Ungarn: Bischof Glettler begrüßt Papst-Appell für offene Türen
Deutliche Worte an die Politik, Gesellschaft und Kirche hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler aus der Predigt von Papst Franziskus beim Sonntagsgottesdienst in Budapest mitgenommen. Franziskus habe sehr klar um das Öffnen der Türen gebeten, "um jene aufzunehmen, die in Leid und Armut leben, besonders auch Fremde und Migranten", so Bischof Glettler am Sonntagnachmittag gegenüber Kathpress. Der Innsbrucker Bischof nahm gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn und dem St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried am Gottesdienst teil.
Zugleich habe der Papst aber auch die Kirche gemahnt. Selbst jene, die "aus der Reihe tanzen" und sich dennoch nach der Vergebung Gottes sehnen, "sollten unsere kirchliche Gemeinschaft nicht verschlossen erleben", so Bischof Glettler. Die Worte des Papstes hätten nicht nur Ungarn gegolten.
Papst Franziskus hatte beim Gottesdienst wörtlich gesagt: "Es ist traurig und tut weh, verschlossene Türen zu sehen: die verschlossenen Türen unseres Egoismus gegenüber denen, die jeden Tag neben uns hergehen; die verschlossenen Türen unseres Individualismus in einer Gesellschaft, die in Einsamkeit zu verkümmern droht; die verschlossenen Türen unserer Gleichgültigkeit gegenüber denen, die in Leid und in Armut leben; die verschlossenen Türen gegenüber den Fremden, den Anderen, den Migranten, den Armen. Und sogar die verschlossenen Türen unserer kirchlichen Gemeinschaften: Verschlossen gegenüber den jeweils anderen Gemeinschaften, verschlossen gegenüber der Welt, verschlossen gegenüber denen, die "aus der Reihe tanzen", verschlossen gegenüber denen, die sich nach der Vergebung Gottes sehnen. Und er appellierte: "Öffnen wir die Türen!"
Zur Sonntagsmesse unter freiem Himmel auf dem Kossuth-Lajos-Platz vor dem Parlament in Budapest waren 50.000 Menschen gekommen. Bischof Glettler beschrieb die Messe als "berührendes festliches Ereignis", auch durch die herzlich-engagierte Teilnahme der ungarischen Volksgruppen aus Rumänien und der Slowakei. Ebenso positiv vermerkte Glettler die hohe Anzahl der mitfeiernden Bischöfe, nicht nur aus den Nachbarländern und der Griechisch-katholischen Kirche, sondern etwa auch aus Nigeria.
Am frühen Sonntagabend beendete Papst Franziskus seine Visite in Ungarn. Nach einem Treffen mit Vertretern aus Kultur und Wissenschaft war der Abflug von Budapest um 18 Uhr geplant.
Quelle: kathpress