Winterhilfe: 9.000 Anrufe beim Kältetelefon der Wiener Caritas
Mehr als 9.000 Anrufe beim Kältetelefon, über 17.500 Besuche in Wärmestuben und mehr als 1.000 Freiwillige im Einsatz: Diese Bilanz über einen "Rekordwinter" in der Hilfe für obdachlose Menschen zieht die Caritas der Erzdiözese Wien. Die Hilfsorganisation habe in den vergangenen Monaten so viel Hilfe für obdachlose Menschen wie nie zuvor geleistet, berichtete Caritasdirektor Klaus Schwertner in einer Aussendung am Mittwoch. Die kalte Jahreszeit sei für obdachlose Menschen besonders hart, Aufenthalte im Freien bei Minusgraden absolut lebensgefährlich, erinnerte Schwertner. Seit November laute das Motto für die Caritas daher "mehr Betten, mehr Streetwork, mehr Hilfe".
"Die Not ist mit den multiplen Krisen von Rekordinflation und Teuerungen gestiegen, die Nachfrage nach unserer Hilfe war und ist enorm", bilanzierte der Caritasdirektor. Obwohl die Temperaturen vergleichsweise moderat geblieben seien, habe die Not zugenommen. Gleichzeitig habe aber auch die Hilfe von Freiwilligen "rekordverdächtige Ausmaße" angenommen.
"Kein Mensch soll auf Wiens Straßen erfrieren müssen", das sei auch diesen Winter wieder die erklärte Aufgabe gewesen, so Schwertner. Jetzt, zum Beginn des Frühlings, könne man davon ausgehen, das Ziel erreicht zu haben. Das liege vor allem an den vielen Spenderinnen und Spendern, sowie mehr als 1.000 Freiwilligen. "Wir wollen deshalb allen danken, die mit uns in den vergangenen Monaten so unglaublich viel Hilfe möglich gemacht haben", so der Caritasdirektor.
Den Angaben der Hilfsorganisation zufolge nutzten in den vergangenen Monaten insgesamt 525 Menschen einen Schlafplatz in Notquartieren der Wiener Caritas, der im Rahmen der städtischen Winternothilfe gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien zur Verfügung gestellt wurde. "Durch die Unterstützung von 85 Kältetelefon-Freiwilligen und über 9.000 Anruferinnen und Anrufer konnten wir in diesem Winter 380 akut obdachlose Menschen in ein warmes Notquartier bringen oder vermitteln", dankte Schwertner für die rege Mithilfe der Bevölkerung beim Erkennen und Melden von akuten Notsituationen. Noch bis Ende April bleibe das Kältetelefon in Wien unter 01/480 45 53 erreichbar.
Obdachlosigkeit auch im Sommer Thema
In den 39 Wärmestuben der Caritas sei die Nachfrage so groß wie noch nie gewesen. An 355 Öffnungstagen habe man mehr als 17.500 Besuche gezählt - beinahe 7.000 mehr als im Vorjahr. Stark nachgefragt werden laut Caritas auch die vier erstmals angebotenen Frauenwärmestuben. Ein ähnliches Bild zeige sich beim Canisibus, dem Suppenbus der Caritas. 34.400 Mahlzeiten wurden in den vergangenen Monaten von freiwilligen Helferinnen und Helfern zubereitet und an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen ausgegeben.
Auch in der Obdachloseneinrichtung "Gruft" wurden seit Anfang November 32.806 Mahlzeiten ausgegeben, 5.702 Mal fanden obdachlose Menschen dort während der letzten Monate ein warmes Bett. Auch das medizinische Angebot des Louisebus sei gut genutzt worden, so die Caritas: 990 Menschen konnten in den Wintermonaten von freiwillig tätigen Ärzten und Ärztinnen medizinisch versorgt werden, insgesamt wurden 2.644 Behandlungen durchgeführt.
Klar sei, dass Obdachlosigkeit betroffene Menschen auch weiterhin unter Druck setze, im Winter wie im Sommer. Das Thema Wohnungslosigkeit sei in Zeiten steigender Miet- und Energiepreise leider von besonderer Aktualität, betonte der Wiener Caritasdirektor. Bereits im vergangenen Jahr seien die Delogierungen um 20 Prozent gestiegen. "Um Menschen vor Obdachlosigkeit zu schützen, braucht es dringend langfristige strukturelle Entlastungen wie eine grundlegende Reform der Sozialhilfe Neu oder eine langfristige Unterstützung im Bereich immer stärker steigender Mieten", so Schwertner.
(Spenden: IBAN: AT163100000404050050, Kennwort: "Gruft Winterpaket", oder: www.gruft.at)
Quelle: kathpress