Erzdiözese Wien trauert um Weihbischof Krätzl
Die Erzdiözese Wien trauert um Weihbischof Helmut Krätzl, der am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorben ist. Noch am Dienstag hat sich Kardinal Christoph Schönborn in einer ersten Stellungnahme tief betroffen und zugleich von Herzen dankbar gezeigt für Krätzls "vielfältiges und loyales Wirken in der Erzdiözese Wien, an deren Leben er bis zuletzt interessiert und aufmerksam teilnahm". Krätzl habe sein Leben ganz der Verkündigung der Frohen Botschaft gewidmet. "Er liebte die Kirche und litt auch mit ihr." Das Zweite Vatikanische Konzil, das er als Stenograf teilweise miterlebt hatte, habe ihn tief geprägt, erinnerte der Kardinal: "Die Erneuerung der Kirche blieb bis zum Ende sein Herzensanliegen."
Am Mittwoch haben sich zahlreiche weitere Persönlichkeiten der Erzdiözese zu Wort gemeldet. Die Erzdiözese hat auf ihrer Website zudem ein Online-Kondolenzbuch freigeschaltet.
Stephan Turnovszky, Weihbischof und Bischofsvikar des Vikariats Nord, bezeichnete Krätzl als "leidenschaftlichen Brückenbauer" zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kirche und Gesellschaft und zwischen den christlichen Konfessionen. "Sein Name wird besonders mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dem Anliegen der Ökumene verbunden bleiben, wir bleiben ihm dafür dankbar", so der Weihbischof weiter wörtlich.
Ähnlich der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki: "Mit Weihbischof Helmut Krätzl verliert die Erzdiözese einen kritischen Zeitzeugen des Zweiten Vatikanums, aber auch einen Seelsorger, der im Herzen jung geblieben ist und immer eine Freude an der Kirche hatte." Die Kirche sei für Krätzl immer mehr gewesen, "als sie nach außen erscheint". Durch die Idee, sich von Firmlingen Briefe schreiben zu lassen, habe er eine großartige Tradition begründet, mit Firmkandidaten, Eltern und Paten in Kontakt zu kommen, so Schutzki: "Jeder, der Weihbischof Krätzl bei einer Firmung erlebt hat, konnte spüren: hier in der Begegnung mit der Jugend war er nie im Sprung gehemmt. In dieser Hinsicht ist er für mich ein großes Vorbild. Ich bin Gott dankbar für sein Charisma und sein Wirken."
Josef Grünwidl, Bischofsvikar des Vikariats Süd, erinnerte an persönliche Begegnungen mit dem Verstorbenen: "Zwei Jahre durfte ich als Seminarist Weihbischof Krätzl bei Visitationen, Firmungen und Pfarrbesuchen als Zeremoniär begleiten und näher kennenlernen. 1987 hat er mich zum Diakon geweiht. Er war mir ein Vorbild, ein guter Wegbegleiter und väterlicher Freund."
Sein Vermächtnis für ihn, Grünwidl, laute: "Christus und der Kirche dienen nicht jene, die sich dem Heute und jeder Reform verschließen, die überall den Niedergang der Kirche wittern oder die Asche verstaubter Traditionen hüten. Christus dienen vielmehr jene, die mutig neue Wege suchen und auf die Kraft des Evangeliums setzen." Wer fest im Glauben steht, verweigere sich nicht kirchlichen Reformen, sondern im Gegenteil: "Er treibt sie an." Das habe Helmut Krätzl "konsequent, sehr geradlinig und mit all seinen Kräften auf vielfältige Weise getan", so Bischofsvikar Grünwidl.
Freund der katholischen Ostkirchen
Der verstorbene Weihbischof Helmut Krätzl habe sich durch "große Aufmerksamkeit für die katholischen Ostkirchen" ausgezeichnet. Das hat Generalvikar Yuriy Kolasa vom Ordinariat der katholischen Ostkirchen in Österreich am Mittwoch betont. "Die katholischen Ostkirchen trauern um Weihbischof Helmut Krätzl und denken in Dankbarkeit an sein unermüdliches Engagement für die Realisierung der Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils, das auch der Wiederbelebung der katholischen Ostkirchen eine große Aufmerksamkeit geschenkt hat", so Kolasa wörtlich: "Gemeinsam mit der Erzdiözese Wien bitten wir um die Ruhe der Seele des verstorbenen Weihbischofs."
Stiftung "Pro Oriente" würdigt Krätzl
Auch die Stiftung "Pro Oriente" trauert um den Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. Mit Krätzl würden die Erzdiözese Wien und die Katholische Kirche von Österreich "einen großen Förderer und engagierten Mitstreiter auf dem Gebiet der christlichen Ökumene verlieren", hielten "Pro Oriente"-Präsident Alfons Kloss und Vizepräsident Rudolf Prokschi am Mittwoch fest.
Durch viele Jahre hindurch habe Krätzl gemeinsam mit Oberin Christine Gleixner die Geschicke der Ökumene in der Erzdiözese Wien und darüber hinaus in ganz Österreich entscheidend geprägt und weiterentwickelt, so Kloss und Prokschi. Bis ins hohe Alter habe er in der österreichischen katholischen Bischofskonferenz die Anliegen der Ökumene vertreten.
Weihbischof Krätzl habe zudem eine wertschätzende Freundschaft mit einigen Würdenträgern aus den christlichen Kirchen des Ostens und des Westens gepflegt, wobei besonders die Beziehung zum griechisch-orthodoxen Metropoliten Michael Staikos hervorzuheben sei.
Quelle: kathpress