Landau: 339 Millionen Menschen brauchen weltweit Humanitäre Hilfe
Angesichts von "unfassbaren 339 Millionen Menschen, die weltweit auf Humanitäre Hilfe angewiesen sind", hat Caritas-Präsident Michael Landau zum raschen und entschiedenen Handeln und Helfen aufgerufen. Die Zahl von 339 Millionen Menschen sei ein historischer Höchststand, "der uns alarmieren muss", so Landau. Landau, der auch Präsident der Caritas-Europa ist, äußerte sich gegenüber Kathpress am Rande des 6. Humanitären Kongresses in Wien.
Expertinnen und Experten aus Ägypten, Armenien, Kanada, dem Südsudan, USA sowie neun europäischen Ländern diskutierten am Freitag in Wien über dringend benötigte Maßnahmen auf nationaler sowie internationaler Ebene, um die Not der Menschen in globalen Krisengebieten nachhaltig zu lindern, ihr Überleben zu sichern und Wege aus allgegenwärtigen Krisen aufzuzeigen. Die AG Globale Verantwortung zählte in einer Aussendung rund 250 Teilnehmende.
Landau: "Bewaffnete Konflikte, die Folgen der Klimakrise und der extremen Inflation, sowie eine immer instabilere geopolitische Weltordnung bringen viel Leid mit sich und bedeuten große Not für viele Menschen." Man dürfe dabei auch "die vielen vergessenen Krisen wie beispielsweise im Sudan, in Syrien oder in Afghanistan nicht aus dem Blick verlieren".
Nach Jahren des Rückgangs würden leider auch wieder mehr Menschen an Armut und Hunger leiden, darunter auch viele Kinder. Ein wesentlicher Treiber für Hunger und Armut sei die Klimakrise. "Sie trifft jene am härtesten, die am wenigsten zur Krise beigetragen haben", zeigte Landau auf.
Recht auf Humanitäre Hilfe
Not zu erleiden sei aber jedenfalls "kein Schicksal, sondern eine Herausforderung, der wir begegnen können und müssen", so der Caritas-Präsident weiter: "Das Gute ist, dass nicht nur die Krisen zunehmen. Auch die global gelebte Solidarität ist im Aufwind. Die unfassbare Spendenbereitschaft im Rahmen des Ukraine-Konflikts hat uns das als Caritas einmal mehr gezeigt und es sollte uns Mut und Hoffnung machen".
Zum Auftakt des Kongresses thematisierte Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, ebenfalls die dramatische Zahl von 339 Millionen Menschen, die weltweit auf Humanitäre Hilfe angewiesen sind. 2019, im Jahr des letzten Kongresses und vor Beginn der Pandemie, seien es nicht einmal halb so viele gewesen. "Was sich in den letzten vier Jahren leider nicht verdoppelt hat, ist der Umfang der Hilfe, die wir Menschen in Not zukommen lassen", kritisierte Wank. Er unterstrich zudem, dass Humanitäre Hilfe kein Akt der Nächstenliebe sei, sondern ein grundlegender Aspekt zur Wahrung der Menschenrechte.
Gewessler: "Die Zeit drängt"
Die Klimakrise sei ein wesentlicher Treiber von Konflikten, Armut sowie Ungleichheit, und zwinge schon heute Millionen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen, erklärte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler in ihrer Eröffnungsrede. "Die Klimakrise ist und bleibt die große Herausforderung unserer Zeit, ihre Folgen bedrohen die Lebensgrundlagen vieler Menschen, verursachen unsägliches Leid und zerstören unsere Natur", führte die Bundesministerin aus.
Gewessler betonte, dass es unerlässlich sei, die Schwächsten im Kampf gegen die Klimakrise zu unterstützen. Denn die vulnerabelsten Menschen, die kaum Kapazitäten haben, um sich zu schützen, treffe sie besonders hart. "Klimaschutz und Humanitäre Hilfe müssen Hand in Hand gehen. Noch haben wir die Möglichkeit, das Ruder herumzureißen. Die Zeit drängt", so Gewessler.
Janez Lenari, EU-Kommissar für Krisenmanagement, hielt in seiner Rede fest: "Wir müssen entschlossen handeln, um Menschen in Not zu helfen, wo auch immer sie sind. Und wir dürfen nicht vor den Must-haves der Humanitären Hilfe zurückweichen, die für eine wirksame und effiziente Hilfe in der ganzen Welt notwendig sind." Dazu zählte der EU-Kommissar die Achtung des humanitären Völkerrechts, einen verbesserten Zugang für humanitäre Hilfsorganisationen, die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensarbeit sowie die Schließung der wachsenden Kluft zwischen Finanzierung und Bedarf.
Der Humanitäre Kongress Wien war eine gemeinsame Veranstaltung von Österreichischem Roten Kreuz, Caritas Österreich, AG Globale Verantwortung, Ärzte ohne Grenzen Österreich sowie SOS-Kinderdorf Österreich.
Quelle: kathpress