Erzbischof Lackner zu Christi Himmelfahrt: Glaube bleibt Wagnis
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat zum Fest Christi Himmelfahrt auf das Spannungsfeld zwischen Faktizität und Hoffnung hingewiesen. "Authentisch glauben bedeutet in dieser Spannung von Faktizität und Hoffnung zu bleiben, diese nicht einseitig aufzulösen", sagte Lackner in seiner Predigt im Gottesdienst am Donnerstag im Salzburger Dom. Insofern könne Glaube nie zu etwas wie einem "Fixbestand" werden, Glaube und Zweifel gehörten zusammen, so der Erzbischof: "Glaube ist und bleibt Wagnis".
Oft höre Lackner den Satz "Ich habe meinen Glauben." Er selbst könne das nie vollständig glauben. "Da fehlt die Spannung, das Wagnis - wo ist das Ringen, wo ist die Sehnsucht?", sagte der Erzbischof. Selbst unter den Jüngern hätten im Anblick des auferstandenen Herrn"einige aber Zweifel", erinnerte Lackner. "Der Glaube, als ein Akt des Vertrauens und der Hingabe, blieb den Jüngern selbst im dichten Moment der direkten Berührung nicht erspart." Davon zeuge der Zweifel. "Gott in direkter Berührung ist nicht anders zu erreichen, als durch das Wagnis des Glaubens. Das war damals und ist auch heute so."
Das sei für Lackner "der Raum des Glaubens". Glaube heiße nach dem Hebräerbrief zwar "Feststehen", "überzeugt sein", das sei aber nicht gemeint als ein Feststehen auf einem Felsen, sondern feststehen in der "Hoffnung". "Der alles tragende Grund des Glaubens ist die Hoffnung. Und Hoffen heißt Vertrauen haben auf das, was man nicht sieht." Glaube stehe "so gesehen auf einem eher wackeligen Grund". Er sei so etwas wie ein "Dazwischen-sein, zwischen hier und dort, zwischen Erde und Himmel."
Sehnsucht ist entscheidend
Das werde auch bei der letzten Begegnung Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Himmelfahrt deutlich. So führte Jesus diese auf einen Berg, wo sie vor dem Auferstandenen niederfielen. "Einige aber hatten Zweifel", heißt es dann, für Lackner eine "bemerkenswerte Feststellung": "Auf der einen Seite Jünger, die vor Begeisterung beim Anblick ihres geliebten Herrn niederfallen. Eine Begegnung, die man sich nur wünschen kann. Auf der anderen Seite, trotz direkter Berührung (mehr Evidenz ist nicht möglich), Jünger, die ihre Zweifel haben." Der Zweifel werde gemeinhin gern als Unglaube gedeutet. "Dem ist aber nicht so. Vielmehr scheint mir der Zweifel selbst Gläubigen ein nicht unangenehmer Wegbegleiter zu sein."
Was ihn, Lackner, seit seiner Vorbereitung auf das Priesteramt begleite, sei die Sehnsucht. "Die Sehnsucht, Gott zu lieben und für die Menschen da zu sein, die Er mir anvertraut." Das erscheine im ersten Moment etwas wenig zu sein. "Heute weiß ich, es ist sehr viel. Es ist der Glaube, die Hoffnung, die Sehnsucht, das Ringen im Wechselspiel von Finden und Suchen, vor allem aber auch der in der Sehnsucht verborgene ehrliche Zweifel, vornehmlich in der Form des Selbstzweifels." So sei es auch bei den zweifelnden Jüngern gewesen. "Wahrscheinlich waren es sogar alle, die es in ihren Herzen nicht fassen konnten, aber Sehnsucht fühlten, zu verstehen." Jesus habe gewissermaßen gerade diese aufgefordert, hinauszugehen in die Welt, die Frohe Botschaft zu verkünden, so Lackner abschließend.
Quelle: kathpress