Larentzakis: "Ökumene hat immer auch eine Friedensaufgabe"
"Ökumene hat immer auch eine Friedensaufgabe. Wenn sie diese große Aufgabe nicht annimmt, ist sie keine Ökumene." Das hat der orthodoxe Theologe Grigorios Larentzakis betont. Er referierte Mittwochabend in Linz bei der Jahreshauptversammlung der Linzer "Pro Oriente"-Sektion über den Stand der Ökumene aus Sicht der Orthodoxie. Ökumene habe eine soziale Dimension, ebenso gebe sie Impulse für den ökologischen Bereich und auch für die Friedensarbeit, sagte Larentzakis.
Er schmerze ihn zudem, wenn er innerhalb orthodoxer Kirche hören müsse, dass es sich beim Ukraine-Krieg um einen Heiligen Krieg handeln würde: "Das hat mit Christentum nichts zu tun. Die Würde jedes Menschen ist unantastbar."
Larentzakis verwies in seinem Vortrag u.a. auf das Rundschreiben des Ökumenischen Patriarchats aus dem Jahr 1902 an alle orthodoxen Kirchen, in dem das Anliegen der Wiederherstellung der Einheit der Kirchen hervorgehoben wurde. Das war die erste offizielle Initiative einer Kirche zur Förderung der Ökumene. Larentzakis gab einen Überblick über die vielen Dialogtreffen, die es seither gab, und über die ökumenischen Erklärungen, die daraus entstanden sind. Er fügte zugleich hinzu: "Wir haben keine Dokumentennot, sondern eine Umsetzungsnot und ein Rezeptionsproblem."
Larentzakis' Verständnis von Ökumene beruht in der Überzeugung, dass "alle Christen innerhalb der einen Kirche Jesu Christi leben. Das ist unser gemeinsames Fundament." Daher würden alle ökumenischen Aktivitäten nicht zwischen gänzlich getrennten Kirchen stattfinden, sondern zwischen Teilen der einen Kirche Jesu Christi, die aber voneinander entfremdet leben würden, so der orthodoxe Theologe.
Als einen Schritt der Ökumene, der große Aufmerksamkeit erregen würde, brachte Larentzakis die gemeinsame Feier des Osterfestes der Kirchen des Ostens und Westens ins Gespräch. Im Jahr 2025 fallen das östliche und das westliche Osterdatum zusammen. Dieser kalendarische Zufall wäre eine Möglichkeit, sich über eine Kalenderreform zu verständigen und künftig Ostern immer an einem gemeinsamen Daum zu feiern, regte Larentzakis an.
"Pro Oriente" will "Mahner und Ermöglicher" sein
Bischof Manfred Scheuer, der Vorsitzende des Komitees der Linzer "Pro Oriente"-Sektion, dankte für die Arbeit, die die Mitglieder von "Pro Oriente" für die Ökumene leisten. Er ging in seinem Eröffnungsstatement der Frage nach, ob der Krieg in der Ukraine die Ökumene verändert hat und musste feststellen: "Der Krieg hat bereits Schäden in der Ökumene hinterlassen." Auch Scheuer erinnerte daran, dass mit Ökumene ein Friedensauftrag verbunden sei, wo immer es um Spaltungen geht.
Der Vorsitzende von "Pro Oriente"-Linz, Josef Pühringer, konnte bei der Jahreshauptversammlung u.a. eine Reihe von Geistlichen der rumänisch-orthodoxen und serbisch-orthodoxen Kirche begrüßen. Die besondere Aufgabe der Sektion Linz sah Pühringer "in der Ökumene vor Ort, die sich in der Ökumene der Tat und der kleinen Schritte zeigt". "Pro Oriente" wolle dazu beitragen, "dass Christen in unserem Land gemeinsam Kirche sein können". Als Interessensvertretung der Ökumene sei "Pro Oriente" bestrebt, dass in der Ökumene manches schneller geht, betonte Pühringer: "Pro Oriente hat die Aufgabe, über die unterschiedlichen Kirchen profund zu informieren und Mahner, Treiber, Beter und Ermöglicher zu sein."
Quelle: kathpress