Caritas: Pflegebereich braucht konkrete politische Entscheidungen
In Österreich fehlt es nicht an Solidarität mit Pflegebedürftigen, sondern an einer weiteren Pflegereform: Darauf hat der Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien, Alexander Bodmann, im Interview mit dem "Kurier" (12. Mai) hingewiesen. Nötig seien "konkrete politische Entscheidungen, um den Pflegebereich nachhaltig zu stärken". Durch die immer älter werdende Bevölkerung wachse der Bedarf an neuen Betreuungs- und Pflegeangeboten. Das Problem sei, dass die Nachfrage deutlich schneller zunehme als zusätzliche Mitarbeitende ausgebildet werden könnten. Zudem gebe es in den nächsten Jahren viele Pensionierungen. "Aktuellen Berechnungen zufolge braucht es daher bis 2030 zwischen 75.000 und 100.000 neue Pflegekräfte", rechnete Bodmann vor.
Am Donnerstag hatte bereits Caritas-Präsident Michael Landau ein Fünf-Punkte-Programm für ein zukunftstaugliches Pflegesystem vorgestellt und Reformen gefordert, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Landau wie Bodmann fordern eine österreichweite Harmonisierung des Gesamtsystems, Verbesserungen für im Pflegesystem arbeitende Menschen sowie den Ausbau der Ausbildungsoffensive von Sozial- und Gesundheitsberufen.
Pflegende Angehörige stellten derzeit den größten Pflegedienst dar, was auch in der Pflegereform durch Maßnahmen wie der Flexibilisierung im Zugang zur Ersatzpflege sowie einer Erhöhung des Pflegegeldes unterstützt wurde. Dennoch ortete Bodmann Nachholbedarf beim Beratungs- und Unterstützungsangebot für Angehörige. Viele wüssten nicht, wo sie sich Hilfe holen könnten. Bodmann verwies hier auf die österreichweite Seite www.pflege.gv.at und Caritas-Angebote wie die Angehörigenberatung, die auch psychosoziale Begleitung anbietet.
Zurechtgerückt werden müsse aber das Bild der im Pflegesystem arbeitenden Menschen, meinte der Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien. Zuletzt sei der Fokus auf die Probleme des Berufs gerichtet gewesen. Dabei wisse man aus einer Befragung, dass "wir im Bereich der Pflege die zufriedensten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben". Und: Im Gesundheits- und Sozialbereich seien aktuell so viele Menschen wie noch nie beschäftigt, stellte Bodmann klar.
Mehr Förderungen und einheitliche Standards
Als positiv strich der Caritas-Direktor die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen wie die Übernahme der Ausbildungskosten, den Ausbildungsbonus und das Pflegestipendium für Umsteiger hervor. "Das war ein wichtiger Anfang, aber das Problem ist, dass diese Schritte leider sehr spät kommen", so Bodmann wörtlich. Als Lösung schlug er eine Ausweitung der Ausbildungsoffensive vor, etwa weitere finanzielle Förderungen und eine Anhebung der Gehälter der Betreuungs- und Pflegekräfte.
Hinter der Forderung nach einer Harmonisierung der Pflegelandschaft steckt laut Bodmann die Notwendigkeit einheitlicher Qualitätsstandards. Außerdem gebe es je nach Bundesland unterschiedliche Förderungen und Selbstbehalte. Hier könne etwa eine Einführung der E-Card für Pflegeleistungen Abhilfe schaffen. "Jeder Mensch könnte so zum gleichen Preis und niederschwellig über die E-Card Pflegeleistungen in Anspruch nehmen", erklärte der Caritas-Direktor.
Quelle: kathpress