"Lange Nacht": Superintendent warnt vor gesellschaftlicher Spaltung
Ein positives Resümee der "Langen Nacht der Kirchen" hat der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist gezogen. Für ihn war auch diese Nacht wieder "ein wichtiges, wenn auch viel zu seltenes 'Fenster' zu den drängenden Fragen der Zeit", so Geist in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress. Er wolle vor allem vor einer gesellschaftlichen Spaltung in "gut" und "böse" bzw. "wir" und "ihr" warnen, so Geist. Das dürfe man nicht hinnehmen. Versöhnung zwischen Menschen und Lebenshaltungen könne nur durch Interesse aneinander und versöhnliche Zeichen beginnen.
Vor allem die ökumenische Gestaltung in der Justizanstalt Wien-Josefstadt habe zudem auf den Punkt, worum es auch der Evangelischen Kirche in der heutigen Zeit und in einer gespaltenen Gesellschaft geht. Ein vielfältig interessiertes Publikum lauschte den Informationen des Justizwachkommandanten Roland Hrdlicka. Die berührende Andacht von Gefängnisseelsorgerin Daniela Schwimbersky habe zudem einen Blick in die wahrhaftige Innenwelt der Gesellschaft und damit des Gefängnislebens in Österreich geboten.
Einen weiteren Höhepunkt dieser "Langen Nacht" stellte für Geist das Friedenszeichen in der Seestadt Aspern beim "Campus der Religionen" dar. Vertreter von sechs Religionsgemeinschaften berichteten von ihrer Weggemeinschaft und dem Lernen voneinander "auf Augenhöhe".
Der "Langen Nacht" werde es weiterhin auch gut tun, den Blick nicht nur auf Ökumene und interreligiöse Begegnungen zu legen, zeigte sich der Superintendent weiter überzeugt. Die Gesellschaft drohe, zwischen ideologischen Gruppen auseinanderzubrechen, auch solchen, die sich als atheistisch oder agnostisch begreifen. Daher sei es auch ein Auftrag der Kirchen, sich konstruktiv auf den Dialog mit jenen einzulassen, die "Religion an sich" ablehnen oder jede Form von öffentlicher Glaubensausübung bekämpfen, so der Superintendent.
Quelle: kathpress