Jugendstudie: Wenig Vertrauen zu Religionsgemeinschaften
Von rund 40.000 Studienteilnehmenden geben lediglich 5 Prozent an, den Religionsgemeinschaften "sehr zu vertrauen", 19 Prozent vertrauen ziemlich, 35 wenig und 41 Prozent gar nicht: So lautet ein Ergebnis der Ö3 Jugendstudie 2023, in deren Rahmen rund junge Menschen eingeladen wurden, Fragen zu ihren Lebensbereichen zu beantworten, um ein aktuelles Bild ihrer Generation zu zeichnen. Die Glaubwürdigkeitskrise der Religionsgemeinschaften erklärte der katholische Jugendbischof Stephan Turnovszky in der Ö1-Sendung "Religion aktuell" (19.6) damit, dass bereits die Eltern der Jugendlichen keine enge Bindung mehr zur Kirche hätten.
Die jungen Menschen könnten folglich nicht erleben, dass die Religionsgemeinschaft für ihre Eltern etwas Wichtiges sei. "Damit schwindet auch das Vertrauen in die Glaubensgemeinschaften", so die Erklärung Turnovszkys.
Anders der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ), Ümit Vural: Für ihn liegt der Grund eher in der aktuellen Lebensrealität der Jugendlichen, die anders "als früher" sei, und in der komplexeren und pluralistischen Welt. Hinzukomme, dass Religion als Privatsache verstanden werde. "Daher auch das andere Geständnis von Religion und Tradition", folgerte Vural. Künftig wolle die IGGÖ die Jugendlichen aber mehr in Organisations- und Gestaltungsarbeiten einbinden.
Einen ähnlichen Ansatz verfolge auch die evangelische Kirche, die eine verpflichtende Jugend-Quote in allen Kirchenämtern eingeführt hat, so Michael Chalupka, Bischof der evangelischen Kirche A.B. Von der Gemeindevertretung bis in die Synode hinauf sollen Jugendliche vertreten sein. Evangelische wie katholische Kirche setzen zudem auf niederschwellige Angebote wie Festivalseelsorge.
Ein ähnliches Bild zeichnet die Studie auch bei der Frage nach dem Vertrauen in die Politik und die Medien. Besser schneiden Hilfsorganisationen, bei denen 22 Prozent angaben, diesen sehr zu vertrauen, Wissenschaft (44 Prozent) und die Polizei (24 Prozent) ab.
Als Zielgruppe der Ö3-Jugendstudie, einem Projekt des ORF-Radiosenders "Hitradio Ö3", ausgewertet vom Sozialforschungsinstitut SORA, sei gewesen, ein aktuelles Bild der jüngeren Generation zu erlangen, heißt es auf der Website der Erhebung. Für die Studie, die zwischen 17. April und 14. Mai lief, wurde die Zielgruppe der 16- bis 25-Jährigen, die zumindest 90 Prozent der Fragen beantwortet haben, ausgewertet. Parallel dazu lief eine repräsentative Telefon- und Online-Befragung jungen Menschen im Alter von 16 bis 25, die bei den zentralen Indikatoren zu übereinstimmenden Ergebnissen komme, heißt es.
Als Fazit nannten die Studien-Autoren, dass nach Jahren der multiplen Krisenerfahrungen, Unsicherheiten, mangelnden Planbarkeit von Bildungs- und Arbeitskarrieren, des Alltags und generell des Lebens, "die GenZ sehr pragmatisch und bedürfnisorientiert" denke. Daher stünden Sicherheit und Klarheit fürs eigene Leben weit vorn. Folglich bestimme auch der "Traum von einer besseren Welt" nicht das alltägliche Handeln. Dieser Fokus aufs eigene Leben sei aber nicht purer Egoismus, sondern Ergebnis des Erkennens des eigenen Wertes und der eigenen Werte. Zudem gebe es auch "Spielraum für gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung", heißt es.
(Link: https://www.oe3jugendstudie.at/ergebnisse.php)
Quelle: kathpress