Weitere Würdigungen für verstorbenen Wiener Weihbischof Krätzl
Auch am Donnerstag sind die Trauerbekundungen für den am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorbenen Wiener Weihbischof Helmut Krätzl nicht abgerissen. Mit seinem leidenschaftlichen Eintreten für das Zweite Vatikanische Konzil sei Weihbischof Krätzl Anwalt einer Kirche gewesen, "die größer ist als die aktuellen Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen", so der Wiener Pastoralamtsleiter Markus Beranek. Diese "Ermutigung zu einer Kirche, wo Menschen in der frischen Luft des Evangeliums aufatmen können, werde ihn - Beranek - und viele andere auch weiter begleiten.
Die "Aktion Leben" hielt fest, dass sie mit Helmut Krätzl einen "treuen Freund" verloren habe. Weihbischof Krätzl habe als "Schulbischof" und auch später stets einen wertschätzenden Austausch mit der "Aktion Leben" gepflegt, so Gertraude Steindl, langjährige Präsidentin und Vizepräsidentin des Vereins, in einer Aussendung.
Krätzl sei wie die "Aktion Leben" überzeugt gewesen, dass "eine umfassende Aufklärung der Jugend" nötig sei, "damit es künftig weniger Abtreibungen gibt". In seinem Buch "Eine Kirche, die Zukunft hat", habe er geschrieben, dass dazu auch "die Information über die gängigen Mittel der Empfängnisverhütung gehört". Steindl erinnert an Krätzls von tiefem Verständnis für schwangere Frauen geprägte Haltung zur ergebnisoffenen Beratung. "Die letzte Entscheidung kann man keiner Mutter abnehmen", meinte auch der Weihbischof in seinem Buch über die Zukunft der Kirche. Verständliche Argumente und psychische, soziale und finanzielle Hilfen könnten aber Entscheidungen für das Kind erleichtern.
Kraftvolle Persönlichkeit
Der Wiener Dompropst Ernst Pucher erinnerte an zahlreiche wertvolle Begegnungen mit Weihbischof Krätzl, im Domkapitel, dem er seit 1986 angehörte, aber auch ganz persönliche. Er habe Krätzl als kraftvolle Persönlichkeit erleben dürfen, ebenso aber auch später, als in den letzten Jahren seine physischen Kräfte immer schwächer wurden. Pucher: "In der letzten Zeit feierte er das sonntägliche Hochamt im Stephansdom im Rollstuhl, begleitet von seinem 24-Stunden- Betreuer, mit. Zum letzten Mal am Ostermontag. Ich durfte zelebrieren und ihm die Kommunion reichen. Sein Emmausweg fand dann bald sein letztes Ziel."
Freund und Wegbegleiter der "Furche"
Die Wochenzeitung "Die Furche" erklärte in ihrer aktuellen Ausgabe, mit dem verstorbenen Weihbischof verbinde sie eine "jahrzehntelange Freundschaft". Nach einem ersten längeren Beitrag aus Krätzls Feder zu Ostern 1978 habe er von 1988 bis 1996 vierzehntägliche Kolumnen verfasst und sei dabei "zeitgenössischer Interpret kirchlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen" gewesen. Ab 2005 habe dann eine Serie zum Zweiten Vatikanischen Konzil begonnen.
Gewürdigt wurde Krätzl vom stellvertretenden "Furche"-Chefredakteur Otto Friedrich auch als "kritischer Geist für seine Kirche". Der verstorbene Weihbischof sei zu Lebzeiten stets "weltoffen und intellektuell wie seelsorglich auf der Höhe der Zeit" gewesen, habe die "bischöfliche Stimme für die Konzilsbewegten" dargestellt und das Zweite Vatikanum "gerade im kirchlichen Gegenwind" hochgehalten.
Seine Wort- und Schriftgewalt habe der Weihbischof jedoch erst als "Spätberufener" entdeckt und entwickelt, bemerkte Friedrich: Konkret ab 1986, als Krätzl nicht wie von manchen erwartet auf Kardinal Franz König als Wiener Erzbischof folgte. Auch in seinen Büchern sei er stets für eine "weltoffene Kirche im Geist des Konzils" eingetreten - mit durchaus "liebevoller, aber unverblümter" Kritik an Fehlentwicklungen, die ihm einst sogar ein Verfahren bei der Glaubenskongregation eingetragen hätten.
Requiem am 15. Mai
Das Requiem für Weihbischof Krätzl findet am Montag, 15. Mai, um 17 Uhr im Stephansdom statt. Kardinal Schönborn wird dem Gottesdienst vorstehen. Im Anschluss wird Krätzl in der Domherrengruft bestattet. Der Verstorbene wird am Sonntag, 14. Mai, in der Kreuzkapelle des Stephansdoms von 15 bis 22 Uhr und am Montag, 15. Mai, von 7 bis 15 Uhr aufgebahrt. Zu diesen Zeiten gibt es die Möglichkeit zur persönlichen Verabschiedung.
Caritas würdigt verstorbenen Weihbischof
Mit Weihbischof Helmut Krätzl verliere Österreich eine "Stimme des Dialogs über Glaubensgrenzen und politische Lager hinweg", die Kirche verliere einen "wachen und kritischen Geist" und die Caritas einen "starken Fürsprecher", nicht nur innerhalb der römisch-katholischen Kirche, "der für viele Menschen in unserem Land Hoffnung und Zuversicht verkörperte". Das haben Caritaspräsident Michael Landau und die beiden Wiener Caritasdirektoren Alexander Bodmann und Klaus Schwertner in einem gemeinsamen Kondolenzschreiben betont.
Krätzl sei mit der Arbeit der Caritas sehr verbunden gewesen, hielten die drei am Donnerstag fest: "Weihbischof Helmut Krätzl ist Namenspate unserer Tagesstätte in Laa/Thaya und war jahrelang regelmäßiger Besucher unseres Wohnhauses in Zellerndorf. Es gab bis zuletzt aktiven Kontakt und Helmut Krätzl hat sich laufend über die Arbeit in der Region informiert. Er fragte sehr interessiert nach und ihm war eine immer wichtige Frage 'wie geht es den Menschen in meiner Tagesstätte'."
Ob seiner priesterlichen Tätigkeit sei Krätzl dem Weinviertel und den Einrichtungen der Caritas vor Ort zeitlebens verbunden geblieben, "durch seine Anteilnahme und mit zahlreichen Besuchen". Die Caritas-Tagesstätte für Menschen mit Behinderung in Laa an der Thaya trage seinen Namen bereits seit vielen Jahren. - "In Erinnerung an einen Weihbischof, der - geprägt von der Aufbruchstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils - verinnerlicht hatte, dass Veränderung und Erneuerung - ganz gleich, ob in der Kirche oder in der Gesellschaft insgesamt - meist klein und 'von unten' gelingen kann."
Und Landau, Bodmann und Schwertner betonten abschließend: "Wie viele andere träumen auch wir den Traum Helmut Krätzls weiter von einer Kirche, die die Welt nicht beherrscht, sondern ihr dienen will, von einer Kirche, die mehr von Gott redet als von Moral."
Quelle: kathpress