Dokument auf der Website der Deutschen Bischofskonferenz: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2023/2023-Instrumentum-laboris-TED.pdf ; Website der Bischofssynode: www.synod.va)
Quelle: kathpress