Bischöfe: Zölibat und Ehe gleichermaßen wertvoll
Papst Franziskus hat vor einigen Tagen in Interviews eine Aufhebung des Pflichtzölibats für römisch-katholische Priester nicht ausgeschlossen. Allerdings räumte er ein, dass es wohl nicht mehr in seinem Pontifikat dazu kommen wird. Die Äußerungen des Papstes - in der Sache nichts Neues - haben gleichwohl für mediale Aufmerksamkeit gesorgt und auch einige heimische Bischöfe haben auf Anfrage dazu Stellung genommen. So betonte etwa der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl, dass Zölibat und Ehe gleichermaßen wertvoll seien. In gleicher Weise äußerte sich der Feldkircher Bischof Benno Elbs.
Kardinal Christoph Schönborn hatte schon am Sonntag in einem ORF-Interview gemeint, dass es in Österreich zahlreiche verheiratete katholische Priester gibt, die einer der vielen katholischen Ostkirchen angehören, wo der Zölibat nicht für alle Priester verpflichtend ist. Wörtlich sagte Schönborn: "Das ist sicher kein dramatisches Thema und darüber wird geredet und kann auch weitergeredet werden."
Bischof Krautwaschl hielt am Dienstag in einer Stellungnahme gegenüber der "Kleinen Zeitung", die auch Kathpress vorliegt, fest, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) davon spreche, "dass die Ehelosigkeit der Priester eine angemessene Lebensform ist und deswegen empfohlen wird". Zugleich werde aber auch betont, dass damit die Tradition der - katholischen - Ostkirchen nicht missachtet wird. In den Ostkirchen können angehende Priester vor der Priesterweihe heiraten. Wie Bischof Krautwaschl betont, sei die zölibatäre Lebensform eine wertvolle, so wie auch die Ehe als Sakrament ein wichtiges Zeichen für die Liebe Gottes sei. Darüber nachzudenken, ob die Verbindung zwischen Priesterweihe und Ehelosigkeit heute noch sinnvoll sei, müsse daher erlaubt sein. Die entscheidende Frage für den Bischof lautet aber: "Was ist heute wichtig, dass Frauen UND Männern das Leben aus dem Evangelium und dessen Verkündigung hinein in unsere Welt hinreichend gut möglich ist?"
Ähnlich äußerte sich auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" (Dienstag): Die Diskussion über den Zölibat gebe es in der Kirche schon lange. Er erinnerte etwa an die Amazonien-Synode 2019: "Schon damals wurde angeregt, dass es verschiedene Lebensformen für Priester geben solle." Bischof Elbs betonte, dass er den Zölibat "durchaus als wertvoll für unsere Kirche" ansehe. Gleichzeitig bestehe freilich die Frage, ob er verpflichtend für alle Priester sein soll. Auch Elbs verwies auf die Priester der katholischen Ostkirchen.
Papst muss Einheit der Kirche bewahren
Der Papst habe nichts Neues gesagt, betonte in der "Kleinen Zeitung" der Grazer Pfarrer Stefan Ulz. Er erinnerte u.a. daran, dass es in der Steiermark drei verheiratete Priester einer katholischen Ostkirche tätig sind. Es gebe allerdings auch "Kräfte", die gegen eine Aufhebung des Pflichtzölibats für römisch-katholische Priester sind. "Für sie ist das ein hoher Wert, den man nicht aufgeben sollte." Der Papst sei in der Zwickmühle: Er müsse sich um die Einheit der Kirche kümmern, so Ulz.
Ulz ist Konsultor (Berater) für die vatikanische Behörde für den Klerus. Das Klerus-Dikasterium (früher Klerus-Kongregation) ist zuständig für alle Belange, die die katholischen Diözesanpriester sowie die ständigen Diakone betreffen.
Ewald Pristavec, Vorsitzender des steirischen Priesterrates, zeigte sich gegenüber der "Kleinen Zeitung" nicht sehr optimistisch, was Änderungen angeht. Der Zölibat sei zwar nur ein menschliches Gesetz, aber ob es abgeschafft wird, sei zweifelhaft. Persönlich sei er für Veränderung, und ihn beschäftige besonders die Frage, was aus jenen Priesterkollegen geworden ist, die aus Zölibatsgründen ihr Amt niedergelegt haben.
Was sagte der Papst?
Papst Franziskus hatte im Interview mit dem argentinischen Portal "Infobae" betont, dass es sich beim Pflichtzölibat für römisch-katholische Priester nur um ein kirchliches Gesetz handle, dass man auch ändern könnte. Es sei "kein Widerspruch, dass ein Priester heiraten kann". Die Ehelosigkeit in der westlichen Kirche halte er für "eine zeitlich begrenzte Vorschrift", die - anders als die Weihe - keinen ewigen Charakter habe.
Im Interview mit der argentinischen Wochenzeitung "Perfil" sagte der Papst zur Frage einer Änderung beim Pflichtzölibat wörtlich: "Das ist eine offene Möglichkeit. Ich weiß nicht, ob sie sich eröffnen wird oder nicht, aber sie ist eine Möglichkeit, die sich eröffnen kann." Und er fügte hinzu: "Wir werden sehen, dass die Zeit kommen wird, in der ein Papst dies vielleicht revidieren wird, ich bin noch nicht bereit, es zu revidieren. Aber offensichtlich ist es eine Frage der Disziplin, die nichts mit einem Dogma zu tun hat."
Quelle: kathpress