Die Pfingstnovene: Neuntägiges Gebet ab Christi Himmelfahrt
Nicht nur zu Pfingsten geht es um den Heiligen Geist, sondern schon die neun Tage davor stehen ganz im Zeichen der Geistsendung. Mit dem Feiertag Christi Himmelfahrt beginnt nämlich die Pfingstnovene, also ein neuntägiges Gebet, das auf Pfingsten hinführt.
Als das dritte der großen Feste des Kirchenjahres besitzt Pfingsten keine eigene Vorbereitungszeit, wie das zu Ostern mit der Fastenzeit oder zu Weihnachten mit dem Advent der Fall ist. Das hat wohl auch damit zu tun, dass das Pfingstfest in einem anderen Festkreis liegt, nämlich der österlichen Festzeit, deren Abschluss der Pfingstsonntag auch bildet. Umso stimmiger ist es, dass mit der Pfingstnovene schon über eine Woche im Voraus der Blick auf das bevorstehende Pfingsten und die Sendung des Heiligen Geistes gelenkt wird.
Der Ursprung dieser Pfingstnovene befindet sich dabei in der Apostelgeschichte: Im ersten Kapitel wird die Himmelfahrt Jesu erzählt, und im Anschluss daran heißt es über die Apostel: "Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern." (Apg 1,14) Vom Ölberg, an dem Christus in den Himmel auffährt, kehren die Apostel in die Stadt Jerusalem zurück - genauer gesagt dorthin, wo Jesus mit ihnen das letzte Abendmahl gefeiert hat. Dort, im "Obergemach", wie es in der Apostelgeschichte heißt, bleiben sie beisammen, um zu beten und um gemeinsam das zu erwarten, was der Auferstandene ihnen verheißen hat: die Sendung des Heiligen Geistes.
Besonders in der Barockzeit hat sich das neuntägige Gebet entwickelt. Es ist eine Gebetsform, um sich in ganz intensiver Weise auf ein Ereignis vorzubereiten. Solche neuntägigen Gebete werden auch Novenen genannt; dieser Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet nichts anderes als "neun". Novenen gibt es zu bestimmten Anlässen: Mancherorts ist die Lourdes-Novene verbreitet, die zum Fest Unserer Lieben Frau in Lourdes hinführt, das am 11. Februar gefeiert wird. Und manchmal werden Novenen auch in ganz eigenen, persönlichen Anliegen gebetet. Im Hintergrund steht die besondere Vorbereitung auf ein Ereignis durch eine täglich wiederkehrende Gebetsform.
Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist die Pfingstnovene auch ein fester Bestandteil des Kirchenjahres. So heißt es in der Grundordnung des Kirchenjahres aus dem Jahr 1969: "Die Wochentage nach Christi Himmelfahrt bis zum Samstag vor Pfingsten einschließlich bereiten auf die Herabkunft des Heiligen Geistes vor." Die Texte, die in diesen Tagen in der Liturgie verwendet werden, haben einen eigenen Charakter: Sie verweisen schon auf den Heiligen Geist oder bringen die Bitte um die Herabsendung des Heiligen Geistes ins Wort.
Auch das private Gebetsleben kann ab Christi Himmelfahrt im Zeichen der Vorbereitung auf Pfingstfest stehen. So gibt viele alte Texte und Gebete zum Heiligen Geist, die man in dieser Pfingstnovene wieder einmal bewusst beten oder singen kann.
Auseinandersetzung mit dem Heiligen Geist
Diese neun Tage sind eine Einladung, dem Beispiel der Jünger zu folgen: Als ihr Herr und Meister sie verlässt und in den Himmel auffährt, bleiben sie nicht resigniert zurück. Sondern sie beten um den Beistand, den ihnen der Auferstandene verheißen hat. Sie versammeln sich und bitten um den Heiligen Geist. Das kann auch ein Vorbild für die Gestaltung der Pfingstnovene heute sein: Man kann sich in diesem Zeitraum bewusst versammeln oder zum Gebet treffen und miteinander die Aussendung des Heiligen Geistes erflehen.
Die Pfingstnovene ist aber auch eine Gelegenheit, sich überhaupt einmal mit dem in Theologie und Spiritualität meist etwas vernachlässigten Heiligen Geist auseinanderzusetzen. Es lohnt sich der Frage nachzugehen, was die dritte göttliche Person der einen Dreifaltigkeit eigentlich für das eigene Leben bedeutet und wo sie uns begegnet.
Quelle: kathpress