Katholische Aktion fordert "tiefgreifende ökologische Umkehr"
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) hat dazu aufgerufen, den am Montag veröffentlichten Bericht des Weltklimarates (IPCC) mit seinen massiven Warnungen ernst zu nehmen und den Weg einer "tiefgreifenden ökologischen Umkehr" einzuschlagen. "Wenn wir unsere Lebensbasis nicht verbrauchen oder gar abfackeln wollen, dann braucht es eine neue sozial-ökologisch-spirituelle Balance gegenüber und mit der uns umgebenden Mitwelt", unterstrich das KAÖ-Führungstrio mit Präsident Ferdinand Kaineder und den Vizepräsidentinnen Katharina Renner und Brigitte Knell in einer Aussendung am Dienstag.
Besondere Kritik übte die KAÖ an der "fatalen, aber gängigen Tendenz" sowohl bei Einzelpersonen als auch bei Politik und Wirtschaft, "die größere Perspektive der anderen Erdenbewohner auszublenden, sowohl die der nahen als auch der fernen, die der gegenwärtigen und der zukünftigen". Es gelte im Blick auf das Ganze zu denken und handeln, die gesamte Erdkruste als bewohnbare Basis für Menschen und Tiere zu begreifen, betonten Kaineder, Renner und Knell.
Als fragwürdig erscheinen der Katholischen Aktion "technogen-technokratische Heilsversprechen", denen zufolge alles mit neuen Techniken lösbar sei, ohne selbst etwas ändern zu müssen. Bereits im 2022 vorgelegten KAÖ-Dossier zur ökologischen Umkehr und Mitweltgerechtigkeit werde betont, "dass es ein radikales Umdenken braucht und der Weg weiter in die ökologische Sackgasse nicht begangen bzw. - viel öfter - nicht befahren werden darf".
Besonders rief das KAÖ-Leitungsteam dazu auf, den von der Klimakrise besonders betroffenen jungen Menschen Gehör zu schenken und deren Vorschläge umzusetzen. Als Beispiel nannten Kaineder, Renner und Knell die von der "Letzten Generation" geforderte Entschleunigung auf Autobahnen und Freilandstraßen auf Tempo 100 bzw. 80 km/h, was etwa in den Niederlanden bereits umgesetzt werde. Dort habe sich gezeigt, "dass es vor der Einführung oft keine breite Zustimmung gibt, aber nach Einführung die Plausibilität wächst".
Kleinreden des Klimawandels hilft nicht weiter
Für eine ökologische Umkehr lägen ganz konkrete Vorschläge seit Jahren auf dem Tisch, wies die KAÖ hin. "Was uns nicht weiterhilft: das Kleinreden der Klimaveränderung, das Festhalten an fossilen Energieverbrauchsformen wie Verbrennungsmotoren, eine Hinter-uns-die-Sintflut-Mentalität."
Die KAÖ erinnerte auch daran, dass der biblische Satz "Macht euch die Erde untertan" bis heute oft falsch verstanden werde. "Das Verhältnis zur Natur und zur Mitwelt wie beispielsweise zu den Tieren darf kein 'Herrschaftsverhältnis' sein, sondern muss ein respektvolles Zueinander sein." Richtig verstanden führe die Bibel zu einer Sichtweise, "dass alles Lebendige beseelt ist und deshalb nicht einfach gebraucht werden darf".
Es drohen verheerende Folgen
Der Weltklimarat warnte in seinem am Montag veröffentlichten Bericht, ohne tiefgreifende und schnelle Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen werde noch in diesem Jahrzehnt das 1,5-Grad-Limit überschritten - mit heftigen Folgen für die Natur und damit auch für die Menschen. Fast alle Szenarien für den kurzfristigen Treibhausgasausstoß der Menschheit sagen laut IPCC eine Erderwärmung um 1,5 Grad im Zeitraum 2030 bis 2035 voraus. Aktuell liegt die durchschnittliche Erwärmung bei etwa 1,1 Grad, in Österreich sogar bei rund zwei Grad. Die Emissionen sollten daher bereits jetzt zurückgehen und müssten bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden, wenn die Erwärmung wie vereinbart auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900) begrenzt werden soll.
Die Folgen von mehr als 1,5 Grad Erwärmung wären verheerend: Extremwetterereignisse, Ernteausfälle und damit Nahrungsmittelknappheit, in weiterer Folge Dürren; Hungersnöte, Zerstörung ganzer Öko-Systeme, Chaos und Kriege. "Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre ist so hoch wie zuletzt vor zwei Millionen Jahren. Die Klimazeitbombe tickt", sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. "Aber der heutige IPCC-Bericht ist ein Leitfaden zur Entschärfung der Klimazeitbombe. Er ist ein Überlebensleitfaden für die Menschheit." Er nahm dafür die Industrieländer, die auch historisch für den größten Teil der Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich sind, in die Pflicht.
"Insbesondere müssen sich die Staats- und Regierungschefs der Industrieländer verpflichten, Netto-Null (Klimaneutralität) so nah wie möglich am Jahr 2040 zu erreichen. Alle sollten darauf abzielen, diese Grenze zu respektieren. Das kann geschafft werden", so Guterres. Aufstrebende Volkswirtschaften sollten 2050 anpeilen. Denn: "Die Menschheit steht auf dünnem Eis - und dieses Eis schmilzt schnell." Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens in Reichweite zu halten, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei ein "Quantensprung bei den Klimamaßnahmen" in allen Bereichen und in allen Ländern notwendig.
Der Weltklimarat wies aber auch darauf hin, dass die Erwärmung im Falle eines Überschreitens eines bestimmten Niveaus, etwa der 1,5-Grad-Grenze, trotzdem schrittweise wieder reduziert werden könne. Nötig wäre dazu aber ein negativer globaler Netto-CO2-Ausstoß, der nicht nur erreicht, sondern auch aufrechterhalten werden müsse.
Quelle: kathpress