Katholische Aktion würdigt verstorbenen Weihbischof Krätzl
Der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, hat in einer ersten Stellungnahme den am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorbenen Wiener Weihbischof Helmut Krätzl gewürdigt. Die Katholische Aktion verdanke Krätzl "unglaublich viel an Wertschätzung und tiefgehender Orientierung". Er sei dankbar "für die vielen Initiativen, die geduldigen Gespräche, das Verstehen und das immer wieder Ermutigen, das Vorangehen und die Letzten immer mitnehmend", so der KAÖ-Präsident. Dies bleibe als prägende Erinnerung lebendig.
Kaineder: "Persönlich durfte ich diesem zutiefst freundlichen Menschen, Christen und Bischof immer wieder begegnen, oft in Zusammenhang mit Bischof Aichern. Sein einfühlsames Hinhören und sein aufrichtender Humor sind mir immer in Erinnerung. Wir wünschen ihm den tiefen Frieden und Freude bei Gott."
Der Wiener emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl ist am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorben. Er war zuletzt aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien in Behandlung.
Kirchenreformbewegungen trauern
Die österreichischen Kirchenreformbewegungen trauern um Weihbischof Helmut Krätzl. "Mit Traurigkeit, aber auch großer Dankbarkeit" nehme man Abschied von Weihbischof Krätzl, hieß es in einer Erklärung der Reformbewegungen vom Mittwoch. Ein wichtiger Mahner sei nicht mehr. Krätzl "war einer der Großen der österreichischen Kirche; seine Stimme bleibt unvergessen."
Dass Krätzl trotz seiner Leistungen und des großen Rückhalts unter den österreichischen Katholiken seitens des Vatikans nie das Vertrauen entgegen gebracht wurde, Diözesanbischof zu werden und er 1986 von Papst Johannes Paul II. in der Frage der Nachfolge von Kardinal Franz König als Erzbischof von Wien übergangen wurde, sei "ein bitteres Kapitel römischer Kirchenpolitik, für das die österreichische Kirche unter Kardinal Hans-Hermann Groer einen hohen Preis zahlen musste", hieß es in der Aussendung von "Wir sind Kirche", "Pfarrer-Initiative", "Laieninitiative" und "Priester ohne Amt", die seit Kurzem gemeinsam nach außen als "Kirchenreform Österreich" auftreten: "Was hätte alles anders und besser werden können, hätte der Papst nicht Hans Hermann Groer, sondern Helmut Krätzl zum Erzbischof von Wien bestellt?!", so die Reformbewegungen weiter.
Als Weihbischof von Wien sei Krätzl Zeit seines Lebens ein Seelsorger nah bei den Menschen gewesen und ein wichtiger Mahner im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils, "das er als Konzilsstenograf in jungen Jahren hautnah miterlebt hatte und dem er in jeder Phase seines Wirkens gerecht zu werden versuchte".
Mit sorgfältig kritischem Blick habe Krätzl die Entwicklung der Kirche auch in zahlreichen Vorträgen, Büchern und Publikationen analysiert. Sein Befund, dass die Kirche "im Sprung gehemmt" sei (1998), weil viele Anstöße, die das Konzil gegeben hat, von beharrenden Kräften des kirchlichen Establishments ausgebremst werden, sei nach wie vor dramatisch gültig. Sein Plädoyer für eine Öffnung des Priesteramtes für Verheiratete sei nur ein Beispiel von vielen, "bei denen Helmut Krätzl der Kirche gute Wege in die Zukunft weisen wollte".
Abschließend hieß es in der Aussendung: "Die österreichische Kirche verliert mit Helmut Krätzl einen aufrechten Streiter für die Sache Jesu. Seine fröhliche und menschenfreundliche Art hat viele Menschen begeistert, sein offenes Wort zu kirchlichen und theologischen Themen hat viele zum Nachdenken gebracht." Krätzls Impulse für eine "Kirche, die Zukunft hat", müssten freilich noch umgesetzt werden.
Friedensbewegung würdigt Krätzl
Auch die Wiener Friedensbewegung trauert um den Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, der die Hiroshima-Aktion oftmals mit Grußbotschaft unterstützt hat, wie es in einer Aussendung am Mittwoch hieß. Weihbischof Krätzls Eintreten für die Abschaffung aller Atomwaffen und für die Ächtung des Krieges "bleibt uns Auftrag und Verpflichtung", so die Friedensbewegung, die auch aus dem Grußwort Krätzls aus dem Jahr 2007 zitierte: "Denn es geht nicht nur darum, die Katastrophe eines Atomkriegs zu verhindern, jegliche kriegerische Auseinandersetzung soll unterbunden werden."
Quelle: kathpress