"Tag der Arbeit": ksoe regt Entkoppelung von Arbeit und Einkommen an
Was zeichnet "gute Arbeit" aus und wie müsste der Arbeitsmarkt sich entwickeln, damit Arbeit nicht nur als Belastung, sondern als lebensdienlich erfahren wird? Die Frage diskutiert der Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), Markus Schlagnitweit, in der ersten Folge des neuen ksoe-Podcasts "361° Sozialkompass" mit dem WIFO-Ökonomen Stefan Angel. Darin regt Schlagnitweit u.a. an, über die "historisch gewachsene, sehr enge Koppelung von Arbeit und Einkommen" nachzudenken. Angesichts des technischen Fortschritts müsse man die Frage stellen, ob eine Entkopplung etwa durch ein Grundeinkommen nicht den Blick stärker auf die Bedeutung gemeinwohlorientierter Tätigkeiten und Care-Arbeit lenken könnte. "Der Mensch ist nicht nur für die Arbeit und das Wirtschaftssystem da".
Insgesamt gelte es, die Frage nach den Kriterien "guter Arbeit" neu aufs Tapet zu bringen, so Schlagnitweit. Die Katholische Soziallehre biete diesbezüglich eine gute Orientierungshilfe, insofern sie fünf Kriterien bzw. Dimensionen guter Arbeit benenne: die "naturale Dimension" der Existenzsicherung, die "religiöse Dimension" der Teilhabe des Menschen an der Schöpfung bzw. des Bezuges seiner Tätigkeit zur Förderung des Lebens, die "personale Dimension" individueller Sinn- und Identitätsstiftung, die "soziale Dimension" der gesellschaftlichen Teilhabe und die "politische Dimension" der Bildung von und Teilhabe an Interessengemeinschaften. Wo diese Kriterien zusammenkommen, könne man von "guter Arbeit" sprechen.
Zustimmung zur Relevanz der Frage, was "gute Arbeit" heute ausmacht und wie man diese fördern könne, signalisierte in dem Podcast-Gespräch der Arbeitsmarkt-Experte und Ökonom des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Stefan Angel. Um den Arbeitsmarkt in diesem Sinne qualitativ weiterzuentwickeln, bedürfe es der Justierung an drei Stellschrauben: Es brauche eine Fokussierung auf die Frage, wie "gesund" ein Arbeitsplatz ist bzw. präventive Maßnahmen, dass Arbeit nicht "krank macht". Außerdem brauche es einen Ausbau der Kinderbetreuungsangebote, damit die Wahlfreiheit und Entfaltungsmöglichkeiten in einem sinnstiftenden Job gegeben sind - und schließlich müsse die Qualität der Aus- und Weiterbildung erhöht werden, "um die Talente der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bestmöglich zu fördern", so Angel.
Am 1. Mai startete die ksoe ihren neuen Podcast "361° Sozialkompass". Dessen Ziel ist es, einmal im Monat Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis zu Wort kommen zu lassen, um Orientierungsmöglichkeiten und Lösungswege im Blick auf das Thema "Gute Arbeit" zu präsentieren. Die Staffel beginnt mit einer Einordnung der Lage des österreichischen Arbeitsmarktes durch WIFO-Ökonom Stefan Angel und umspannt Themen, die von fairen Arbeitsbedingungen in der "Gig-Economy" über praktische Erfahrungen aus der Vier-Tage-Woche bis zu unbezahlter Arbeit im Kontext von Ehrenamt und Care-Arbeit reichen.
In den weiteren Folgen der ersten Staffel kommen u.a. die Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer:innenbewegung Anna Wall-Strasser, Dorothee Herzog von der gemeinnützigen Organisation "Mein Grundeinkommen", die Soziologin Uta Meier-Gräwe und die Expertin für Freiwilligenarbeit, Eva More-Hollerweger, zu Wort. (Infos: www.ksoe.at)
Quelle: kathpress