Zulehner: Pfingstgebet für gerechten Frieden und Versöhnung
Es ist wichtig, beim Gottesdienst zu Pfingsten "den Heiligen Geist flehentlich und händeringend anzuflehen", dass er der Welt Frieden schenke: Den Auswüchsen und Folgen des "unsinnigen und völkerrechtswidrigen Krieges" in der Ukraine widmete der Wiener Theologe Paul Zulehner seine Predigt in der Basilika am Weizberg in der Oststeiermark. Am Sonntag wurde dort der geistliche Höhepunkt des diesjährigen Programms der "Weizer Pfingstvision" gefeiert.
Allerdings müsse das beharrliche Gebet um Frieden konkretisiert werden, hielt der mit Weiz seit Langem verbundene Theologe fest. Mit Blick auf die oft geforderten Friedensverhandlungen stellte Zulehner die Frage, wie ein wirklich gerechter Friede zustande kommen könne. "Nachdenkliche in Wissenschaft und Politik fragen, ob ein Friede wirklich gerecht ist, wenn er den völkerrechtswidrigen Angriff letztlich rechtfertigt und das Ende einer freien Ukraine mit sich bringt?" Dies wäre ein "totaler", aber kein gerechter Friede, zitierte Zulehner den slowakischen Literaten Michal Hvorecky.
Skeptisch äußerte er sich zur Forderung "idealistisch Friedensbewegter", die die sofortige Einstellung von Waffenlieferungen des Westens fordern. Die Meinungslage dazu sei vor allem in jenen Ländern Europas gänzlich anders, die 40 Jahre lang unter sowjetischer Diktatur gelitten hätten. Zulehner: "Kann man gar Papst Franziskus zustimmen, der zu einer Feindesliebe aufrief, die den Feind daran hindert, weiterhin Böses zu tun, und das notfalls mit militärischer Gegenwehr: also mit Waffen?"
"Viel zu viele Kriegsgewinner"
Scharfe Kritik äußerte Zulehner an den "viel zu vielen Kriegsgewinnern", die daran zweifeln ließen, ob wirklich alle Frieden wollen. Für die Wagner-Söldner sei "der Krieg das Geschäftsmodell; ihr Beruf ist Töten". Die Waffenindustrie habe noch nie so viel Gewinn gemacht wie 2022 und erwarte heuer noch mehr Profite. Und auch die Energiewirtschaft mache Übergewinne, wies Zulehner hin.
Das Gebet an den zu Pfingsten ausgeschütteten Heiligen Geist müsse somit eines sein, "das nicht nur das Schweigen der Waffen, unsere eigenen legitimen Anliegen, die Kriegsleiden, sondern einen gerechten Frieden und danach die mühsame Versöhnung der Völker im Blick hat", betonte Zulehner. Als Vorbild für Letzteres könnten die komplexen Erfahrungen der Versöhnungskommission in Südafrika unter Nelson Mandela und Desmond Tutu dienen. Der Weg zu solcher Vergebung, die letztlich Gnade sei, "ist lang und wird Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern", zeigte sich der Theologe illusionslos. Dennoch - auch der Welt von heute gelte Jesu Zusage, die den Pfingstgottesdienst in Weiz durchziehe: "Frieden, Frieden, Frieden sei mit euch!"
Quelle: kathpress