Kardinal Schönborn: "Bitte startet Friedensinitiativen!"
Die Großmächte müssen sich zusammentun und "Russland zum Frieden bewegen": Mit diesen Worten hat Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview in der "Kronen Zeitung" am Sonntag zu einer Intensivierung der Friedensverhandlungen aufgerufen. Solange der Aggressor nicht aufhöre, aggressiv zu sein und ein Land erobern zu wollen, werde es jedoch keinen Frieden geben können, mahnte der Wiener Erzbischof angesichts des Jahrestags (24.2.) des Angriffs Russlands auf die Ukraine. Selbst der Papst könne aktuell nur appellieren und seine Vermittlung anbieten.
Kardinal Schönborn zeigte sich von der "unbeschreiblichen Grausamkeit" des Ukraine-Kriegs erschüttert. "Bitte startet Friedensinitiativen! So viele wie möglich!", so der Kardinal wörtlich. Die Rolle der katholischen Kirche sei es, in Kontakt mit der russisch-orthodoxen Kirche zu bleiben. Schönborn bezeichnete dies, als "das Mindeste, was die Kirche tun kann".
Schönborn ist der am längsten als Kardinal amtierende Diözesanbischof der Weltkirche. Er wurde vor 25 Jahren - am 21. Februar 1998 - von Papst Johannes Paul II. als Kardinalpriester in das Kardinalskollegium aufgenommen. Als den berührendsten Moment während der Verleihung der Kardinalswürde beschrieb Schönborn die Szene, "als ich vom Papst diesen Ring (Anm. den Kardinalsring) bekommen habe". Als Erinnerung daran stehe bis heute ein Foto in seiner Wohnung, auf dem die Hand von Johannes Paul II. ihm den Ring an den Finger steckt.
In Rückblick auf seine 25 Jahre als Kardinal meinte Schönborn: "Ich bin halt älter geworden und habe viel Erfahrung gesammelt." Es habe zwar "genügend Schwierigkeiten gegeben, aber auch sehr viel Schönes". Wobei das Schöne bei Weitem überwiege, so sein Fazit.
Römische Mühlen
Im Oktober 2019 bot Schönborn dem Kirchenrecht gemäß mit Erreichen des 75. Lebensjahres seinen Amtsverzicht an. Sein Rücktrittsgesuch habe er Papst Franziskus persönlich überreicht. Aktuell wolle ihn Papst Franziskus aber nicht gehen lassen: "Er meinte, ich solle im Amt bleiben, bis anders entschieden wird". Laut dem Wiener Erzbischof, der am 22. Jänner 78 Jahre alt geworden ist, ist das Verfahren zur Ernennung eines Nachfolgers grundsätzlich eröffnet. "Und irgendwann werden die römischen Mühlen gemahlen haben."
Auf die Frage "Was mache ich, wenn ich nicht mehr im Amt und noch am Leben bin?" bereite er sich bereits vor. Als Vorbild bezeichnete er dabei Kardinal König. Im Unterschied zu König werde er aber nicht in einem Penthouse im Spital der Barmherzigen Schwestern wohnen, sondern im 20. Bezirk, wo im Kloster der Kleinen Schwestern vom Lamm bereits eine Wohnung für ihn bereitstehe.
Nachfolger und Gerüchte
Über Gerüchte zum Innsbrucker Bischof Hermann Glettler als seinen potenziellen Nachfolger, sagte Schönborn wörtlich: "Ich gebe dazu keine Kommentare ab." Die Bischofsernennung sei eine Entscheidung, die Rom treffen werde. Zwar wurde er gefragt, welche Personen er sich als Nachfolger vorstellen könnte, dies werde aber in Rom geprüft und erwogen und schließlich dem Papst zur Entscheidung vorgelegt.
Auf die Frage, ob Wien vielleicht einen ausländischen Kardinal bekommen könnte, antwortete Schönborn, dass auch er ein Kardinal aus einem anderen Land sei. "Ich bin als Flüchtling aus Böhmen in dieses Land gekommen. Papst Johannes Paul II. kam aus Polen, sein Nachfolger kam aus Bayern, der jetzige Papst kommt aus Lateinamerika. Warum soll es in Wien nicht auch diese Möglichkeit geben?" Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass der Erzbischof von Wien ein Österreicher sein werde. Ob dieser auch Kardinal werde, liege jedoch allein an Papst Franziskus, stellte Schönborn klar.
Quelle: kathpress