Eisenstädter Bischof Zsifkovics für freie Wahl bei Zölibat
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics spricht sich dafür aus, dass Priester die Wahl haben sollten, ob sie zölibatär leben möchten oder nicht. "Es soll der Zölibat seinen Wert haben", genauso wie die nicht zölibatäre Lebensweise. "Und der Priester soll frei wählen können", sagte der Bischof im Interview mit Burgenland.ORF.at am Samstagnachmittag. "Die ganze Kirche ist hier gefordert, nachzudenken, ob wir dieses nicht göttliche Gesetz, sondern dieses kirchliche Gesetz nicht auch einer Erneuerung, einer Änderung unterziehen, und zwar in der Hinsicht, dass man es freistellt", plädierte Zsifkovics.
In dem Gespräch anlässlich des bevorstehenden Osterfests, aber auch des 60. Geburtstags des Bischofs am 16. April äußerte sich Zsifkovics auch über die Verfasstheit der Kirche insgesamt. So sei die Kirche immer wieder herausgefordert. Schon im Zweiten Vatikanischen Konzil sei es um das "aggiornamento", das heißt die "Verheutigung", gegangen. "Das heißt, die Kirche soll nicht jede modische Sache mitmachen, denn dann wäre sie vielleicht banal und lächerlich, aber sie soll das Heute erkennen, und sie soll das Wesentliche ins Heute übersetzen und weitertragen. Und ich glaube, das ist unsere vorrangige Aufgabe", so Zsifkovics.
Protest der Jugend ist "Hilfeschrei"
Die Proteste der jungen Menschen in Bezug auf die Klimakrise, die teils zu drastischen Maßnahmen greifen, sieht Zsifkovics als "Hilfeschrei", "um die Bewahrung der Schöpfung voranzutreiben und hier wirklich auch konkrete Taten folgen zu lassen". Ob die Methode die richtige sei, etwa das Ankleben auf Straßen, sei dahingestellt, so der Bischof, Fakt ist aber, "das ist ein berechtigtes Anliegen".
Erst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und die Teuerung hätten Spuren in der Gesellschaft hinterlassen, so Zsifkovics. "Ob es jetzt auch in der Kirche ist, ob es in den politischen Parteien ist, ob es auch in der Gesellschaft ist - hier braucht es einfach Brückenbauer", zeigte er sich überzeugt. Jeder und eine Jede sei aufgerufen, "nicht zu spalten, sondern in dieser schwierigen Situation zusammenzustehen, Brücken zu bauen, solidarisch zu sein", appellierte der Bischof.
Ostern ist für alle, "ob sie glauben oder nicht", ein wichtiges Fest, zeigte sich Zsifkovics überzeugt, weil "es das Fest des Lebens ist. Das heißt, nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben. Es ist das Fest auch der Hoffnung. Nicht die Hoffnungslosigkeit und die Resignation sind uns mitgegeben, sondern Freude und Mut und Zuversicht". Das brauche es in jedem Leben.
Anlässlich seines bevorstehenden 60. Geburtstags habe sich Zsifkovics langsam auf das Alter eingestellt "und ich hoffe, dass ich dieses Älterwerden auch gut innerlich mitvollziehen kann". Als Christen gelte es, den Schutz des Lebens in den Mittelpunkt zu stellen, "und zwar des Lebens von der Geburt bis zum natürlichen Ende". Es gehe darum, sich einzusetzen für die Menschen, "um ihnen beizustehen, um sie an der Hand zu nehmen, um ihnen wirklich das Leben zu erleichtern".
Dabei gelte es gleichzeitig, die Augen immer wieder offenhalten "für alle unsere Mitmenschen, vor allem jene, die arm sind, die von den Sorgen und Nöten unserer gegenwärtigen Zeit total frustriert, vielleicht auch resigniert sind. Und wir sollen dabei auch vor allem die Kleinen, die Randgruppen und auch die Fremden nicht vergessen", so der Bischof abschließend.
Quelle: kathpress