Bischof Elbs: Brauchen eine "Kultur des Fehlermachens"
Der Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs plädiert für eine stärkere "Kultur des Fehlermachens" in Österreich. Was es brauche, sei ein guter Umgang mit Fehlern, sagte der Bischof im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" am Samstag. Stattdessen gebe es das "Problem, dass öffentliche Personen, die einen Fehler machen, sehr schnell auch öffentlich vernichtet werden", so der Bischof. Der christliche Umgang mit Schuld eröffne hingegen immer eine Wiedergutmachung und einen neuen Weg.
Der Vorarlberger Bischof, der auch ausgebildeter Psychotherapeut ist, zeigte sich überzeugt, "dass die unbewältigte Schuld ein wesentlicher Grund für psychische Probleme ist". Ein "gesundes Schuldgefühl" hingegen sei lebenswichtig für die menschliche Seele. "Schuldgefühl macht mich sensibel für Verletzungen, für Grenzen, für Wertschätzung." Schuld sei etwas, das jeder kenne. "Ganz aktuell ist das Schuldgefühl gegenüber der Schöpfung. Man könnte sagen, dort, wo es Liebe gibt, gibt es auch Schuld. Insofern sind für mich die Schuld und ein gesundes Schuldgefühl etwas ganz Entscheidendes für das Miteinander."
Ein bedeutender Punkt in vielen Schuldsituationen sei das "Bekennen und Benennen von Schuld, also das Gespräch über die Schuld", so Elbs. Das verhelfe vielen Menschen zu einem Neuanfang. "Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass wirklich viele Menschen das Versöhnungsgespräch suchen oder eine Lebensbeichte ablegen möchten." Das stelle er selbst bei jungen Leuten fest. Dieser versöhnende Umgang mit Schuld sei für Menschen wichtig. In der Psychotherapie würden im Umgang mit Schuld die gleichen Dimensionen gelten: "Es geht um Anerkennen, Bekennen, Bereuen und das Wiedergutmachen."
Gerade das Osterfest zeige die ganze Bandbreite menschlichen Lebens. "Die Kartage sind im Grunde genommen eine Intensivstation des menschlichen Lebens, wo sich alles abspielt, was uns berührt, sprich Trauer, Angst, Verzweiflung, Einsamkeit, aber auch Freude am Leben, Hoffnung und Versöhnung." Am Ende zeige sich aber, "das Gute setzt sich durch".
Schuld, Leid und Trauer wären nicht aushaltbar "ohne Versöhnung, ohne Hoffnung, ohne Zukunft", so der Bischof. "Deshalb gehört das alles zusammen, ansonsten wäre Ostern nur ein kitschiges Fest". Man könne sich fragen: "warum musste Jesus am Kreuz sterben?" Die Antwort laute: "Gott solidarisiert sich total mit den Menschen. Deshalb ist auch die Auferstehung für die Menschen glaubwürdig und hoffnungsvoll und nicht nur ein Trostpflaster".
Quelle: kathpress