Caritas fordert Nachbesserungen bei Pflegereform
Caritas-Präsident Michael Landau appelliert an die Politik, die Pflegelandschaft Österreichs konsequent weiterzuentwickeln. Nötig sei ein System, "das langfristig Versorgungssicherheit gewährleistet und in dem sich Menschen gut betreut fühlen und gleichzeitig gerne arbeiten", forderte Landau anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai. In einer Aussendung am Donnerstag präsentierte er ein "Fünf-Punkte-Programm für das Pflegesystem mit Zukunft", das u.a. eine Harmonisierung des Gesamtsystems, Verbesserungen für im Pflegesystem arbeitende Menschen sowie den Ausbau der Ausbildungsoffensive von Sozial- und Gesundheitsberufen vorsieht. Neben der Wertschätzung brauche es nachhaltige Maßnahmen und ein Pflegesystem, "das Versorgungssicherheit auch über 2030 hinaus garantiert", so Landau.
Knapp ein Jahr nach der von der schwarz-grünen Bundesregierung präsentierten Pflegereform, deren erste Gesetze im Juli 2022 beschlossen wurden, und anlässlich des Tags der Pflege (12. Mai) zog Landau eine kritische Zwischenbilanz: "Die Pflegereform wird uns nicht aus jener Krise leiten, in die wir immer weiter schlittern." So würden zwar viele Maßnahmen wirken, jedoch ließen einige auf die versprochene Wirkung warten, andere erschienen "rückblickend eher medienwirksam als systemverändernd".
Im Fokus jeder sinnvollen Pflegereform müssten jene stehen, die Pflege und Betreuung benötigen, ihre Angehörigen sowie jene, die Pflege und Betreuung leisten, konstatierte Landau. Letztere bezeichnete er als "Schlüssel, um die Pflegekrise nachhaltig zu lösen". Aktuell würden zwar so viele Menschen wie noch nie zuvor im Pflege- und Sozialbereich beschäftigt sein, trotzdem seien es noch immer zu wenige. "Ziel muss daher sein, möglichst viele Menschen für Pflege und Betreuung zu gewinnen, langfristig zu halten und die pflegenden Angehörigen zu entlasten", stellte Landau klar. Nur so könne die Pflegekrise überwunden werden.
Weniger "Fleckerlteppich" und "Zuckerln"
Die Forderung nach einer Harmonisierung des Gesamtsystems begründete Landau mit dem aktuellen "Fleckerlteppich" in der Pflege - was sowohl Angebot, Verfügbarkeit und Kosten als auch Personalschlüssel und Arbeitsbedingungen betreffe. Nötig seien österreichweit einheitliche Standards und ein Ausbau von Dienstleistungen wie der mobilen Pflege. Zudem brauche es einheitliche Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsschlüssel in ganz Österreich. Als geeignetes Steuerungsinstrument nannte er dafür den Pflegefonds.
Außerdem drängte Landau auf eine "echte Personalorientierung anstatt 'Zuckerln'". Dazu gehöre etwa eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, aber auch eine finanzielle Honorierung sowie neue Modelle der Personal- und Einsatzplanung. Für das erforderliche Personal forderte der Caritas-Präsident überdies faire und qualitätsgesicherte Rekrutierungsprozesse von Pflegepersonen aus anderen Ländern. Österreich benötige dazu eine bundesweite Strategie "anstatt unkoordinierter Aktivitäten einzelner Bundesländer" sowie die Verbesserung der Rot-Weiß-Rot-Karte und den Abbau von bürokratische Hürden.
Zu Verbesserung der Personallage im Pflegebereich zählte Landau auch eine Evaluierung und den Ausbau der Ausbildungsoffensive. Zwar seien bisherige Maßnahmen - wie die Übernahme der Ausbildungskosten, der Ausbildungsbonus und das Pflegestipendium für Umsteiger - positiv; gleichzeitig brauche es auch hier einheitliche Strukturen. Konkret fehle es in der Praxis etwa an Lehrpersonen. Landau schlug eine öffentliche Finanzierung der Lehrerausbildung für Pflege- bzw. Sozialbetreuung vor.
Die Digitalisierung mache nicht vor der Pflege halt, der Pflegebereich müsse auch hier zukunftsfit gemacht werden, so die Hilfsorganisation. Landau schlug eine Etablierung eines Digitalisierungsfonds zur Förderung von digitalen Innovationen im Pflegebereich vor. Als letzten Punkt nannte Landau die Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements, die es neben dem Ausbau professioneller Angebote brauche, "weil auch das die betreuenden und pflegenden Angehörigen - immerhin der größte Pflegedienst Österreichs - massiv entlasten kann".
"Die österreichische Pflege und Betreuung ist ein komplexes System. Was dieses derzeit am Laufen hält, sind die Menschen", so das Fazit von Landau. Die ehren- wie hauptamtlichen Pflege- und Betreuungspersonen würden sich unter schwierigsten Bedingungen den Bedürfnissen anderer widmen. Nötig seien darum neben Wertschätzung am Tag der Pflege auch nachhaltige Maßnahmen.
Quelle: kathpress