Burjan-Gedenken im Wiener Stephansdom und im Europaparlament
Zum 90. Todestag von Hildegard Burjan (1883-1933) laden Politiker verschiedener Fraktionen am Samstag, 10. Juni, erneut in den Wiener Stephansdom. An dem Ort, an dem die Politikerin 2012 seliggesprochen wurde, zelebrieren der frühere Piaristen-Provinzial P. Jean de Dieu Tagne und der Pfarrer der Wiener Pfarre "Hildegard Burjan", Martin Rupprecht, um 12 Uhr einen Gottesdienst. Musikalisch wird dieser von einem von Thomas Dolezal geleiteten Ensemble gestaltet, das die erst heuer im Jänner uraufgeführte Burjan-Messe von Johann Simon Kreuzpointner darbieten wird. Im Anschluss findet im nahegelegenen Begegnungszentrum "Quo vadis" eine Agape statt.
Die Einladenden zum diesjährigen Gottesdienst - die Tradition wird seit der Seligsprechung gepflegt - sind Bundesrat Karl Arlamovsky (NEOS), der Wiener Gemeinderat Peko Baxant (SPÖ), der EU-Abgeordnete Lukas Mandl (EVP), die Wiener Stadträtin Judith Pühringer (Grüne) sowie der Nationalratsabgeordnete Philipp Schrangl (FPÖ). Die Agape findet auf Einladung der AMG-Akademie (Actio Missionis Gaudio) statt, eine Anmeldung wird bis Dienstag via E-Mail unter info@lukasmandl.at erbeten.
Weiters wird zwei Tage später am tatsächlichen Gedenktag Hildegard Burjans, 12. Juni (Montag), die Ordensfrau Sr. Karin Weiler von der von Burjan gegründeten Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis im Europaparlament in Straßburg über die selige Parlamentarierin sprechen. Den Rahmen dafür bildet die vom Abgeordneten Mandl in den Plenarwochen veranstalteten "Happy Hour of Free Speech". Der Vortrag sowie die anschließende Diskussion werden in Deutsch, Englisch und Französisch simultan übersetzt.
Sozialpionierin und Ordensgründerin
Hildegard Burjan (geb. Freund) wurde am 30. Jänner 1883 in sächsischen Görlitz in eine liberale jüdische Familie geboren. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier, intensiv für die Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. Nach Heilung von einer schweren Krankheit konvertierte sie zur katholischen Kirche und ließ sich taufen. 1912 gründete Burjan den "Verband der christlichen Heimarbeiterinnen" und 1918 den Verein "Soziale Hilfe".
Als Frauen 1919 erstmals das aktive und passive Wahlrecht ausüben konnten, zog Burjan als erste christlich-soziale Abgeordnete in das Parlament ein. Als verheiratete Frau und Mutter gründete sie im selben Jahr die geistliche Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis mit dem Auftrag, soziale Not der Zeit zu erkennen und zu lindern. Burjan setzte sich entschieden für die Gleichberechtigung der Frau, für die Bekämpfung der Kinderarbeit und für die Überwindung sozialer Missstände ein. Obwohl sie nur kurze Zeit dem Parlament angehörte, galt sie schon bald als dessen "Gewissen". Burjan stellte sich dem Elend großer gesellschaftlicher Schichten und verschloss vor Jugendkriminalität, Verwahrlosung und Prostitution nie die Augen.
Als im Jahr 1920 Neuwahlen bevorstanden, zog sich Burjan aus Rücksicht auf ihre stark angeschlagene Gesundheit und wegen der zunehmenden antisemitischen Strömungen auch innerhalb ihrer Partei aus dem Parlament zurück, blieb aber weiter politisch aktiv. Hildegard Burjan starb am 11. Juni 1933 an einem Nierenleiden. Sie wurde als weltweit erste demokratisch gewählte Politikerin seliggesprochen - am 29. Jänner 2012 im Wiener Stephansdom.
Quelle: kathpress