"Tag der Archive": Orden bieten lebendigen Blick in Vergangenheit
Auf die Vielfalt österreichischer Ordensarchive macht die Österreichische Ordenskonferenz im Vorfeld des "Internationalen Tags der Archive" am 9. Juni aufmerksam. In Kurzvideos auf dem YouTube-Kanal der Ordensgemeinschaften präsentieren sich vier Ordensarchive und heben ihre jeweiligen Besonderheiten hervor, heißt es in einer Aussendung am Dienstag. Dadurch soll ein "lebendiger Blick in die Vergangenheit" ermöglicht werden.
Nahezu alle Ordensgemeinschaften haben Archive. Sie bleiben oft über Jahrhunderte erhalten, ermöglichen auch nachfolgenden Generationen einen Blick in die Vergangenheit und fungieren somit als "Gedächtnis der Orden". Sie variieren in ihrer Größe, ihrem Bestand und den Zeiträumen, aus denen die Akten stammen. So befinden sich in österreichischen Ordensarchiven Unterlagen und Akten, beginnend vom achten Jahrhundert bis heute. Darunter finden sich u.a. Originalpläne von Prandtauer, Muggenast und Fischer von Erlach sowie Briefe von Martin Luther und Feldmarschall Radetzky.
So stellt Nicole Jaufer, Archivarin der Dienerinnen des heiligsten Herzens Jesu - Herz Jesu Schwestern, in einem der Videos ihr Lieblingsstück des Archivs vor. Es handelt sich um eine Kriegschronik, die Aufzeichnungen der Ordensschwestern über ihre Kriegseinsätze von 1912 bis 1919 enthält. Die gelebte Nächstenliebe der Ordensfrauen sei darin gut zu sehen, das mache das Buch für Jaufer so besonders.
Archivar Lukas Winder von der Gesellschaft der Ordensfrauen vom heiligen Herzen Jesu - Sacre Coeur präsentiert in einem weiteren Kurzvideo ein besonders wertvolles Stück des Archivs: Das Memorial von M. Maria Muth, in dem das Wissen einer Ökonomin über den Betrieb eines Klosters mit Klausur, Schule und Landwirtschaft während des Ersten Weltkriegs und den 1920er-Jahren niedergeschrieben ist. Es stelle damit eine wichtige Quelle für diese Zeit dar.
Messkoffer aus dem Zweiten Weltkrieg
Der Provinzarchivar der Salvatorianer, P. Peter van Meijl, stellt ein Stück vor, das aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammt: Den Messkoffer des Militärseelsorgers und späteren Kriegsgefangenen P. Waldemar Posch. Zu sehen sei darin, wie wichtig die heilige Eucharistie damals auch in den Wirren des Kriegs gewesen sei.
P. Ludwig Wenzl, der Leiter des Archivs des Stift Melk, präsentiert ein zwar unscheinbares, aber zugleich fundamentales Dokument: Die Urkunde der ersten Schenkung an das Stift Melk, die sich auf die Jahre vor 1075, vor der Gründung des Hauses, beläuft. Das Spannende daran sei, dass das Wesentliche oft in unscheinbaren Dingen liege.
Die österreichischen Ordensarchive werden durch die Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs vertreten, die 2003 ins Leben gerufen, mit dem Ziel der Interessenvertretung, Unterstützung, Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch. Zu fachlichen Fragen werden Tipps, Handreichungen und Hilfsmittel publiziert, etwa wenn es um den richtigen Umgang mit digitalen Dokumenten, die Bewertung von Unterlagen oder die Benützung von Archivgut geht. Die Arbeitsgemeinschaft feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum, das im Rahmen ihrer Jahrestagung, die von 12. bis 13. Juni 2023 stattfindet, begangen wird.
(Alle Videos: https://www.youtube.com/@OrdensgemeinschaftenOsterreich)
Quelle: kathpress