Kirchen laden am 2. Juni wieder zur "Langen Nacht der Kirchen"
Vom Bodensee bis zum Neusiedlersee öffnen am Freitag, 2. Juni, wieder die Kirchen in Österreich ihre Türen zur "Langen Nacht der Kirchen". In rund 700 Kirchen und kirchlichen Einrichtungen werden dabei bis zu 3.000 Einzelveranstaltungen geboten, wie die Veranstalter am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien mitteilten. Ab 17.50 Uhr läuten die teilnehmenden Kirchen die "Lange Nacht" ein. Der Beginn des Programms, das in manchen Kirchen bis weit nach Mitternacht andauern wird, ist 18 Uhr. Die Besucherinnen und Besucher können dabei von Musik der verschiedensten Stilrichtungen, Diskussionen und Talks über Gott und die Welt sowie Meditationen und Gebete erleben.
"In dieser Nacht geht es vor allem auch darum, Zukunftsmut zu tanken", so der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. Er war am Montag bei der Pressekonferenz via Videostatement zugeschaltet. In der von Krisen geprägten Gegenwart suchten die Menschen nach Orientierung und Zuversicht, so Glettler über eine der wichtigsten Aufgaben der "Langen Nacht".
Für den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRKÖ) betonte die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler die Bedeutung der "Langen Nacht". Überall würden neue Grenzen aufgehen, in den Kirchen würden hingegen die Türen aufgemacht, so Bachler. Zudem verwies sie auf den inneren Zusammenhang des anstehenden Pfingstfestes (28. Mai) und der "Langen Nacht" wenige Tage später.
Die ökumenische Dimension der "Langen Nacht" hob auch der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) hervor. "Keine Kirche kann für sich den Anspruch erheben, die ganze Wahrheit zu besitzen." Es gelte, in Demut aufeinander zuzugehen und voneinander zu lernen, stellte der Vertreter der Serbisch-Orthodoxe Kirche von Österreich-Schweiz-Italien klar. Die "Lange Nacht der Kirchen" sei folglich "eine ausgezeichnete Möglichkeit, in der Ökumene weitere Schritte zu gehen".
Der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki sprach ebenfalls von einer ökumenischen Erfolgsgeschichte. Fundament für das Gelingen der "Langen Nacht" seien die vielen persönlichen Beziehungen. Sein Dank gelte vorrangig den unzähligen Mitarbeitenden in den Pfarren und kirchlichen Einrichtungen, die dieses kirchliche Großereignis erst möglich machten.
Die Gründerin der "Vinzirast", Cecily Corti, wies in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass es viele Menschen gebe, die die Welt zum Besseren verändern wollten. In diesem Bemühen sei freilich Gemeinschaft ganz besonders wichtig, so Corti über ihre Erfahrungen. Auch in ihrem Engagement sei eine Frage leitend gewesen: "Wie bringe ich mehr Mitmenschlichkeit in die Welt?" Corti wird in der "Langen Nacht" in der Pfarre Hinterbrühl über ihr Engagement berichten.
18. Lange Nacht in Wien
In Wien findet die Lange Nacht der Kirchen 2023 zum achtzehnten Mal statt, mit einer coronabedingten Zwangspause 2020 seit 19 Jahren. Hier erwarten die Besucherinnen und Besucher fast 1.000 Programmpunkte in den 190 teilnehmenden Kirchen.
Ein inhaltlicher Höhepunkt der Wiener Kirchen ist u.a. der Vortrag zum Thema "Klimakatastrophe: Bocken und Blocken als letzte Chance?", bei dem in der Jesuitenkirche der deutsche Jesuit Jörg Alt um 19:30 Uhr über seinen Protest spricht. Alt macht als "Klimapater" seit Monaten Schlagzeilen, da er die Straßenblockaden der "Letzten Generation" unterstützt und dabei selbst Geld- und Gefängnisstrafen riskiert. "Diese Aktionen sind vielleicht der letzte Weckruf, wenn die Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad überhaupt noch eine Chance haben soll", so Alt, der bei der Pressekonferenz am Montag in Wien live zugeschaltet war.
In der Deutschordenskirche im ersten Bezirk dreht sich der ganze Abend um brennende aktuelle Fragen wie "Sind Journalismus und Medien noch glaubwürdig?", "Angst und Angstmacherei. Für eine Wirtschaftspolitik, die Hoffnung macht", "Klimakrise: Haben wir noch eine Chance?" oder "Wissenschaft: Wem/Was kann man noch glauben?" Mit dabei sind u.a. der Medizinethiker Mathias Beck, P. Franz Helm von "Religions for Future" und der Journalist Christian Schüller. Die Lange Nacht wird in der Deutschordenskirche um Mitternacht mit einem ökumenischen Gebet beendet. Veranstalter ist der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich.
Die "Lange Nacht der Kirchen" findet nicht nur in Österreich statt, sondern am gleichen Tag auch in Südtirol, Tschechien und in einigen Kantonen der Schweiz. In Südtirol nehmen 47 Kirchen (103 Veranstaltungen), in Tschechien knapp 1.700 Kirchen (fast 5.500 Veranstaltungen) und in der Schweiz ca. 750 Kirchen (ca. 2.350 Veranstaltungen) teil. Auch die Termine der nächsten Veranstaltungsreihe stehen bereits fest: 7. Juni 2024 und 23. Mai 2025. (Infos: www.langenachtderkirchen.at)
Nach Corona-Pause wieder in der Steiermark
Nach dreijähriger Corona-Pause findet die "Lange Nacht der Kirchen" heuer wieder in der Diözese Graz-Seckau statt. "Von 18 bis 24 Uhr werden in der Steiermark rund 100 Kirchen, Klöster und Institutionen geöffnet sein und in mehr als 350 Programmpunkten zeigen, wie abwechslungsreich, überraschend und unerwartet Kirche sein kann", teilten die Organisatoren am Montag bei einer Pressekonferenz in Graz mit. In der Steiermark beteiligen sich demnach heuer neben der katholischen Kirche auch die evangelische, die koptisch orthodoxe und altkatholische Kirche sowie die Baptistengemeinde Graz an dem ökumenischen Großevent am 2. Juni.
Das Angebot unter dem Motto "Denn auf den Tag folgt die Nacht, doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit", sei vielfältig, so die Programmkoordinatorin für die "Lange Nacht" in der Steiermark, Constanze Grininger-Ofner. Am Programm stehen Konzerte von klassischer Musik bis Beatboxen, eine Stofftiersegnung, Lesungen, Turmführungen, Vorträge, Workshops, Wanderungen und Radtouren. "Viele Kirchen und Orte werden zugänglich sein, die normalerweise versperrt sind", so Grininger-Ofner.
Die "Lange Nacht der Kirchen" sei das größte ökumenisch getragene Programm in Österreich, betonte Christian Leibnitz, Grazer Stadtpfarrpropst und Vorsitzender des ökumenischen Forums in der Steiermark. Der Event sei tolle Chance, die Vielfalt von Kirche zu erleben, die weit über die Gottesdienste hinausreiche, so der Propst.
Rockmusik, Märchen und Ökumene-Bus in Salzburg
Auch die Erzdiözese Salzburg präsentierte am Montag ein reichhaltiges Programm für die "Lange Nacht der Kirchen" am 2. Juni. Die breite Palette reiche von Lichtinstallationen in Kirchen über einen Märchenerzähler in den Katakomben von St. Peter und Musik von Nino aus Wien in der Kirche St. Andrä sowie "Wortakrobaten" in der Kollegienkirche hin zum Sommernachtstheater im Mirabellgarten, informierte Anna Tiefenthaler, gemeinsam mit Sebastian Riedel Koordinatorin des kirchlichen Großevents in Salzburg. "Damit Kirche wieder schmackhaft wird, gibt es die 'Lange Nacht' mit ihrem innovativen Programm", betonten die Programmverantwortlichen in einer Aussendung. Das Motto "Nachthell. Mutig ins Morgen!" sei auch als Hoffnungsbotschaft zu verstehen.
Christopher Woschitz werde dieses Motto in der Kollegienkirche in einer "Symphonie von urbaner Kunst und moderner Technik" performen, kündigte Riedel an. Besucherinnen und Besucher könnten in Literatur-, Theater- und Kunstworkshops ihren eigenen kreativen Potenzialen Ausdruck verleihen. Den Mehrwert des Programms bilde ein "Sowohl-als-Auch" von Tradition und Innovation. "Den Kirchenraum rocken" werden in der Pfarrkirche St. Andrä außer dem Nino aus Wien auch die österreichische Soul- und Popsängerin Maddy Rose, das Salzburger Duo Loveboat und die Band Coperniquo, so die Veranstalter. "Als Rockband, die sonst eher draufhaut, in einem Ort der Stille spielen zu dürfen, ist spannend", freute sich Michael Mörthe, Leadsänger von Coperniquo.
Salzburger Fiaker und der historische O-Bus 123 werden wie gewohnt für Interessierte unterwegs sein, informierte Anna Tiefenthaler. Neu im Programm ist heuer der Ökumene-Bus, der ermöglicht, die Standorte der verschiedenen christlichen Kirchen kennenzulernen. Beginn des Programms, das in manchen Kirchen bis weit nach Mitternacht andauern wird, ist 18 Uhr.
Ökumenischer Fokus in Oberösterreich
In Oberösterreich öffnen am 2. Juni bereits zum 17. Mal rund 100 Kirchen, Kapellen und kirchliche Einrichtungen ihre Türen und laden mit fast 300 Veranstaltungen zum Mitmachen, Genießen und Innehalten ein. Der Event setze "ein kräftiges Zeichen einer offenen, ökumenischen und vielfältigen Kirche", teilten die Verantwortlichen der Diözese Linz am Montag bei einer Pressekonferenz in der Landeshaupstadt mit. Interessierte erwarte von 19.00 bis 24.00 Uhr ein Programm mit. u.a. speziellen Kirchenführungen und Turmbesteigungen, Kirchen-Kabarett und Kino, Escape-Room und Schnitzeljagd sowie Zauberkünste.
"Die Lange Nacht der Kirchen beleuchtet als ökumenisches Projekt die Buntheit der verschiedenen christlichen Kirchen in Oberösterreich", sagte Gudrun Becker, Ökumene-Referentin der Diözese Linz. So beteiligen sich an der Großveranstaltung 10 christliche Kirchen. Die "Lange Nacht" lade dazu ein, die Besonderheiten und Schätze von christlichen Gemeinschaften zu entdecken sowie das Gemeinsame und Verbindende aller Christinnen und Christen zu feiern.
Im Sinne der ökumenischen Ausrichtung der "Langen Nacht" bildet traditionell eine ökumenische Vesper im Linzer Mariendom um 19.00 Uhr den Auftakt zur "Langen Nacht der Kirchen". Musikalisch gestaltet wird sie vom Chor der Altkatholischen Gemeinde Linz und der Linzer Dommusik. Fragen zu den unterschiedlichen Konfessionen können in der "ökumenischen Begegnungszone" auf dem Martin-Luther-Platz in Linz im Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der christlichen Kirchen geklärt werden.
Quelle: kathpress