Caritas fordert deutliche Erhöhung der Ausgleichszulage
Weil die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung nicht ausreichen, um armutsgefährdete Menschen zu unterstützen, appelliert die Caritas an die Politik, mit strukturellen Maßnahmen, Betroffenen langfristig zu helfen. Konkret forderte die Hilfsorganisation am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien eine Erhöhung der Ausgleichszulage von 1110,26 Euro auf die Armutsgefährdungsschwelle von 1392 Euro. "Einzelmaßnahmen reichen nicht mehr aus, um Menschen aus der Armutsspirale zu retten", mahnte Caritas-Österreich-Generalsekretärin Anna Parr. Die Maßnahme würde die Armut in Österreich um ein Drittel reduzieren, das habe man mithilfe einer Studie berechnen lassen, so Parr.
Die Situation für die 201.000 Menschen, die in Österreich als besonders armutsbetroffen gelten, verschärfe sich von Tag zu Tag. "Als Caritas sind wir Seismografen unserer Gesellschaft, weil wir bei den Menschen sind und sehen, dass die Not in Österreich zunimmt", betonte Parr. Das zeige sich etwa in den Lebensmittelausgabe- und Sozialberatungsstellen der Hilfsorganisation, wo der Zustrom Hilfe suchender Menschen ungebrochen zunehme, schilderte die Generalsekretärin die angespannte Situation.
Die Bundesregierung habe in den letzten Monaten viele wichtige Maßnahmen gegen die Teuerungswelle gesetzt, "ohne diese Hilfen wäre die Armut in Österreich weiter gewachsen", stellte Parr fest. Es werde aber immer deutlicher, dass es langfristige, strukturelle Maßnahmen benötige. "Unser Sozialsystem hat Risse bekommen und ist nicht mehr das sichere, letzte Auffangnetz", so die Generalsekretärin.
Maßnahme hochwirksam
Eine Anhebung der Ausgleichszulage wäre eine hochwirksame Maßnahme. Das zeigen Berechnungen, die das Europäische Zentrum für Sozialpolitik und Forschung im Auftrag der Caritas durchgeführt hat. "Die Ausgleichszulage ist ein zentraler Hebel", sagte Studienautor Michael Fuchs. Die Studie geht konkret von 280 Euro pro Monat aus, die nötig sind, um die Ausgleichszulage auf die Höhe der Armutsgefährdungsschwelle zu heben. Davon profitieren würden 1,1 Millionen Menschen in Österreich, mit 49 Prozent wären dies vorwiegend Frauen, aber auch Kinder (14 Prozent), so Fuchs.
Den Kosten von rund 2,3 Milliarden Euro für diese Erhöhung seien letztlich auch die volkswissenschaftlichen Kosten von Armut und Benachteiligung gegenüberzustellen, so der Wissenschaftler. "Empirische Studien kommen zu dem Ergebnis, dass eine verringerte soziale Ungleichheit nicht nur für die Gesellschaft als Ganzes und jedes ihrer Mitglieder von Vorteil ist, sondern auch für Wirtschaft und Umwelt", betonte Fuchs. Somit stelle sich Armutsbekämpfung und Umverteilung auch als gesamtgesellschaftlicher Nutzen dar.
Abschließend appellierte Generalsekretärin Parr an die Politik, endlich langfristige Maßnahmen zu setzen. "Die Bundesregierung hat es in der Hand, ihrem Ziel der Halbierung der Armut näherzukommen." Eine Erhöhung des "Mindeststandards" der Ausgleichszulage würde über einer Million Menschen wieder eine Perspektive geben "und die Ungleichheit in unserer Gesellschaft zwischen Mann und Frau ebenso wie Arm und Reich eindämmen".
Quelle: kathpress