Caritas zur Pflege: Politik hat viel getan, aber noch nicht genug
Die Politik hat viel getan, um dem Pflegenotstand in Österreich zu begegnen - aber noch nicht genug. Das war der Tenor eines ZIB2-Interviews am Sonntagabend mit der Generalsekretärin der Caritas Österreich, Anna Parr, etwa ein Jahr nach der von der schwarz-grünen Bundesregierung präsentierten Pflegereform. Es sei "vieles auf den Weg gebracht" worden, wichtige weitere Maßnahmen im Pflege- und Betreuungsbereich seien aber notwendig. Und manche der von der Regierung im Vorjahr beschlossenen Reformen seien nicht nachhaltig finanziert und bedürften einer Einigung in den laufenden Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Ländern. Der Fokus müsse auf die in Zukunft absehbar pflegebedürftigen Menschen, aber auch auf die Pflegenden gerichtet sein, so Parr.
Wichtig wäre es aus Sicht der Caritas, den bestehenden "Fleckerlteppich" mit gemäß der Bundesländerzahl unterschiedlichen Regelungen im Pflegebereich durch ein einheitliches System zu ersetzen. Der im Zuge der Pflegereform gesetzte Ausbildungsschwerpunkt müsse ambitioniert weitergeführt werden, um den enormen Personalbedarf in den kommenden Jahren decken zu können. Parr sprach von einer doppelten Herausforderung einerseits durch das immer höhere Durchschnittsalter der Bevölkerung und andererseits durch Pensionierungen in diesem Berufsfeld, die bis zu einem Drittel der aktuell Pflegenden betreffe. Es brauche eine bessere Bezahlung und auch eine Aufwertung des Images des Pflegebereichs - in den laut Parr auch Sozialbetreuungsberufe stärker einfließen sollten.
Der Bonus von aktuell 1.500 Euro pro Jahr für pflegende Angehörige - laut Caritas-Angaben immerhin 800.000 Menschen in Österreich - entspreche nur 4,10 Euro pro Tag und sollte erhöht werden, um wirklich wirksam zu sein. Die Generalsekretärin forderte weitere Entlastungen dieser "wichtigen Säule" durch Tageszentren oder den Ausbau mobiler Pflege.
Caritas legte Fünf-Punkte-Programm vor
Erst vergangene Woche hatte Caritas-Präsident Michael Landau anlässlich des Tags der Pflege (12. Mai) die Pflegereform der Bundesregierung einer kritischen Prüfung unterzogen: "Die Pflegereform wird uns nicht aus jener Krise leiten, in die wir immer weiter schlittern." So würden zwar viele Maßnahmen wirken, jedoch ließen einige auf die versprochene Wirkung warten, andere erschienen "rückblickend eher medienwirksam als systemverändernd", bemängelte Landau.
Die Caritas präsentierte zugleich ein "Fünf-Punkte-Programm für das Pflegesystem mit Zukunft", das u.a. eine bundesweite Harmonisierung des Gesamtsystems, Verbesserungen für im Pflegesystem arbeitende Menschen sowie den Ausbau der Ausbildungsoffensive von Sozial- und Gesundheitsberufen vorsieht. Neben der Wertschätzung brauche es nachhaltige Maßnahmen und ein Pflegesystem, "das Versorgungssicherheit auch über 2030 hinaus garantiert", hieß es.
Quelle: kathpress