Über die Entstehung des Pfingstfestes: 50 Tage Auferstehungsfreude
Das Osterfest ist nicht wie andere Feiertage einfach am Abend des Tages wieder vorbei. Sondern das Pascha-Mysterium - also die Feier von Jesu Leiden, Tod und Auferstehen, wie sie an Ostern begangen wird - dauert ganze sieben Wochen an. Schon in der frühen Kirche und damit kurz nach der Einführung des jährlichen Osterfestes, wurde die österliche Festzeit auf fünfzig Tage ausgedehnt.
Das Fest von Jesu Leiden, Tod und Auferstehen war für die Kirche von so zentraler Bedeutung, dass es nicht ausreichte, es an einem einzigen Tag oder in einer Woche zu feiern. Man hat einen sehr langen Zeitraum genommen, den man zur österlichen Festzeit erklärte, um die wichtige Bedeutung dieses Festes für das Christentum deutlich zu machen.
Besonders in den Abschiedsreden im Johannesevangelium spricht Jesus immer wieder davon, dass er den Heiligen Geist als Beistand für die Jünger senden wird, wenn er selbst nicht mehr in dieser Welt zugegen ist. Und in der Himmelfahrtserzählung der Apostelgeschichte sagt Jesus selbst: "Ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden." (Apg 1,5)
Ostern und Pfingsten, Auferstehung und Geistsendung stehen deshalb in einem sehr engen Zusammenhang. Den Textabschnitt aus dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte hat man daher schon sehr früh in der Verbindung mit Ostern gedeutet. Und dort heißt es, dass sich die Jünger zum jüdischen Wochenfest versammelt hatten (Apg 2,1). Dieses Fest, das bis heute noch Shawuot heißt, wird fünfzig Tage nach dem Pascha-Fest begangen. Der Termin für das christliche Pfingstfest war somit klar: Es musste sieben Wochen nach dem Osterfest begangen werden.
Schon bei Ambrosius von Mailand (340-397) hören wir, wie diese österlichen Festwochen ausgestaltet wurden: "Darum eben haben wir der Überlieferung der Vorfahren zufolge sämtliche fünfzig Tage bis Pfingsten als Ostertage zu feiern, indem der Anfang der achten Woche Pfingsten bringt." (Lukaskommentar 8,25)
Die Zeit von Ostern bis Pfingsten wurde somit als ein einziger Sonntag verstanden, also als eine einzige heilige Festzeit. Und zunehmend entwickelte sich ab dem 4. Jahrhundert auch der die Osterzeit abschließende Sonntag als ein eigenständiges Fest des Heiligen Geistes heraus. Das Pfingstfest wurde an die anderen christlichen Festtage angeglichen, erhielt eine Oktav und zwei bis drei arbeitsfreie Tage. Der heutige Pfingstmontag, wie er in Österreich begangen wird, ist noch ein Überbleibsel dieser alten Feierform.
Kein isoliertes Fest
Das Zweite Vatikanische Konzil legte vor allem Wert darauf, den Zusammenhang zwischen Pfingsten und dem Osterfest wieder stärker zu betonen. Pfingsten ist eben kein isoliertes Fest, sondern steht in einem untrennbaren Zusammenhang mit den österlichen fünfzig Tagen.
Mit anderen Worten: Pfingsten ist ein österliches Fest. So wird der Pfingstsonntag auch manchmal als der "achte Ostersonntag" bezeichnet, weil er eben ein Sonntag in der Osterzeit ist und diese zugleich abschließt.
Das das Hochgebet einleitende Vorgebet (Präfation) vom Pfingstsonntag bringt diese Verbindung zum Osterfest noch einmal deutlich zum Ausdruck, wenn es dort heißt: "Denn heute hast du das österliche Heilswerk vollendet, heute hast du den Heiligen Geist gesandt über alle, die du mit Christus auferweckt und zu deinen Kindern berufen hast." Damit klingt die Osternacht nach und die Feier der Taufe, die in ihr gespendet wird: Wer ins Wasser der Taufe hinabsteigt, stirbt mit Christus und wird mit ihm zu neuem Leben auferweckt und ein Kind Gottes.
Bis heute gibt es ein augenfälliges Zeichen, welches den Pfingstsonntag als Ende der Osterzeit noch einmal hervorhebt. Nach dem letzten Gottesdienst am Pfingstsonntag wird die Osterkerze zum Taufstein gebracht. Seit der Osternacht hatte sie ihren Platz im Altarraum der Kirche und wurde zu allen Gottesdiensten entzündet.
Jetzt brennt sie nur noch zu bestimmten Anlässen, wie bei Taufen oder Beerdigungen. Die österliche Festzeit ist eben beendet, und mit dem Pfingstmontag beginnt wieder die Zeit im Jahreskreis.
Quelle: kathpress