Caritas fordert Integrationspaket für Ukraine-Vertriebene
Die Caritas fordert im Vorfeld des Jahrestags des Angriffs Russlands auf die Ukraine am 24. Februar ein Integrationspaket für Ukraine-Vertriebene in Österreich. Perspektiven für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen in Österreich seien wichtig, auch aufgrund der Tatsache, dass eine rasche Rückkehr in das Kriegsland derzeit nicht realistisch ist, betonte die Hilfsorganisation in einer Aussendung am Dienstag. Aktuell ist der Aufenthaltstitel für Vertriebene aus der Ukraine in Österreich bis März 2024 beschränkt.
Für die bessere Integration sei ein rascher Zugang zur Sozialhilfe unabdingbar: "Menschen aus der Ukraine gehören nicht dauerhaft in die Sackgasse der Grundversorgung, die dafür nicht gedacht ist. Mit einer Anbindung an die Sozialhilfe und zum AMS können die Betroffenen deutlich wirksamer auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden als bisher", zeigte sich der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner überzeugt. "Es geht um Existenzsicherung, um einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung und Arbeit. Diese Reformen sind im Interesse der Betroffenen und im Interesse der Gesellschaft insgesamt."
Für die Ermöglichung langfristiger Perspektiven sprach sich auch Caritas-Generalserketärin Anna Parr aus. "Nur so wird der Anreiz verstärkt, Deutsch zu lernen, mehrjährige Ausbildungen zu beginnen und die Menschen vermehrt in Arbeit zu bringen", so Parr. Konkret sollten erwerbstätige Vertriebene mit ausreichendem Erwerbseinkommen eine "Rot-Weiß-Rot-Karte Plus" und somit einen Aufenthaltstitel bekommen. Geflüchtete aus der Ukraine ohne ausreichendes Einkommen sollten im Sinne eines "Vertriebenenstatus Plus" Zugang zu Sozialhilfe erhalten.
Der Krieg in der Ukraine habe seither ganze Städte in Schutt und Asche gelegt, das Leben zehntausender unschuldiger Menschen gefordert und Millionen Menschen zu Flucht gezwungen, wird in der Caritas-Aussendung weiter erinnert. "Der Krieg wird grausam geführt. Oft treffen die Angriffe gezielt die zivile Infrastruktur und verursachen unfassbares menschliches Leid. Mit 17,7 Millionen Menschen sind fast die Hälfe der Menschen aus der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen", so Caritas-Präsident Michael Landau. "Dank der anhaltenden Solidarität der Menschen in Österreich kann die Caritas aber seit dem ersten Tag den Betroffenen helfen", die Hilfe werde aber weiterhin einen "langen Atem" benötigen, "in der Ukraine selbst, in den Nachbarländern und auch in Österreich", betonte Landau.
Vier Millionen Menschen erreicht
Die Caritas ist bereits seit über 30 Jahren in der Ukraine tätig. Dank der Expertise und dem umfassenden Partnernetzwerk habe man seit dem Beginn des Angriffs bereits vier Millionen Menschen erreicht, hieß es. "Wir versorgen die Menschen mit Hilfsgütern wie Essen und Trinken, verteilen Medikamente und Hygieneprodukte und schauen, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf haben. Jetzt im Winter machen wir auch Unterkünfte winterfest, stellen Heizmaterial, Generatoren und Öfen zur Verfügung und verteilen Decken und warme Kleidung", betonte Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas. 545 Tonnen Hilfsgüter habe man bisher in die Ukraine bringen und 135.000 Hilfspakete vor Ort verteilen können.
Anlässlich des Jahrestags des russischen Angriffs auf die Ukraine erinnert die Caritas der Erzdiözese Wien am Dienstag gemeinsam mit der ukrainischen Gemeinde ab 17.00 Uhr am Stephansplatz mit 5.000 Kerzen an die Not von Millionen Kindern in der Ukraine. 7,5 Millionen Kinder sind laut der Hilfsorganisation vom Krieg betroffen, knapp 5 Millionen Kinder mussten flüchten. "Diese Kinder wachsen in einem Kriegsgebiet oder auf der Flucht auf und leben vielfach in Armut und Isolation: in Kellern, ohne Toiletten, ohne Licht, ohne Wasser. So etwas hinterlässt neben den materiellen Bedürfnissen natürlich auch tiefe seelische Wunden", so Knapp. (Spenden: IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Ukraine Soforthilfe)
Diakonie für "Ukrainer-Gesetz"
Auch die evangelische Diakonie hatte sich in der vergangenen Woche für eine "Ukrainer-Gesetz" ausgesprochen, das wie das "Bosnier-Gesetz" in den 1990er-Jahren Hilfs- und Integrationsmaßnahmen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine in einem eigenen Gesetz bündelt.
Aktuell lebten rund 60.000 Menschen aus der Ukraine mit befristetem Vertriebenenstatus in Österreich, betonte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. "Es ist höchste Zeit, dass Ukraine-Vertriebene Möglichkeiten für einen dauerhaften Aufenthalt bekommen." Mittlerweile sei klar, dass ein baldiges Ende des Kriegs nicht realistisch sei. "Ukrainerinnen und Ukrainer, die wir in unserer Beratungsstelle unterstützen, berichten uns, dass sie sich vom Gedanken an rasche Rückkehr verabschiedet haben."
Quelle: kathpress