KAÖ: Pfingsten ist Anstoß zu Erneuerung in Kirche und Gesellschaft
Pfingsten ist ein "unterschätztes Fest" - dabei birgt die mit diesem mit dem Aussenden des Heiligen Geistes, mit Gemeinschaftsbildung und Mut in der Urkirche verbundene Fest viel Potenzial für Erneuerung in Kirche und Gesellschaft. Darauf haben der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, und die KAÖ-Vizepräsidentinnen Katharina Renner und Brigitte Knell bei einem Pressegespräch unter dem Titel "Pfingsten macht neu!" am Montag in Wien hingewiesen. Als Anliegen formulierten sie dabei u.a. eine Neuausrichtung der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit, eine auf Schwächere ausgerichtete, durch Vermögensbesteuerung finanzierte Politik und eine synodalere Kirche, die Frauen mehr Verantwortung einräumt.
Ihre gesellschaftspolitischen Erneuerungs-Impulse deponiert das KAÖ-Leitungs-Trio seit einigen Wochen in Begegnungen mit Verantwortungsträgern in Politik und Wirtschaft - etwa mit Vertretern von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, mit Arbeiterkammer und der Parteispitze von NEOS und Grünen. Festgehalten sind die KAÖ-Vorschläge in den fünf Dossiers "Arbeit und soziale Fairness", "Der Weg zum Frieden", "Ökologische Umkehr und Mitweltgerechtigkeit", "Beteiligung und Mitverantwortung" sowie "Geschlechtergerechtigkeit", die im Vorjahr im Zuge des weltkirchlichen Synodalen Prozesses erarbeitet und bei den Treffen diskutiert werden, berichtete Kaineder im Begegnungszentrum "Quo vadis?" der Ordensgemeinschaften.
Dass Forderungen wie die in Österreich unterdurchschnittliche Besteuerung von Vermögen oder die ausdrückliche Solidarisierung der kirchlichen Laienorganisation mit den Anliegen der "Klimakleber" dabei auch auf Widerspruch stoßen, liege in der Natur der Sache. "Ein Zeichen von Lebendigkeit" nennt Kaineder die Kontroversen. Dass sich die Katholische Aktion gesellschaftspolitisch zu Wort meldet, sei ihr Anspruch und Auftrag. Ihr Präsident sprach sich dabei für gut ausgeleuchtete Räume öffentlicher Auseinandersetzung aus, wozu die KAÖ einen Beitrag leisten wolle. Auch mit der FPÖ, mit der bei vielen Themen Meinungsunterschiede herrschen, werde der Dialog gesucht. Das hindere nicht daran, klar gegen Rechtspopulismus die Stimme zu erheben, wie KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner versicherte.
Klimaprotest ist "Stachel im Fleisch"
Laut der Wiener Theologin und Soziologin muss darauf reagiert werden, dass die vorherrschende Art des Wirtschaftens an "planetare Grenzen" geführt habe. Die Klimaforschung würde keinesfalls übertreiben, und gegen die Umweltzerstörung reiche privates Engagement längst nicht aus - es brauche wirtschaftspolitische Weichenstellungen zugunsten einer Neuausrichtung. Die Protestaktionen der "Letzten Generation" bezeichnete Renner als notwendigen "Stachel im Fleisch", eine "ökologische Transformation" sei überfällig.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde nach Überzeugung der KAÖ der beschämenden Tatsache entgegentreten, dass im reichen Österreich viel zu viele armutsgefährdet sind, und neue Kräfte für ehrenamtliches Engagement und soziale Kreativität freimachen. Renner forderte auch mehr Steuergerechtigkeit angesichts des Umstands, dass Österreichs Staatshaushalt nur zu 1,3 Prozent aus Vermögenssteuern finanziert werde - 5 Prozent seien es im EU-Durchschnitt. Die bis zu fünf Mrd. durch eine Anhebung lukrierbaren Euro sollten schwächeren Bevölkerungsgruppen wie Arbeitslosen oder Alleinerziehenden zugute kommen.
KAÖ-Vizepräsidentin Brigitte Knell forderte Neuerungen auch im Blick auf das Thema Frauen in der Kirche: "Da braucht es viel Pfingsten!" Wenn es um Übernahme von Verantwortung in der katholischen Kirche gehe, hätten 50 Prozent ihrer Mitglieder "das falsche Geschlecht", monierte Knell. Sie wisse von vielen, gerade jungen Frauen, die für sich keinen Platz in einer klerikalen, männerzentrierten Kirche fänden und dieser den Rücken kehrten. Es sei aber alles andere als "katholisch" (weltumspannend, Anm.), auf einen "heiligen Rest" zu setzen.
Auch Ferdinand Kaineder bezeichnete Synodalität, also Teilhabe und Mitverantwortung, als einem Christentum in der Spur Jesu entsprechende "Körpersprache". Ein geschwisterliches Miteinander sei in den ersten Jahrhunderten der Kirche, zur Zeit der Verfolgung, geradezu ihr Spezifikum gewesen. Er habe den Eindruck, dass der vom Papst ausgerufene Synodale Prozess aktuell "erlahmt" sei und Kirchenreformanliegen "marginalisiert" würden, bedauerte der KAÖ-Präsident. Er wünscht sich mehr Mut seitens der österreichischen Bischöfe, für bei Befragungen zutage getretene Reformwünsche der Kirchenbasis in Rom auch einzutreten. Auch müsse in der Kirche mehr gewählt werden, verwies Kaineder auf das aus einer Wahl hervorgegangene Trio von Vertretenden des Laienapostolats.
Das nahende Pfingstfest sei für die KAÖ ein Ansporn, sich gegen "Schieflagen" in Gesellschaft und Kirche und für Fairness und Gerechtigkeit einzusetzen, betonte Kaineder. Die Orientierung an Jesus gebe dabei die Richtung vor.
Quelle: kathpress