Privatschulen: Experten fordern Ausbau der Schulseelsorge
Für einen Ausbau und eine Professionalisierung der Schulseelsorge haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Ökumenischen Schulpastoraltagung ausgesprochen, die Ende vergangener Woche im Welser Bildungszentrum Schloss Puchberg stattgefunden hat. Angesichts fehlender rechtlicher und struktureller Anerkennung schulpastoraler Tätigkeiten und mangelnder Zeitressourcen drohe eine Überforderung, mahnte der Wiener katholische Religionspädagoge Martin Jäggle. Daher bedürfe es eines klar definierten Stundenkontingents für schulpastorale Begleitungsangebote sowie spezielle Qualifizierungsangebote und ein Professionalisierungskonzept, zeigten sich die Teilnehmenden des zweitägigen Symposions einig.
Schulseelsorge dürfe außerdem nie isoliert betrachtet werden, sondern bedürfe der Kooperation mit Schulpsychologinnen und -psychologen sowie Sozialarbeitern und Krisenexperten in der Schule, führte Jäggle weiter aus. Gemeinsam sollten sie in den Schulen - gemeint dabei vor allem die konfessionellen Privatschulen - ein "Care-Team" bilden. "Die Fokussierung allein auf den Religionsunterricht ist eine Sackgasse", so Jäggle. Schulpastoral müsse umfassender ansetzen, damit Schule insgesamt zu einem Ort der Humanität werden könne. Schulpastoral sei daher stets eine Frage von Schulkultur und Schulentwicklung insgesamt.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion appellierte der Bildungsbereichsleiter der Österreichischen Ordenskonferenz, Clemens Paulovics, an "Schulbischof" Wilhelm Krautwaschl, das Thema auch im Rahmen der Bischofskonferenz aufs Tapet zu bringen. Der schulischen Kinder- und Jugendpastoral müsse mehr Aufmerksamkeit zukommen - auch im Blick auf die zur Verfügung zu stellenden Ressourcen.
"Alle Nöte und Freuden verdichten sich in der Schule", ergänzte dazu die Generalsekretärin der Ordenskonferenz, Sr. Christine Rod. Die Schulpastoral auszubauen bedeute keine Form aufdringlicher Missionierung - vielmehr sehe sie die Notwendigkeit und Chance professionalisierter schulpastoraler Angebote gerade in einer mehr und mehr "auf Leistung und Erfolg getrimmten Gesellschaft" gegeben. "Schulseelsorge bedeutet, die ganze Schule mitzumeinen", betonte in dem Kontext auch Oberkirchenrätin Ingrid Bachler.
Organisatoren ziehen Positiv-Bilanz
An der Tagung hatten mehr als 100 Expertinnen und Experten teilgenommen. Organisiert wurde sie gemeinsam von Marie-Theres Igrec vom Interdiözesanen Amt für Unterricht und Erziehung (IDA), Clemens Paulovics von der Österreichischen Ordenskonferenz, Sr. Gudrun Schellne, Markus Aichelburg von der Schulstiftung der Erzdiözese Wien, sowie Anne-Kathrin Wenk, Referentin für Schul- und Bildungsfragen der Evangelischen Kirche.
"Die Tagung hat Einblick gegeben in die große Bandbreite der Schulpastoral und Schulseelsorge und vor allem auch Möglichkeiten und Herausforderungen im positiven Sinn aufgezeigt ", zeigte sich Igrec zufrieden. Die Tagung habe den Rahmen für ein sehr respektvolles Miteinander geboten und für einen Austausch, der die aktuelle Praxis der Schulseelsorge und Schulpastoral positiv als auch kritisch reflektiert habe, so Wenk. Und Clemens Paulovics von der Österreichischen Ordenskonferenz sah die Tagung als "Startschuss für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Schulpastoral".
Quelle: kathpress