Osternacht: 100 Erwachsene erhalten österreichweit die Taufe
Die Osternacht ist die symbolträchtigste und dichteste liturgische Feier des katholischen Kirchenjahres: In der "Vollversion" hören die Mitfeiernden sieben alttestamentliche Lesungen und zwei aus dem Neuen Testament. Es sind Grundtexte des Glaubens über die Auferstehung Jesu, die Schöpfung, den Bund Gottes mit Abraham oder den Auszug Israels aus Ägypten. Fixer Bestandteil der Feier ist die Tauferneuerung, oft werden in dieser Nacht jedoch auch Taufen gespendet. Neben vielen Kindern empfangen heuer auch 100 Erwachsene zu Ostern dieses Initiationssakrament. Zusammen mit 50 weiteren im Jahresverlauf sei somit heuer in Summe mit 150 Erwachsenentaufen zu rechnen hieß es vonseiten des österreichweiten Beauftragten für das Erwachsenenkatechumenat, Daniel Vychytil.
Die meisten Erwachsenentaufen in der Osternacht gibt es traditionell in den Pfarren der Erzdiözese Wien, die außer der Bundeshauptstadt auch das niederösterreichische Wein- und Industrieviertel umfasst. 64 erwachsene Taufkandidatinnen und -kandidaten erhielten dafür unlängst in einer Wiener Kirche die Zulassungsurkunde überreicht. Auch wenn ihre Zahl in den vergangenen Jahren infolge der Flucht- und Migrationsbewegungen darüber lag, gibt es laut Vychytil dennoch eine bemerkenswerte Entwicklung: Die Österreicher stellen mit 23 Täuflingen heuer erstmals seit langem die größte Gruppe dar, gefolgt von Katechumenen aus dem Iran (14), Afghanistan (7) und Deutschland (4), der Rest verteilt sich auf andere Länder. Frauen und Männer halten sich heuer genau die Waage, die meisten sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Eine weitere Zulassungsfeier für Taufen im späteren Jahresverlauf ist für den Herbst geplant.
Auch in Linz gab es während der Fastenzeit eine zentrale Zulassungszeremonie, bei der Diözesanbischof Manfred Scheuer sieben Anwesenden in der Votivkapelle des Mariendoms die Zulassung erteilte. Sie gilt für den Empfang der Taufe, jedoch auch für die Erstkommunion und Firmung, die bei Erwachsenen gleich in derselben Feier gespendet wird. Als Begleiter waren schon bei der Zulassungsfeier die Katechisten präsent, die für die intensive, rund einjährige Vorbereitung auf die Taufe mit einem Kennenlernen der Grundlagen des Christentums zuständig waren, weiters die zuständigen Ortspfarrer wie auch diejenigen, die bei Taufe in oder um die Osternacht dann das Patenamt übernehmen.
Erstmals gab es heuer auch eine Taufzulassungsfeier im Graz. Ein Teil der diesjährigen Taufbewerber aus dem Diözesangebiet bekamen dabei die Bekräftigung für den letzten und entscheidenden Schritt von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in dessen bischöflicher Hauskapelle. Es sei dabei für sie gebetet worden und der Bischof habe sie mit Handauflegung gesegnet, berichtete das steirische "Sonntagsblatt" über den liturgischen Akt. Ein Taufbewerber aus Persien berichtete bei diesem Anlass, sein Wunsch, Christ zu werden, komme von der Faszination, die armenische Christen in seiner Heimat bei ihm hinterlassen hätten - darüber, "wie sie den Menschen um sich herum begegneten - nicht nur den Christen, sondern allen".
Verhältnismäßig viele Erwachsenentaufen - 35 - gibt es heuer in Pfarren der Erzdiözese Salzburg, mit denen Weihbischof Hansjörg Hofer unlängst die Zulassung feierte. Auch in den Diözesen Innsbruck und St. Pölten stehen in der Osternacht oder in den Wochen danach jeweils drei Erwachsenentaufen bevor, in der Diözese Eisenstadt zwei mit wahrscheinlich weiteren Taufen im späteren Jahresverlauf, während aus Kärnten und Vorarlberg keine Zahlen bekannt sind.
Vielfältige Beweggründe und Biografien
Einblicke in die vielfältigen Beweggründe und Lebensgeschichten von erwachsenen Täuflingen gaben die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN, Donnerstag). Eine 76-Jährige Taufkandidatin, geboren in der DDR, gab an, sie habe nach "vielen falschen Entscheidungen" im Leben im Vorjahr eine "Wende" erlebt, die sie zuvor für unmöglich gehalten hätte. Über eine gute Freundin, die bald ihre Taufpatin werde, habe sie kennengelernt, "wie ein wahrer christlicher Mensch leben kann - ohne immer sofort mit der Keule draufzuhauen, wenn mir etwas nicht passt, sondern rücksichtsvoll." Das habe den Wunsch, sich taufen zu lassen, in ihr geweckt.
Die Vorbereitung zur Erwachsenentaufe dauert ein Jahr, erklärte Stefan Schlager, Verantwortlicher in der Diözese Linz für die theologische Erwachsenenbildung. Ziel sei, dass künftige Christen "ein ganzes Kirchenjahr durchfeiern" könnten und dabei, so sie noch keine religiöse Erfahrung hätten, "die Fremdsprache Religion lernen". Regelmäßige Treffen mit Menschen aus der Pfarre zum Kennenlernen der "Schätze der christlichen Spiritualität" seien dabei ein Bestandteil, auch stelle sich in dieser Zeit auch heraus, warum genau der Taufwunsch bestehe. Eine Wirkung habe dies immer auch auf die Pfarrgemeinde, die den Neuankömmling begleitet auf dem Weg zur Taufe.
Als weiteres Beispiel wurde im Innviertler Regionalteil der OÖN ein junger Afghane angeführt, der zu Ostern getauft wird. 2016 sei er auf der Flucht vor den Taliban, die mehrere seiner Familienmitglieder ermordet hätten, nach Europa gekommen, gab er an. Die Schicksalsschläge hätten ihn jedoch zum Glauben an Gott geführt. Der Wunsch, Christ zu werden, sei bei ihm dann durch das Willkommenheißen in einer burgenländischen Pfarre gereift. Die Christen hätten ihn gut aufgenommen und seien immer nett zu ihm gewesen, zudem mache er die Erfahrung: "Der Glaube und beten helfen mir." Für die Taufzulassung musste er sich allerdings mehrere Jahre gedulden, zumal er dafür zuerst noch besser Deutsch lernen musste.
Der Hintergedanke, sich durch die christliche Taufe womöglich Vorteile für seinen Aufenthaltsstatus zu verschaffen, habe es bei ihm nicht gegeben, betonte der angehende Christ, "dann hätte ich in Frankreich bleiben können, wo ich ganz leicht Asyl bekommen hätte". Er sei "nicht wegen der Papiere" gekommen. Auch der diözesane Verantwortliche, Stefan Schlager, betonte, der Taufschein dürfe nicht mit dem Asylschein verwechselt werden - auch wenn ein großer Teil der Katechumenen aus den Asyl-Herkunftsländern komme. Die Kirche würde nicht leichtfertig taufen - "aber auch die Menschen, die sich taufen lassen, nehmen das sehr ernst", so Schlager.
Quelle: kathpress