Zulehner würdigt Krätzl als "Bischof der Weltoffenen"
Als einen "Bischof der Weltoffenen" hat der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner den am 2. Mai im 92. Lebensjahr verstorbenen Wiener Weihbischof Helmut Krätzl aus Anlass von dessen Beisetzung am Montagabend im Stephansdom gewürdigt. Mit der Grablegung Krätzls vollziehe sich zugleich und endgültig das "Ende der Ära König", schreibt Zulehner in seinem Blog (https://zulehner.wordpress.com). Mit ihm verliere die "Allianz der Kirchenreformer ihren bischöflichen Anwalt".
Als "feuriger Verfechter des Konzils" habe Krätzl die Fähigkeit ausgezeichnet, "Mystik der Liturgie und Politik im Einsatz für eine menschliche Welt stets gediegen (zu) verweben", so Zulehner weiter. Lange vor Papst Franziskus und dem Synodalen Prozess habe Krätzl schon für eine "kollegiale Leitung" der Kirche ohne Aushebelung der amtlichen Letztverantwortung plädiert. Auch darin sei Krätzl von bleibender Aktualität, so Zulehner.
Die Unbeugsamkeit habe Krätzl letztlich dann aber einen "Karriereknick" gebracht, insofern er eben nicht 1986 der "logische Nachfolger" von Kardinal Franz König als Erzbischof von Wien wurde, sondern Weihbischof blieb. Dies habe ihn allerdings weniger getroffen als der Schaden, "den kurzsichtige römische Bischofsernennungspolitik der Kirche in Österreich zugefügt hatte", so Zulehner. Durch die Ernennungen der Bischöfe bzw. Erzbischöfe Hans Hermann Groër (1919-2003), Georg Eder (1928-2015), Klaus Küng (*1940), Kurt Krenn (1936-2014) und Andreas Laun (*1942) sollte schließlich in Österreich eine "Kurskorrektur" einer unter König vermeintlich zu weit "nach links" gerückten Kirche erfolgen.
Krätzl sei dabei "hoch anzurechnen", dass er "unbeugsam auf Konzilskurs blieb, die das Konzil ausbremsende Entwicklung weiterhin kritisch beurteilte und dennoch unverdrossen grundloyal geblieben ist", schreibt Zulehner weiter. Und so gelte es heute die Verdienste des Verstorbenen zu würdigen: "sein enormer Einsatz für die Ökumene (ich denke an die legendären Ökumenischen Morgenfeiern 1968-1979), für die Schulbildung, für die Bibel, den Sozialhirtenbrief und nicht zuletzt für die Armen". Allesamt "edle Früchte des Konzils" - und so schloss Zulehner seinen Nachruf mit einem kurzen "Danke, Helmut!"
Quelle: kathpress