
Küberl: Krisenbewältigung erfordert auch tragende Werte
Bei der Bewältigung der gegenwärtigen materiellen Krisen würden "auch Haltungen als Gerüst" gebraucht. Wie der frühere Caritas-Präsident Franz Küberl in einem Interview des steirischen "Sonntagsblattes" (Ausgabe 19. März) zu seinem neuen Buch sagte, gelte es heute Wohlstand neu zu definieren und um das Immaterielle zu ergänzen. "Im materiellen Wohlstand könnten wir ruhig auch ein bisschen leiser treten. Und dazu kommt die Frage: Ist Wohlstand für alle Menschen zugänglich?", so Küberl. Menschen bräuchten neben Brot zum Leben aber auch "Brot für die Seele". Viele stellten sich die Interessensfrage, aber nicht die Sinnfrage: "Welche Werte tragen mich, welche gebe ich weiter?"
Franz Küberl zieht in seinem neuen Buch "Zukunft muss nach Besserem schmecken" Bilanz über sein bald 70-jähriges Leben als engagierter Christ in Gesellschaft und Kirche. Den im Tyrolia-Verlag erschienen Band stellte er bereits in Innsbruck und Salzburg vor, die Präsentation in Wien folgt am 22. März. Der Buchtitel wurde laut dem langjährigen Caritas-Präsidenten durch die Begründung einer Bäuerin für das Fernbleiben ihrer Tochter von der Kirche angestoßen: "Bei euch schmeckt man die Zukunft nicht", hatte diese bemängelt. Küberl dazu im Interview: Die Kirche müsse sich als lebensrelevant erweisen und die Frage überzeugend beantworten können: "Haben die Gläubigen das Gefühl, die unterstützen mich in meiner Gläubigkeit, in meinem Leben?"
Zu den derzeitigen Krisen meinte Küberl, es werde oft zu viel von den Verantwortungsträgern verlangt. Diese würden permanent überfordert, auch der Nachwuchs an guten Verantwortlichen bleibe aus. Der Buchautor plädierte für "einen Grundrespekt gegenüber Autoritäten", auf dessen Grundlage dann auch Themen debattiert und vieles eingefordert werden könne. Konzepte von "Weltrettung" seien ihm jedoch "suspekt, auch beim Klima", merkte Küberl an. Während der drei Jahre Pandemie sei "eigentlich viel geschafft" worden.
"Wir brauchen große Ziele. Aber die Naherwartungen, dass alles möglichst schnell gehen muss, müssen wir herunterschrauben", riet Küberl. Bei menschengemachten Krisen gelte es "die Ärmel hochzukrempeln, und da kann jeder und jede ein bisschen etwas tun". Christen fänden da erstaunlich viele Mitstreiter in anderen Gruppen. Wie der verstorbene Grazer Bischof Johann Weber sprach sich Küberl für "eine Koalition der Nachdenklichen" aus.
Franz Küberl stellt sein Buch "Zukunft muss nach Besserem schmecken, Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft" am 22. März in der Herder-Buchhandlung in Wien und am 24. März in der Grazer Buchhandlung Moser vor. Beginnzeit ist jeweils 19 Uhr.
Quelle: kathpress