Erzbischof Lackner würdigt verstorbenen Wiener Weihbischof Krätzl
Tief betroffen vom Tod des Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl, zugleich auch sehr dankbar für dessen umfangreiches Wirken, hat sich der Salzburger Erzbischof Franz Lackner gezeigt. "Helmut Krätzl wird der Kirche in Österreich als ein treuer Wegbereiter und -begleiter in Erinnerung bleiben", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz gegenüber Kathpress am Mittwochmorgen. Der Wiener emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl ist am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorben. Er war zuletzt aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien in Behandlung.
Als direkter Zeuge des Zweiten Vatikanischen Konzils und daraufhin Pfarrer habe Krätzl nicht nur das Geschehen in den Versammlungen der Bischöfe, sondern auch die Dynamiken direkt vor Ort, direkt in den Pfarrgemeinden miterleben können, so Lackner: "Diese Erfahrungen machten Helmut Krätzl zu dem immerzu wachen und wachsamen Priester und schließlich Bischof, als den ich ihn in Erinnerung habe." Krätzls Stärke sei nicht nur im Predigen gelegen, "sondern vor allem auch im Vermitteln zwischen den mannigfaltigen Erwartungen und Positionen in der Gemeinschaft der Kirche".
Lackner weiter wörtlich: "Auch konnte man mit ihm als junger Mensch einen Austausch über Gott führen, der nicht oberflächlich oder ohne Anschluss blieb. In all dem war Weihbischof Krätzl auch ein Vorreiter für die Synodalität, deren Weg wir nunmehr als Weltkirche gehen." Helmut Krätzls Stimme werde auf Erden fehlen, schloss Lackner, "dafür möge sie die Kirche Österreichs und in der Welt bei Gott begleiten, der ihm die ewige Freude schenke".
Krautwaschl: "Vergelt's Gott!"
Dankbar für das vielfältige Wirken Weihbischof Krätzls hat sich am Mittwoch auch der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl gezeigt. In der Österreichischen Bischofskonferenz war Krätzl u.a. 20 Jahre für Schulfragen zuständig. Eine Aufgabe, die nun Bischof Krautwaschl innehat: "Vor allem zu seinem Engagement rund um das Schulwesen sage ich ein einfaches, steirisches 'Vergelt's Gott!'", so Krautwaschl wörtlich in einer Stellungnahme. Bildung und Wissen seien Krätzl stets wichtig gewesen, wie nicht zuletzt auch seine 15 Bücher belegen.
Krautwaschl erinnerte auch an den 9. Jänner 2023, als er Krätzl beim offiziellen Gedenkgottesdienst der Bischofskonferenz für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. im Wiener Stephansdom das letzte Mal getroffen hatte. "Trotz seiner sichtbaren Gebrechlichkeit gab er für mich einmal mehr ein Zeichen der Hoffnung ab", so der steirische Bischof: "Unser Herr, dessen Auferstehung wir in diesen Tagen feiern, möge ihm Anteil geben am Leben auf ewig."
Der 1931 geborene Krätzl war mit vielfältigen Aufgaben in der Erzdiözese Wien und in der Bischofskonferenz betraut, 1977 wurde er zum Bischof geweiht. Die Umsetzung der Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) war die große Lebensaufgabe Krätzls, der er sich bis zuletzt verpflichtet fühlte. Er war bei der ersten Session 1962 als Stenograf mit dabei. Mit dem Wiener Weihbischof ist einer der letzten unmittelbaren Zeitzeugen des Konzils verstorben. Krätzl stand im 69. Jahr seines priesterlichen sowie im 46. Jahr seines bischöflichen Dienstes.
An der Seite Kardinal Königs
Helmut Krätzl wurde am 23. Oktober 1931 in Wien als Jüngster von vier Geschwistern geboren. Die Matura legte er 1949 am Wasa-Gymnasium ab und studierte bis 1954 an der Universität Wien Theologie. Schon als Kind sei er von der Liturgie fasziniert gewesen, so Krätzl. Sehr früh sei in ihm der Wunsch erwacht, Priester zu werden. 1954 wurde er schließlich zum Priester geweiht.
Nach zwei Jahren als Kaplan in Baden wurde Krätzl 1956 dem neuen Wiener Erzbischof Franz König als Zeremoniär zugeteilt. Seither war er mit Unterbrechungen in verschiedenen Funktionen immer an der Seite von Kardinal König. 1959 erwarb Krätzl in Wien sein erstes Doktorat in Theologie. (1964 erfolgte das Zweite im Fach Kirchenrecht.)
1960 war Krätzl gemeinsam mit Kardinal König in Kroatien auf der Fahrt zum Begräbnis von Kardinal Stepinac in einen schweren Autounfall verwickelt. Die Genesung dauerte rund ein Jahr. Danach wurde er von König zum Spezialstudium für Kirchenrecht nach Rom geschickt. In diese Zeit fiel der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Krätzl war bei der ersten Session 1962 als Stenograf mit dabei.
Es folgten von 1964 bis 1969 Jahre als Pfarrer in Laa an der Thaya. An der Wiener Diözesansynode von 1969 bis 1971 war Krätzl zuerst als Pfarrer, später als Kanzleidirektor, maßgeblich beteiligt. Unter anderem wurden auch dort die Grundsätze des Konzils über das Verhältnis zum Judentum in sehr deutlicher Weise für die Erzdiözese Wien angewandt.
Bischofsweihe 1977
1977 wurde Krätzl (gemeinsam mit Florian Kuntner) über Vorschlag von Kardinal König von Papst Paul VI. zum Weihbischof für Wien ernannt. Von 1981 bis 1985 war er zudem Generalvikar. Nach dem Rücktritt von Kardinal König aus Altersgründen im Jahr 1985 wurde er vom Wiener Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt. Diese Funktion erlosch 1986 mit der Weihe von Hans Hermann Groer zum neuen Wiener Erzbischof.
Krätzl blieb daraufhin weiter Weihbischof - zuerst unter Kardinal Groer, dann unter seinem Nachfolger Kardinal Christoph Schönborn. Zu seinem 75. Geburtstag reichte Krätzl 2006 dem Kirchenrecht entsprechend seinen Rücktritt ein. Erst zwei Jahre später, am 6. März 2008, nahm Papst Benedikt XVI. diesen an. Auch danach blieb er als nunmehr emeritierter Weihbischof u.a. als Seelsorger, Firmspender und Buchautor noch viele Jahre sehr aktiv.
Bildung, Bibel, Ökumene, Weltreligionen
In der Österreichischen Bischofskonferenz war Krätzl 20 Jahre für Schulfragen, zudem auch für das Referat für das Gespräch mit den Weltreligionen zuständig. Er war Leiter der Kontaktstelle für Weltreligionen und Mitarbeiter im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die ihm u.a. ein besonderes Anliegen war. Weiters war er in der Bischofskonferenz zuständig für das Österreichische Katholische Bibelwerk, für die Ökumene (gemeinsam mit Kardinal Schönborn), das Seminar für kirchliche Berufe, den Theologischen Fernkurs und das Institut Janineum.
In der Erzdiözese Wien wurde Krätzl 1986 zum Domkapitular von St. Stephan ernannt, er war zudem von 1987 bis 2004 Bischofsvikar für Katholische Erwachsenenbildung und von 2004 bis zu seiner Emeritierung 2008 Bischofsvikar für die ökumenischen Belange in der Erzdiözese Wien.
Bücher und Auszeichnungen
Krätzl veröffentlichte insgesamt rund 15 Bücher, von denen etwa der 1998 erschienenen Band "Im Sprung gehemmt". Was mir nach dem Konzil noch alles fehlt" besondere öffentliche Beachtung fand. Sein letztes Buch "Meine Kirche im Licht der Päpste" veröffentlichte er 2016.
Dem Wiener Weihbischof wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Auszeichnungen zuteil; so etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1991), das Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1992), das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996), das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (2006), der Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds der Stadt Wien für das Lebenswerk (2013), die Julius-Raab-Medaille (2012) und der Kardinal-König-Preis (2015).
Quelle: kathpress