Katholische Ostkirchen festigen Strukturen in Österreich
Kardinal Christoph Schönborn festigt die Strukturen des "Ordinariats für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich". Durch die Errichtung entsprechender Einrichtungen in den letzten Tagen und die entsprechenden personellen Besetzungen ähnelt das Ordinariat inzwischen immer mehr einer Diözese. Gegenwärtig leben schätzungsweise bis zu 20.000 orientalische Katholiken in Österreich. In den letzten Jahren sind zahlreiche Gläubige der unterschiedlichsten katholischen Ostkirchen nach Österreich gekommen. Und damit stiegen auch die Anforderungen an Seelsorge und Verwaltung.
Dem Ordinariat gehören derzeit 78 Priester an. Es gibt die Zentralpfarre "St. Barbara" in Wien und 34 Seelsorgestellen, verteilt auf ganz Österreich. Mehr als 90 Prozent der Gemeinden befinden sich im städtischen Milieu.
Schon im März 2019 hatte das Kultusamt die entsprechende Bestätigung erteilt, wonach das Ordinariat auch eine eigenständige Rechtspersönlichkeit im staatlichen Bereich ist. Der jeweilige Erzbischof von Wien - also derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy Kolasa.
Nun wurde mit der Errichtung des Vermögensverwaltungsrates des Ordinariats ein weiterer Schritt gesetzt. Seit Jänner 2023 sind auch die Positionen des Ordinariatskanzlers (Gerald Gruber) und Vizekanzlers (Prof. Helmuth Pree) sowie seit April die des Ökonomen (Josef Weiss) besetzt, ebenso die Stellen der Beauftragten für Prävention von Missbrauch und Gewalt (Sabine Ruppert) und der Datenschutzreferentin (Stefanie Hanousek) besetzt. Es gibt auch schon einen Priesterrat, ein Pastoralrat ist im Entstehen. Die rechtlichen Grundlagen und die praktische Ausgestaltung der Aktivitäten gehen damit in Richtung einer Diözese. Bei den Strukturen und handelnden Personen gibt es eine enge Zusammenarbeit des Ordinariats mit der Erzdiözese Wien.
Kardinal Schönborn überreichte den verantwortlichen Personen am Mittwoch im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Erzbischöflichen Palais ihre Ernennungsdekrete. Er würdigte dabei die gute Entwicklung, die das Ordinariat in den vergangenen Jahren genommen hat. Ein Wermutstropfen: Ein Teil der Zunahme der Gläubigen ist dem Krieg in der Ukraine geschuldet.
Die Gläubigen und die Priester der katholischen Ostkirchen seien ein Geschenk für die Kirche in Österreich. Sie würden mit ihren eigenen Erfahrungen, Talenten und Charismen viel für das Wohl der Kirche und des Landes beitragen, so Schönborn.
Generalvikar Kolasa sprach gegenüber "Kathpress" von einem "sehr bedeutenden Moment im Leben der katholischen Ostkirchen in Österreich". Denn: "Mit der Errichtung der Strukturen sichern wir eine dauerhafte Betreuung aller Gläubigen, die hier in Österreich eine neue Heimat gefunden haben und bereit sind, gemeinsam mit der Römisch-katholischen Kirche vor Ort alles zu geben, um die Sendung der Kirche in der heutigen Welt zu verwirklichen und zu erfüllen."
Bis 2018 gehörten nur die Katholiken des byzantinischen Ritus dem Ostkirchenordinariat an. Seit 2018 sind - per vatikanischem Dekret - aber alle unierten Ostkirchen kirchenrechtlich im "Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich" organisiert.
Die mit Abstand größte katholische Ostkirche in Österreich (wie weltweit) ist die Ukrainisch-Griechisch-katholische Kirche. Ihr gehört die Mehrheit der unierten Gläubigen in Österreich an. Die Zahl ukrainisch-katholischen Gläubigen liegt laut Angaben des Ordinariats bei ca. 13.000.
Insgesamt gibt es weltweit 23 katholische Ostkirchen. Nicht wenige davon haben in Österreich Gemeinden. Zu den in Österreich vertretenen byzantinischen katholischen Ostkirchen gehören die Ukrainische, Rumänische, Slowakische und Melkitische Griechisch-katholische Kirche sowie vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).
Zu den orientalischen unierten Ostkirchen in Österreich gehören die Chaldäische Kirche, die Maronitische Kirche, die Syro-Malabarische und die Syro-Malankarische katholische Kirche, die Äthiopisch-katholische und die Eritreisch-katholische Kirche sowie die Armenisch-katholische Kirche und einzelne Gläubige der Koptisch-katholischen und Syrisch-katholischen Kirche.
Das "Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich" ist auch international betrachtet außergewöhnlich. Vergleichbare Strukturen gibt es nur noch in Frankreich, Spanien und Argentinien. (Infos: www.katholischeostkirchen.at)
Quelle: kathpress