Kirchen: Vertrauen in Hoffnungspotenzial des christlichen Glaubens
Das Hoffnungspotenzial der Kirchen bzw. des christlichen Glaubens stand im Mittelpunkt des ökumenischen Mitternachtsgebets, zu dem der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) geladen hatte. Dem Gebet in der Deutschordenskirche in Wien standen der ÖRKÖ-Vorsitzende Bischof Tiran Petrosyan, der Wiener Weihbischof Franz Scharl, der evangelische Superintendent Matthias Geist und die methodistische Pastorin Esther Handschin vor. Das Gebet beschloss die "Lange Nacht der Kirchen" in Wien.
Handschin warnte in ihrer Predigt davor, dass in Zeiten der Krisen der Ruf nach einfachen Antworten steige: "Wir vernehmen ihn rundherum. Die üblichen Sündenböcke müssen herhalten, Verschwörungstheorien machen die Runde. Aber wir treten weiter auf der Stelle, statt bald zu Lösungen zu kommen, die den Menschen und allem, was lebt, ein gutes Überleben sichern."
Wie leicht wäre es, vor lauter Überforderung einfach zu sagen: "Lasst uns feiern, essen und trinken, denn morgen sind wir tot!" Oder, um es mit einem anderen biblischen Bild zu sagen: "Nach uns die Sintflut."
Vision der Hoffnung
Wo sei angesichts von Überforderung und Ohnmacht die Hoffnung geblieben, so die Frage der Pastorin. Im biblischen Buch der Offenbarung, aus dem bei dem ökumenischen Gebet vorgelesen wurde, würden Bilder von Gottes Gegenwart unter den Menschen entfaltet. Am stärksten werde dies in jenem Bild ausgedrückt, wo Gott in der Mitte des Volkes wohnen wird. Handschin: "Dann braucht es keinen Trost mehr für die Menschen. Alles, was das Leben schwer macht und hindert, wird vorbei sein. Und falls es noch Tränen geben sollte, wird Gott sie selbst abwischen."
Diese Vision des Johannes zeichne "ein Bild der Hoffnung, an dem wir uns orientieren können", unterstrich die methodistische Pastorin: "Wie Gott den neuen Himmel und die neue Erde schaffen wird, das haben wir ihm als dem Schöpfer des alten Himmels und der alten Erde zu überlassen. Aber dass Gott unter den Menschen wohnt und bei uns Menschen ist, davon hat er uns mit Jesus schon einen Vorgeschmack gegeben." Daran könne man in allen Ohnmachtserfahrungen festhalten, so Handschin: "Wo wir diesem Jesus und seiner Art den Menschen zu begegnen und mit Gott in Beziehung zu bleiben auf der Spur sind, da wird etwas davon erfahrbar, dass Gott den Menschen nahe ist und unter ihnen wohnt."
Zugleich gehe es nicht nur um die Menschen allein, sondern um die gesamte Lebenswelt. Das verstehe man, "wenn wir Gott als den Schöpfer des Himmels und der Erde ernst nehmen", so Handschin.
Rund 320.000 Menschen haben am Freitag die vielfältigen Angebote der "Langen Nacht der Kirchen" genutzt. Insgesamt fanden 2.552 Veranstaltungen in 693 Kirchen und kirchlichen Einrichtungen in ganz Österreich statt. Alle 17 im Ökumenischen Rat der Kirchen vertretenen Kirchen beteiligen sich an der "Langen Nacht" vom Neusiedlersee bis zum Bodensee.
Quelle: kathpress