Linzer Bischofsvikar: Ordensrückgang ist auch spiritueller Verlust
Mit dem Rückgang der Orden in Oberösterreich ist auch ein spiritueller Verlust verbunden. Das räumte Bischofsvikar Adi Trawöger, der in der Diözese Linz unter anderem für die Orden zuständig ist, im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Wochenend-Ausgabe) ein. Trawöger ortete für den Rückgang mehrere Gründe dafür. Zum einen liege es an der demografischen Entwicklung, es gebe grundsätzlich weniger junge Menschen. Zudem gebe es die Entwicklung, "dass die Bereitschaft, sich längerfristig an eine Gemeinschaft zu binden, stark abgenommen hat. Das hängt wiederum davon ab, wie Kirche, wie Ordensgemeinschaften generell gesehen werden." In Summe führe das dazu, "dass es einen markanten Rückgang gibt".
Der Rückgang der Berufungen sei bei den Frauen noch massiver als bei den Männern, sagte Trawöger. "Zudem haben wir eine Überalterung. Daher ist es manchen Orden nicht mehr möglich, die Niederlassungen zu halten." Es gebe Schulen und weitere Einrichtungen, die nicht mehr betrieben werden können. "Aber es fallen auch Ansprechpartner für die Menschen weg - wie in Gmunden. Die Karmelitinnen waren ein Ort, wohin Menschen mit ihren Nöten hingehen konnten. Es ist auch ein spiritueller Verlust, der eine Auswirkung auf die Gesellschaft hat."
Gab es 2017 in Oberösterreich noch 25 Männerorden mit 300 Ordensmännern sowie 21 Frauenorden mit 698 Ordensfrauen, sind es heute - bereits ohne die Trappisten in Engelhartszell - nur noch 16 aktive Männerorden mit 226 Ordensmännern und 18 Frauenorden mit 566 Ordensfrauen. Die Trappisten haben dieser Tage angekündigt, ihren Konvent in Stift Engelszell zu schließen. Erst vor kurzem haben die letzten Karmelitinnen Gmunden verlassen und auch die Jesuiten ziehen sich aus Linz zurück.
In vielen Fällen würden die geschaffenen Werke im Sinne der Ordensgemeinschaft von Laien weitergeführt, betonte Trawöger: "Das ist zum Beispiel bei den Kreuzschwestern der Fall oder beim Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Wenn kein Ordensbruder mehr da sein kann, dann geht es dennoch im Sinne der Ordensgemeinschaft weiter." Hier hätten die Ordensgemeinschaften gut vorgesorgt. Aber, so der Bischofsvikar: "Es ist ein Unterschied, ob jemand mit seinem ganzen Wesen, seiner ganzen Person dafür steht, oder ob es sich um einen Angestellten handelt. Man muss schon sagen: Es fehlt etwas."
Quelle: kathpress