Bischof Schwarz: Religiosität ändert sich, geht aber nicht verloren
Auch wenn Gläubige der Kirche fernbleiben, bedeutet das nicht, dass die Religiosität in der heutigen Zeit verloren gegangen ist. Wie der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz in einem großen Oster-Interview der Diözesanzeitung "Kirche bunt" erklärte, hätten sich viele Menschen "ihre eigene Religiosität angeeignet". Er verglich dies mit dem Kreislauf des Wassers: "Ein Tropfen, der auf die Reise geht, ist nicht verloren. Im Kreislauf des Wassers gehört er zu unserer Erde." Genauso sei es mit der Religiosität, so Schwarz. "Sie geht nicht verloren, sondern findet immer wieder neue Wege, ans Licht zu kommen."
Der Bischof wies darauf hin, dass im Christentum viel Platz sei, Religiosität zu erleben und zu leben: "Unsere christlich-katholische Religion schenkt Liebe, Freiheit, Versöhnung und Frieden, die Nahrung, die unsere Seele braucht, um den Herausforderungen des Alltags gerecht werden zu können."
Das Gedenken an den Tod und die Auferstehung Jesu hat nach der Überzeugung von Schwarz für Christinnen und Christen auch Alltagsrelevanz - gerade in Krisenzeiten: "Ja, es gibt viele Menschen, die derzeit große Sorgen haben, sei es finanziell, gesundheitlich oder persönlich." Der Bischof nannte dies "die persönlichen Karfreitags-Geschichten der Menschen", weshalb es wichtig sei, dass die Kirche auch des Leidens Jesu gedenkt. Im leidenden Christus werde einer erlebbar, "der uns in unseren persönlichen Leidensgeschichten nicht alleine lässt", der auch in den dunklen Tagen des Lebens präsent ist. "Das schafft eine ungeheure Erleichterung und gibt Hoffnung und Kraft", sagte Schwarz.
Die Kirche biete aber auch Unterstützung, wenn Menschen finanziell nicht mehr weiter wissen. Der Bischof dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas für die hier geleistete "großartige Arbeit".
Warum es Umstrukturierungen braucht
Auf die Frage, ob die Umstrukturierungen der vergangenen Jahre in der Diözese St. Pölten auch etwas mit Ostern zu tun haben, antwortete der Bischof: "Ja. Denn Ostern ist immer auch das Fest der Veränderung." Wie in der frühlingshaften Natur breche neues Leben an. Umstrukturierungen seien "wichtige Prozesse, mit denen wir auf die Veränderungen der Gesellschaft und unserer Zeit reagieren", erläuterte Schwarz. "Dazu braucht es natürlich die Bereitschaft aller Beteiligten."
Wie kann die zentrale Osterbotschaft von der Auferstehung Christi einem Menschen ohne kirchliche Bindung erklärt werden? Dazu Bischof Schwarz: "Das ist nicht eine Sache der Erklärung, sondern eine Sache des Glauben-Könnens." Er könne niemandem erklären, dass Jesus auferstanden ist, "aber ich kann ihm von meiner tiefen, inneren Überzeugung erzählen, dass Jesus der Sohn Gottes ist und von den Toten auferstanden ist". Ohne diese Sinngebung wäre das Leben "eine begrenzte Angelegenheit", sagte Schwarz. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod "lässt mich das Leben aus der Perspektive der Hoffnung wahrnehmen". Diesen Glauben wünsche er den Menschen.
Quelle: kathpress