Kaineder: Synodalität gegenüber Hierarchie in Kirche aufwerten
Die beiden kirchlichen Prinzipien "synodal" und "hierarchisch" müssen in einem richtigen Verhältnis zueinander stehen. Dafür hat sich der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, ausgesprochen. Synodalität - verstanden als eine breite Form der Entscheidungsfindung - sei in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden. "Daher müssten zum Beispiel auch die Bischofsernennungen mit dem Prinzip einer Wahl und mit Transparenz verbunden sein", plädierte Kaineder für mehr Ausgewogenheit. "Die Ortskirche kann nicht einfach dasitzen und staunend warten, was auf sie zukommt", so der KAÖ-Präsident wörtlich im Podcast "Himmelklar", der u.a. auf "domradio.de" und "katholisch.de" zu hören ist.
Der früher als Kommunikationsverantwortlicher für die Ordensgemeinschaften tätige Kaineder plädierte auch dafür, bei der Umsetzung von mehr Synodalität stärker die Erfahrungen der Ordenskirche zu berücksichtigen. Die Orden stünden für eine "synodale, kooperative, kollegiale und wählende Kirche". Bei der Wahl von Oberinnen und Oberen müsse kein Bischof seine Zustimmung geben. "Dass man sich da nicht traut, diese Erfahrung und dieses Modell wesentlich mehr auch in der diözesanen Kirche zu berücksichtigen, da bin ich öfters verwundert."
Kaineder verwies in dem Interview auf weitere gemeinsame Anliegen mit den Katholiken in Deutschland hin, wie sie im dortigen Synodalen Weg klar formuliert worden seien. "Allen voran" nannte er die Gleichstellung der Frauen in der Kirche und mehr Mitbestimmung für Laien. "Aus meiner Sicht ist es auch bei den Bischöfen angekommen, dass die Frauenfrage wirklich das virulenteste Thema ist", so Kaineder. "Wir selbst sprechen hier von einer Art Verfassungsfehler, der der Kirche innewohnt und der darin besteht, dass die Geschlechter unterschiedlich behandelt werden." Wenn der vom Papst ausgerufene weltkirchliche Synodale Prozess nicht in einer Veränderung des Kirchenrechts münde, werde er "nicht wirklich zielführend sein", unterstrich Kaineder.
"Schätze den Synodalen Weg sehr"
Zu den Spannungen und Auseinandersetzungen, die den Synodalen Weg in Deutschland begleiten, sagte der KAÖ-Präsident: "Ich schätze den Synodalen Weg sehr, auch diese gedanklich klare und am synodalen Habitus festgemachte Art der Treffen und der Körpersprache, wie man zusammenkommt." So eine Kommunikation "auf Augenhöhe" sei in Österreich bei den synodalen Beratungen von Bischöfen, Laien und weiteren Kirchenvertretern in Mariazell erlebbar geworden.
Er selbst war in Bratislava bei den europäischen Sozialtagen der Europäischen Bischofskonferenz dabei, berichtete Kaineder. Dort seien sehr deutlich die unterschiedlichen "Körpergestalten" der nationalen Ortskirchen zutage getreten. Dem müsse bei der Umsetzung von Kirchenreformen Rechnung getragen werden. Die Weltkirche werde "nicht umhinkommen, dass sie den regionalen Bezügen mehr Raum gibt", sprach sich der KAÖ-Präsident indirekt für unterschiedliche Geschwindigkeiten aus.
Kirche muss "Profil zeigen"
Bedauern äußerte er über den Umstand zunehmender Kirchendistanz. Dies zeige sich sogar bei Leuten, die in der Kirche engagiert waren und "müde geworden" seien. Wie Kaineder am Mittwoch in einer KAÖ-Aussendung zu seinen Interviews in Deutschland erklärte, müsse die Kirche "Profil zeigen" und neue Anreize schaffen, um die Menschen wiederzugewinnen. Der Mensch sei auf Gemeinschaft ausgerichtet; die Kirche könne Räume zur Verfügung stellen, in denen Menschen einander begegnen und mit ihren Anliegen ein offenes Ohr finden. "Zugleich muss die Kirche ihre Stimme erheben für Menschen, die man nicht mehr hört oder hören will, in der Gesellschaft wie in der Politik."
Die Katholische Aktion sehe sich in dieser Hinsicht als Impulsgeberin und als "Avantgarde einer neuen kirchlichen Präsenz", sagte deren Präsident. In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten hätten mehrere Bischöfe in Österreich mehr auf die sogenannten geistlichen Bewegungen ("Movimenti") gesetzt und weniger auf die Katholische Aktion und ihre vielfältige und bunte Präsenz - obwohl sie die offizielle und größte Laienorganisation ist - mit eigenständigen Organisationen für Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, Arbeitnehmer und Akademiker. "Man hat sich auch ein wenig distanziert und hat uns auch weniger Ressourcen gegeben." Diese Entwicklung wolle die KAÖ "umkehren" und die Bischöfe "wieder mehr dafür gewinnen, eigentlich auf diese bewährte Form der Katholischen Aktion zu setzen".
Quelle: kathpress