Schönborn: Alleinerziehende Mütter haben es besonders schwer
"Der Familienalltag liegt nach wie vor in Frauenhand, oft neben einem vollen Berufsleben. Es wundert nicht, dass viele Mütter sich überfordert fühlen": Mit diesen Worten hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Freitag-Kolumne für die Gratiszeitung "Heute" die Mehrfachbelastung von Frauen thematisiert. "Die Alleinerziehenden haben es besonders schwer." Neben Beruf, Arbeit, Kinder und Haushalt kämen aktuell noch Sorgen rund um die Teuerungen bei Lebensmittel, Wohnen und Energie hinzu, so der Wiener Erzbischof kurz vor dem Muttertag am 14. Mai. Schönborn rief zur Solidarität mit Müttern und Kindern in Not auf und erinnerte an die jährliche Muttertagssammlung in den Pfarren der Erzdiözese Wien, die in diesem Jahr wieder der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien zugutekommt.
Die Teuerungen führten viele Mütter an die Armutsgrenzen, besonders Alleinerziehende. "Hier wird tatkräftige Unterstützung immer dringender", mahnte Schönborn. In seiner "Heute"-Kolumne wies er auf Einrichtungen wie die der St. Elisabeth-Stiftung hin, die aktuell Frauen aus mehr als 20 Ländern unterstützt. Konkrete Hilfe erhalten Schwangere in Konfliktsituationen, erwerbslose oder von Obdachlosigkeit bedrohte Frauen, sowie Frauen mit Gewalterfahrung. "Der Bedarf an Kleiderspenden ist fast viermal so hoch wie im letzten Jahr. Ein Zeichen, dass die Not wächst", konstatierte der Kardinal.
Der steigende Bedarf an Unterstützung zeigt sich laut einer Aussendung der Elisabeth-Stiftung auch an der zunehmenden Zahl von Beratungsgesprächen: Mit mehr als 1.500 Konsultationen 2022 sei der Hilfebedarf von Schwangeren und alleinerziehenden Frauen im Vergleich zum Jahr 2021 um mehr als die Hälfte angewachsen. Auch der Bedarf an Psychotherapie und psychologischen Beratungen habe stark zugenommen.
Zugleich kämpfe die Stiftung jedoch mit einem Spendenrückgang von 16 Prozent, hieß es. Die Verantwortlichen baten deshalb neben Kleidungsspenden auch um finanzielle Unterstützung. Die Stiftung besteht u.a. aus vier Mutter-Kind-Häusern und eigenem sozialpädagogischem Team sowie Startwohnungen. Außerdem bietet sie Frauen eine Web- und Kreativwerkstatt an.
Rosen unter unfairen Bedingungen
Wenige Tage vor dem Muttertag erinnerte die kirchliche Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" daran, dass in typischen Muttertags-Geschenken wie Rosen oder Schokolade oft menschenunwürdige Arbeit steckt. Der Muttertag sei eine Gelegenheit, fair zu schenken, appellierte Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer Aussendung am Donnerstag. Zudem falle der Muttertag heuer auf den Tag nach dem internationalen Tag des fairen Handels (13. Mai).
Am Beispiel von Rosen machte Heiserer deutlich, dass die Produktion auf Plantagen außerhalb Europas meist unter prekären Arbeitsbedingungen und Umweltstandards stattfindet. Zudem sei ausbeuterische Kinderarbeit genauso ein Thema wie beim Anbau von Kaffee, Kakao oder Orangen bzw. in der fischverarbeitenden Industrie. "Jugend Eine Welt" fordere daher Warnhinweise auf den Produkten.
Dringend erforderlich sei ein europäisches Lieferkettengesetz, das "Produkte des täglichen Lebens, in denen Kinderarbeit, Ausbeutung, Umweltverschmutzung, Missachtung von Menschenrechten oder Korruption stecken, aus den heimischen Regalen verbannen kann", mahnte Heiserer. Beim Bewusstsein für das Thema "fairer Handel" im Alltag gebe es noch viel Luft nach oben, konstatierte Heiserer. Zwar kaufe die Hälfte der österreichischen Bevölkerung bereits regelmäßig Fairtrade-Produkte; vielen sei aber nicht bewusst, dass in Produkten des Alltags oft menschenunwürdige Arbeit, teilweise sogar Kinderarbeit stecke.
(St. Elisabeth-Stiftung: Spendenkonto: IBAN: AT30 1919 0000 0016 6801, www.elisabethstiftung.at; "Jugend Eine Welt"-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000; Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden)
Quelle: kathpress