Schönborn: Papst steht für Option für die Armen und Kirchenerneuerung
Eine positive Bilanz der bisherigen zehnjährigen Amtszeit von Papst Franziskus hat Kardinal Christoph Schönborn am Sonntagabend in der ORF-ZiB2 gezogen. Der Name, den sich Kardinal Jorge Bergoglio vor zehn Jahren gegebene hatte - in Anlehnung an den hl. Franz von Assisi - sei Programm und diesem Programm sei der Papst stets treu geblieben, so Schönborn. Franziskus stehe etwa für die klare Option für die Armen, für eine Kirche, die sich erneuert, für das Zugehen auf den Islam und für die Bewahrung der Schöpfung.
Schönborn erinnerte an die erste Reise des Papstes, die ihn auf die italienische Flüchtlingsinsel Lampedusa geführt hatte: "Es ist bei uns vielleicht unpopulär, aber Franziskus positioniert sich klar aufseiten der Flüchtlinge und der Armen."
Wie der Kardinal weiter sagte, habe er im Blick auf den Islam bei seinen jüngsten Reisen nach Bahrain und Saudi
-Arabien persönlich erleben können, mit welcher Hochachtung Franziskus auch in der islamischen Welt gesehen wird, "weil er auf die Menschen zugeht. "Nachsatz: "Nicht nur auf den Islam, auf alle Menschen."
Auf die jüngste Äußerung des Papstes in einem Interview angesprochen, wonach der Pflichtzölibat für Priester nur ein kirchliches Gesetz sei, dass man auch ändern könnte, meinte Schönborn, dass dies nichts Neues sei und darüber auch diskutiert werde. Auch in der Erzdiözese Wien gebe es etwa zahlreiche verheiratete Priester, die einer der vielen katholischen Ostkirchen angehören, wo es keine Pflichtzölibat gibt.
Im Blick auf den Missbrauch betonte Schönborn, dass die Katholische Kirche schon unter Papst Benedikt XVI. mit der Aufarbeitung begonnen habe, Franziskus führe dies nun mit großer Konsequenz fort. Auch in Österreich habe die Katholische Kirche in dieser Richtung Maßstäbe gesetzt. Er würde sich wünschen, so der Wiener Erzbischof, dass es diese konsequente Aufarbeitung auch in anderen Bereichen der Gesellschaft geben würde.
Als ein Beispiel für konsequente Reformen, die Papst Franziskus in seiner Amtszeit durchführte, wies der Kardinal auf die Vatikanbank IOR hin. Dem Papst sei es gelungen, die von Skandalen, Korruption und Misswirtschaft gebeutelte Bank zu reformieren. Heute sei sie "clean und international wieder anerkannt, so Schönborn, der selbst seit acht Jahren der Kardinalskommission angehört, die u.a. die Einhaltung der Statuten überwacht.
Zur Frage, wie lange er noch Erzbischof von Wien sein werde, sagte Schönborn, dass ihn Papst Franziskus gebeten habe, noch zu bleiben, da er ihn noch brauche. "Und so bleibe ich, solange mich der Papst noch braucht", so Schönborn. Nachsatz: "Es wird nicht ewig sein."
Quelle: kathpress