Bischof Zsifkovics: "Wasserstand unseres Christseins ist niedrig"
Zum mutigen Einsatz dafür, dass das Christentum im Land nicht zu einem Relikt vergangener Zeiten wird, ruft der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics auf. In seinem diesjährigen Osterbrief an die Gläubigen vergleicht er das Schwinden des christlichen Glaubens in der Gesellschaft mit dem Austrocknen der Seen im Burgenland und verdorrten Ackerböden: "Christen dürfen die Augen nicht verschließen, sie müssen eingestehen, auch der Wasserstand unseres Christseins ist niedrig", schreibt der Bischof in dem von der Eisenstädter Kirchenzeitung "Martinus" (Mittwoch) veröffentlichten Brief.
"Christliches Leben ist für nicht wenige Christen eine neue Beliebigkeit. Glauben und Leben haben sich entfremdet, Gott kommt im Alltag kaum noch vor", so Zsifkovics. "Können wir beten? Werden Sonn- und Feiertage gefeiert?", zeichnet der Bischof ein nachdenkliches Bild und macht nicht nur auf den Rückgang an Priester- und Ordensberufungen aufmerksam, "sondern auch und vor allem" auf "einen Mangel an Gläubigen und Gottsuchenden".
Kirche wie Gesellschaft erlebten derzeit eine "unruhige See" und die "Wellen der Überforderung" setzten den Menschen zu, so Zsifkovics weiter. Als Beispiele nennt er die Pandemie, die Spaltung der Gesellschaft, den Krieg in der Ukraine, Migration und "fehlenden Frieden" im Allgemeinen. All das seien "schreckliche Zumutungen dieser Welt". Ebenso beklagt der Bischof die Teuerung, Verarmung und Vereinsamung sowie psychische Überreizung. Ausdrücklich kritisiert Zsifkovics auch den Umgangston in der Politik "mit seiner populistischen Fratze".
In der Spur Jesu bleiben
Christsein bedeute in erster Linie "in der Spur Jesu" zu bleiben, betont der Eisenstädter Bischof. "Christliches Leben darf nicht austrocknen, der christliche Wasserpegel in der Gesellschaft darf nicht absinken." Er dankt deswegen allen, die sich "mutig" dafür einsetzten, "dass das Christentum bei uns morgen nicht nur Relikt sein wird und dass geistliche Berufungen nicht nur eine Wirklichkeit von gestern sind".
Gerade die Fastenzeit vor Ostern ist laut Zsifkovics immer auch eine "Wüstenzeit". "Die Wüste ist mehr als Geografie, sie ist existenziell." Das bedeute konkret "Herausforderung, Entbehrung, Ringen und Kampf, Umkehr, Risiko und Chance, aber auch Neubeginn". Wüstenzeiten erlebe man persönlich, so der Bischof, der sich derzeit von einem Knochenmarködem erholt, aber auch in Kirche, Beruf und Gesellschaft. "Die Wüste ist ein Nein zu Gier nach Reichtum, Ehre und Macht" und sei vor allem eine Einladung zum Lebensstil Jesu. "Dieser Lebensstil ist einfach und alternativ und vor allem unkompliziert", zeigt sich der Bischof überzeugt.
Papst Franziskus ermutige unermüdlich zu diesem Lebensstil, damit das "gemeinsame Haus unserer Welt" nicht rücksichtslos ausgebeutet werde, sondern Gottes Schöpfung und ihre Schönheit zum Tragen komme. "Die kleinen Schritte im täglichen Leben können revolutionär, vielleicht auch ein Kennzeichen der Christen sein", so Bischof Zsifkovics.
Quelle: kathpress