Orden nehmen Abschied von Weihbischof Krätzl
Der am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorbene Wiener Weihbischof Helmut Krätzl sei Zeit seines Lebens mit den heimischen Ordensgemeinschaften eng verbunden gewesen. Das hat Dienstagabend Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, in einem Nachruf auf den Verstorbenen betont. Weihbischof Krätzl habe von einer Kirche geträumt, "die die Welt nicht beherrscht, sondern ihr dienen will. Von einer Kirche, die mehr von Gott redet als von Moral." Für die Verwirklichung dieses Traumes habe er alle Kraft seines Lebens eingesetzt.
Rod verband eine besonders freundschaftliche, persönliche Beziehung zu Krätzl: "Ich bin in Laa an der Thaya aufgewachsen. Pfarrer war dort in den 1960er-Jahren der spätere Weihbischof Helmut Krätzl. Er war mein Kindheitspfarrer und mit meinen Eltern bekannt. Frisch zurück vom Zweiten Vatikanischen Konzil setzte er 'sensationelle Dinge' in unserer Pfarre um: Handkommunion, Deutsch als liturgische Sprache, Volksaltar oder die Vorabendmesse", erinnerte sich Rod: "Sein Wirken war natürlich Thema bei uns zu Hause - ich war noch zu jung, um mitreden zu können, aber ich habe gemerkt: Wow! Kirche ist etwas Spannendes. Da bewegt sich was."
Der Verstorbene werde ihr prägend stets in Erinnerung bleiben, so Rod, denn: "Kirche als etwas Neues, Kirche im Aufbruch, Kirche als einen Ort, wo etwas Spannendes passiert, diese Bild hat Weihbischof Krätzl in mir geprägt. Ich habe gelernt, dass sich Kirche verändern kann, wenn das Wesen, die Mitte bleibt."
Die letzte Begegnung zwischen Sr. Rod und Weihbischof Krätzl war zu Weihnachten 2022. "Es war verblüffend zu sehen, wie interessiert und wach er immer noch war, obwohl er schon vom Alter gezeichnet war. Er interessierte sich für die Orden, wie es ihnen in der Gegenwart und wohl in der Zukunft geht", erinnerte sich die Ordenskonferenz-Generalsekretärin.
Der Wiener emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl ist am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorben. Er war zuletzt aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien in Behandlung.
Heimische Ordensspitze würdigt Krätzl
Die beiden Vorsitzenden der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher und Sr. Franziska Madl, haben am Mittwoch in einer Aussendung Weihbischof Krätzls "Wirken, seine Weitsicht und seine Nächstenliebe" gewürdigt.
"Ich habe Weihbischof Helmut Krätzl immer dafür bewundert, dass es ihm gelungen ist, auf der Basis des Kirchenrechts solide lebbare Lösungen zu finden. Gleichzeitig war er ein Visionär, der weit in die Zukunft gedacht hat", so Erzabt Birnbacher. Das signierte Buch von Weihbischof Helmut Krätzl "Im Sprung gehemmt. Was mir nach dem Konzil noch alles fehlt" bekomme nun einen besonderen Platz.
Sr. Franziska Madl, stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, würdigte ebenfalls das Wirken von Weihbischof Krätzl: "Ich erinnere mich, dass er vor einigen Jahre unser Schulzentrum visitiert hat. Ich war wirklich beeindruckt von Weihbischof Helmut Krätzl. Wie er sich Zeit genommen hat für die Kinder, ihnen zugehört hat, die Zeichnungen angesehen hat. In dieser Situation habe ich ihn als liebevollen 'Großvater' erlebt." Sie habe ihn zudem auch kritischen Geist in Erinnerung, so Madl: "Er hat aber nicht um der Kritik willen kritisiert, sondern aus Liebe zur Kirche. Wir werden ihn alle sehr vermissen - jemand wie er fehlt jetzt."
Quelle: kathpress