Glettler: Klassenkreuze beibehalten und um andere Symbole ergänzen
Für die Beibehaltung von Kreuzen in Schulklassen und deren Ergänzung um andere religiöse Symbole entsprechend der Glaubensüberzeugung der jeweiligen Schülerinnen und Schüler hat sich der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler ausgesprochen. Würden alle religiöse Zeichen aus Schulräumen entfernt, so wäre dies eine "mutwillig gesetzte Aktion, die eine geistige und spirituelle Verarmung zur Folge hätte", erklärte der Bischof am Wochenende in einer auf der Diözesanhomepage veröffentlichten Stellungnahme. Schulräume ohne religiöse Zeichen widersprächen zudem der gesellschaftlichen Realität, "in der religiöse Fragestellungen in vielen Bereichen präsent sind".
Glettler reagierte damit auf eine Diskussion, welche das Tiroler Schülerparlament angestoßen hatte. Das aus den Tiroler Schulsprechern und den Landesschülervertretern bestehende Gremium hatte Ende Februar vom Tiroler Landtag die Präsenz von Kreuzen in den Klassenräumen als "Missstand" bezeichnet. Sofern die jeweilige Klasse nicht einstimmig die Aufhängung eines religiösen Symbols verlange, sollte dieses entfernt werden, so die Forderung. Erst so werde die gebotene "Neutralität" in den Schulklassen gewahrt und alle Religionen würden gleich wertgeschätzt.
Der Innsbrucker Bischof deutete das Anliegen der Schülervertreter so, "dass sich nämlich in der Verwendung der Glaubens-Symbole im gemeinsamen Unterrichtsraum auch die religiös bunte Zusammensetzung einer Klasse spiegeln sollte". Er würde mit den Jugendlichen gerne ausführlich und persönlich über religiöse Symbole in der Schule diskutieren, so Glettler, der zudem auch gleich mit einem Vorschlag aufwartete: Die Kreuze sollten hängen bleiben, Kinder einer nicht-christlichen Religion aber ebenso die Möglichkeit erhalten, "ihr religiöses Symbol im Klassenzimmer für alle sichtbar anzubringen".
Das Nebeneinander der jeweiligen Glaubenssymbole würde laut Glettler "eine respektvolle Lernumgebung schaffen und für alle Beteiligten einladend wirken". Wichtig sei, "dass gerade in Schulklassen das Verständnis füreinander trainiert wird, um unterschiedliche Überzeugungen zu respektieren". Im Erlernen dieser Offenheit liege nach den Worten des Bischofs "ein wesentlicher Lernauftrag von Schule".
Ausführlich ging Bischof Glettler auch auf die Frage "Warum ein Kreuz im Klassenraum?" ein. Das Kreuz sei "als Glaubens- und Hoffnungszeichen zutiefst in die Kultur unseres Landes eingeschrieben", so der Innsbrucker Oberhirte. Die ausgestreckten Arme des Gekreuzigten seien zudem eine "Geste, dass Gott seinen Segen und seine Fürsorge allen Menschen anbietet". Das Kreuz drücke auch die christliche Grundüberzeugung aus, "dass Jesus von Nazareth mit dem Einsatz seines Lebens jede noch so abgründige Bosheit und die gefährliche Gewaltspirale von Rache und Vergeltung überwunden hat."
Versöhnung sei möglich und Liebe stärker als jeglicher Hass, zudem könne man in jeder noch so verzweifelten Situation einen Neuanfang machen: Auch dafür stehe das Kreuz, schrieb Glettler. Das christliche Ursymbol sei sehr "anspruchsvoll" und bringe Gottes Liebe vor Augen. "Außerdem verbindet uns das Kreuz mit allen Menschen, die persönliches Leid zu ertragen haben - es ist kein Symbol der Sieger und Permanent-Erfolgreichen. Das Kreuz ist ein berührendes Bild solidarischer Verbundenheit mit allen, auch mit den unzähligen Gedemütigten und sozialen Verlierern unserer globalisierten Welt, inklusive der geschundenen Schöpfung." Gerade in der heutigen "belasteten Zeit" sei das Kreuz auch eine "Aufschau-Hilfe, eine Hoffnungsbrücke zwischen Erde und Himmel".
In der Stellungnahme auf der Diözesanhomepage wurde zudem darauf verwiesen, dass Schulgemeinschaften an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein Beratung und Begleitung erhalten. In gesonderten Veranstaltungen werden Fragen beantwortet wie etwa zum Umgang mit religiöser und kultureller Verschiedenheit in der Schule und deren Darstellung, zur Sichtbarmachung religiöser Vielfalt in "gemeinschaftsfördernder" Weise, sowie Maßnahmen zur "aktiven Beteiligung aller Weltanschauungen" bei Veranstaltungen und Feiern.
Quelle: kathpress