Autor Lütz: Ratzinger-Buchklassiker gerade heute lesenswert
Der deutsche Theologe, Mediziner und Erfolgsautor Manfred Lütz hat den Buch-Klassiker "Einführung in das Christentum" von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. aus dem Jahr 1968 für ein breites Publikum neu aufbereitet. Über seine Motive erklärte er im Interview des "Vorarlberger KirchenBlattes" (aktuelle Ausgabe), die von Benedikt vor seinem Tod am Silvestertag 2022 noch selbst "persönlich approbierte" Neufassung sei eine Reaktion auf die Gefahr, dass die vor allem in Deutschland sichtbare "Krise der katholischen Kirche das Christentum selber mit in den Abgrund zu reißen droht", sagte Lütz. So ein Buch werde gerade jetzt für Christen gebraucht, "die nicht mehr wissen, was sie eigentlich glauben, und für Atheisten, damit sie die christlichen Grundlagen unserer Gesellschaft verstehen".
Die in alle Weltsprachen übersetzte "Einführung in das Christentum" von Joseph Ratzinger "war das glänzend geschriebene Buch eines jungen Theologen, das ein Weltbestseller wurde, weil es den christlichen Glauben für moderne Menschen verständlich machte", würdigte der noch von Papst Johannes Paul II. zum Vatikan-Berater ernannte Deutsche das Buch. Es sei aus einer Vorlesungsreihe entstanden, also für ein akademisches Publikum geschrieben worden. Mit dem Einverständnis des emeritierten Papstes habe er die "Einführung" für ein breiteres Publikum überarbeitet - ohne wissenschaftlichen Apparat, von Ratzinger kritisch beleuchtete "theologische Sackgassen" und schwer verständliche Fremdworte, erzählte Lütz. Aber die gesamte inhaltliche Substanz des Buches sei erhalten. "Damit es allgemein verständlich ist, habe ich es kritisch von meinem Friseur lesen lassen."
"Gottebenbildlichkeit" ist kulturprägend
Der Autor bestätigte, dass inzwischen auch "gescheiten Atheisten" angst und bange wird, dass das Christentum, das immer noch Werte-Grundlage der westlichen Gesellschaftsordnung ist, endgültig verdunsten könnte. Er verwies auf den Philosophen Jürgen Habermas, der für "rettende Übersetzungen" der jüdisch-christlichen Begrifflichkeit von der "Gottebenbildlichkeit" des Menschen plädiert, um den Menschenwürdebegriff zu fundieren. Viele würden heute nicht mehr wissen, dass die Vorstellung von der gleichen Würde jedes Menschen erst durch das Christentum die Welt erobert hat, erinnerte Lütz. Auch Mitleid sei eine christliche "Erfindung", denn die Griechen und Römer der Antike hätten kein Mitleid mit den Schwachen gekannt, "sondern nur Verachtung für Leute, denen die Götter kein Glück zugedacht hatten".
Lütz betonte, dass die Ratzinger-"Einführung" trotz der Tatsache, dass es mehr als ein halbes Jahrhundert alt ist, nicht in die Jahre gekommen sei: "Natürlich atmet dieses Buch noch den Optimismus eines jungen Theologen kurz nach dem II. Vatikanischen Konzil, aber seine Prognosen sind nüchtern und lesen sich heute manchmal atemberaubend aktuell", so der Autor. "Wenn mich morgen ein Atheist fragen würde, was er lesen solle, um zu erfahren, was der christliche Glaube ist, würde ich ihm ohne Zögern diese 'Kurze Einführung in das Christentum für alle' empfehlen."
Der Band "Joseph Ratzinger. Kurze Einführung in das Christentum" von Manfred Lütz erschien im Kösel Verlag, umfasst 256 Seiten und kostet rund 23 Euro.
Quelle: kathpress