Krautwaschl: Jede Hilfe ein "Zeichen der Hoffnung" für die Ukraine
Zur verstärkten Hilfe für die Ukraine hat der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl aufgerufen. Zum Jahrestag (24. Februar) des russischen Überfalls auf die Ukraine zogen der Bischof und das Welthaus Graz in einer Aussendung Bilanz der bisherigen Hilfe. Jede Hilfe sei ein "Zeichen der Hoffnung", so der Bischof. Seit mehr als 20 Jahren unterstützt die entwicklungspolitische Einrichtung Welthaus der Diözese Graz-Seckau die Menschen in der Ukraine dabei, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Bereits kurz nach Kriegsausbruch hat die Katholische Kirche Steiermark zusätzliche Mittel für die Nothilfe in der Ukraine zur Verfügung gestellt.
"Ich war im Sommer 2022 in der Ukraine bei unseren Schwestern und Brüdern zu Gast und habe vor Ort das Leid ebenso erlebt wie die Hoffnung, von der wir Christen getragen sind", so Krautwaschl. "Ein Zeichen dieser Hoffnung sind alle Hilfsleistungen, die aus dem Westen kommen. Um eine Chance gegen die Aggression zu haben, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können."
Er sei dankbar für die große Unterstützung in der Ukraine, an den Grenzen und für die Geflüchteten in Österreich, zudem hoffe und bete er, "dass diese Hilfe nicht abreißt und noch mehr, dass der Krieg in der Ukraine zu einem Ende kommt".
"Welthaus" zitierte in der Aussendung eine aus Sicherheitsgründen nur mit Vornamen genannte Projektpartnerin - Svetlana - vor Ort in der Ukraine: "Der 24. Februar ist eine Zäsur in unserem Leben. Es gibt ein davor und ein danach", so Svetlana. Die Projektpartnerin von Welthaus Graz lebt in einer Kleinstadt im Nordosten der Ukraine: "Die ersten drei Tage waren wir im Schockzustand. Zwei Monate wurde unsere Stadt belagert, von der Umgebung abgeschnitten und mit Artillerie beschossen. Die Geschäfte waren leer. Es war eine fürchterliche Zeit. Doch in diesem Jahr sind wir stärker geworden. Wir haben keine Angst mehr, heute laufen wir nicht mehr bei jedem Sirenengeheul in den Keller."
Doch die Gefahr sei ständig zu spüren, täglich seien Detonationen zu hören, erzählt Svetlana. Immer wieder kämen Flüchtlinge aus umkämpften Gebieten in die Stadt, Stromabschaltungen seien an der Tagesordnung, die TV-Nachrichten aus Russland beängstigend. "Es war ein surreales Jahr. Wir verstehen nicht, wie ein befreundetes Volk uns mit der Waffe überfallen und seinen imperialistischen Ideen nachjagen kann."
Was sie persönlich rette, sei die Arbeit. Mit Unterstützung durch Welthaus Graz organisiert sie seit Kriegsausbruch mit ihrer Organisation Hilfe für die Not leidende Bevölkerung: Essenspakete, Medikamente, Hygieneartikel, psychologische Hilfe. "Für uns war es unbeschreiblich wichtig, dass das Welthaus uns sofort kontaktiert und gesagt hat: Macht weiter, wir unterstützen euch. Dieser Satz hat uns angespornt, Hilfe für die Menschen in unserer Stadt zu organisieren." Diese Hilfe konnte Welthaus nicht zuletzt dank der überwältigenden Spendenbereitschaft in der Steiermark leisten. (Infos: https://graz.welthaus.at/ukraine; Spendenkonto: AT79 2081 5000 0191 3300, Kennwort: Ukraine)
Integration in Kärnten
Auch die Caritas Kärnten hat am Dienstag in einer Aussendung dringend um weitere Spenden gebeten. Caritasdirektor Ernst Sandriesser wies zudem auf die vielen Integrationsprojekte der Hilfsorganisation in Kärnten hin. Die Caritas biete in ihren Grundversorgungsquartieren in Friesach und Feldkirchen 67 geflüchteten Menschen Zuflucht und Sicherheit. Die Hilfsorganisation der Katholischen Kirche unterstütze aber auch die Ankommenden in Privatunterkünften, die noch keine Leistungen aus der Grundversorgung beziehen beziehungsweise auf die Auszahlung warten. So wurden im vergangenen Jahr 2.155 Ukrainer - davon 704 Kinder - mit Lebensmittelgutscheinen im Wert von 82.000 Euro und Bekleidungsgutscheinen im Wert von 89.000 Euro versorgt sowie 660 Hygienepakete in diesem Zeitraum an sie ausgegeben. 350 freiwillige Helfer waren im Einsatz.
Seit Kriegsbeginn helfe auch die ukrainische Gemeinschaft vor Ort tatkräftig mit; etwa mit Sachspendensammlungen, bei der Quartiersuche, beim Siedeln und Bezug, bei Behördenwegen, beim Deutschlernen und bei vielem mehr. Die Caritas habe die Ukrainer auch bei der Gründung des Vereines "Humanitäre Hilfe für die Ukraine aus Österreich" und mit der Bereitstellung von Büro-Infrastruktur und mit logistischer Hilfe unterstützt. So konnten etwa auch wichtige medizinische Geräte von Kärnten in die Ukraine gebracht werden. Zwei federführende Mitarbeitende des Vereins wurden nun im Rahmen eines Integrationsprojekts bei der Caritas angestellt.
Caritasdirektor Sandriesser begrüßte dieses neue Projekt, denn: "Wenn Menschen vor Krieg flüchten und in einem neuen Land Fuß fassen wollen, sind drei Kriterien für den Erfolg maßgeblich: die Wohnsituation, der Erwerb der Sprache und eine konsequente Integrationsbegleitung, die deren Teilhabe am sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben ermöglicht." Geflüchtete Menschen wollten "einen Beitrag leisten, arbeiten und der Gesellschaft aus Dank etwas zurückgeben".
In Richtung Politik fordert der Caritasdirektor Übergangsregelungen in die Selbstständigkeit. Wer arbeite, solle deshalb nicht seine Unterkunft verlieren und das Wenige, das dazuverdient werden dürfe, solle nicht gleich wieder abgezogen werden. (Infos und Spenden: www.caritas.at/ukraine oder: Kärntner Sparkasse, IBAN AT40 2070 6000 0000 5587; Kennwort Nothilfe Ukraine)
Sorge um Situation in Nachbarland Moldau
Das Hilfswerk Concordia hat unterdessen auf die enorme Belastung für die Nachbarländer der Ukraine aufmerksam gemacht, vor allem auf die Republik Moldau. Concordia ist in Moldau die größte Hilfsorganisation. "Lange bevor Hilfe von internationalen Flüchtlingsorganisationen eintraf, war das Concordia-Team gemeinsam mit ihrem Netzwerk an Freiwilligen am Grenzübergang Palanca zwischen der Republik Moldau und der Ukraine im Einsatz, um die Tausenden, die in den ersten Kriegstagen täglich über die Grenze kamen und stundenlang in der Kälte ausharren mussten, mit Hilfsgütern zu versorgen", erinnerte Condordia-Geschäftsführer Bernhard Drumel in einer Aussendung am Dienstag. Insgesamt habe Concordia seit Kriegsbeginn alleine in Moldau über 12.000 Familien unterstützt.
Die Menschen in dem kleinen armen Ex-Sowjetland lebten mit einer Inflation von über 30 Prozent, permanenten russischen Drohgebärden und der Angst, dass der Krieg auch in ihr Land überschwappen könnte. Gleichzeitig habe es in der moldauischen Bevölkerung von Anfang an eine Welle der Solidarität mit ihren ukrainischen Nachbarn gegeben. 108.885 ukrainische Geflüchtete leben laut UNHCR derzeit in Moldau und hoffen auf das Ende des Krieges.
Concordia hat seit dem 24. Februar 2022 u.a. Unterkünfte für Kinder und ihre Mütter organisiert, unzählige Lebensmittelpakete verteilt, psychologische Betreuung zur Verfügung gestellt, Aktivitäten für ukrainische Kinder organisiert oder auch Familien mit Brennholz, Lebensmitteln und Bargeld unterstützt, die Geflüchtete aufgenommen haben. Ebenso habe Concordia in Österreich seit März 2022 ein Angebot für ukrainische Geflüchtete im Laufen. (Spendenkonto: Concordia Sozialprojekte, IBAN: AT28 3200 0000 1318 7893 bzw. www.concordia.or.at/spenden/)
Jugend Eine Welt zieht Zwischenbilanz
Zur weiteren tatkräftigen Hilfe für die Opfer des russischen Angriffs auf die Ukraine hat am Dienstag auch Jugend Eine Welt aufgerufen. Das internationale Hilfswerk leiste seit dem Ausbruch des kriegerischen Konflikts wichtige Nothilfe, hieß es in einer Aussendung; sowohl vor Ort in der Ukraine als auch in den angrenzenden Nachbarländern Slowakei, Polen, Rumänien und der Republik Moldau.
Eine weitere große Herausforderung sei der Transport von Hilfsgütern direkt in die ukrainischen Krisenregionen. Geschäftsführer Reinhard Heiserer: "Dank unseres Netzwerks an kirchlichen Partnern war es uns in diesem Fall möglich, auf deren Zusammenarbeit zurückzugreifen. Unter hohem persönlichem Risiko und mit großem Einsatz gingen unsere Partner oft bis an ihre Grenzen der Belastbarkeit, um die Hilfsgüter die letzten Kilometer von der Grenze zu den Menschen in der Ukraine zu bringen."
Aktuell bereitet Jugend Eine Welt den Versand von Generatoren zu einigen Partnern in der Ukraine vor. Die Absicherung der Energieversorgung von Schulen, Pfarren oder Krankenhäuser sei für kriegsbetroffene Menschen, insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen, besonders wichtig.
Eine Stadt, in der Jugend eine Welt besonders aktiv ist, ist Odessa. Hier gehe es, so Heiserer, vor allem auch um die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung im Falle weiterer Angriffe Russlands. "Sollte es im Umfeld der Großstädte wie Odessa zu einem Zusammenbruch der öffentlichen Energieversorgung kommen, sind Wärme- und Wasserversorgung extrem gefährdet." Gleichzeitig müsse man sich dann auch in der nahen Republik Moldau jederzeit auf weitere aus Odessa Geflüchtete vorbereiten.
Besonders wichtig ist der österreichischen Hilfsorganisation auch das Thema Schulbildung von Kindern und Jugendlichen. Hier gelte es, den Unterrichtsbetrieb sicherzustellen bzw. aufrechtzuerhalten, sei es durch die Schaffung von Distance-Learning-Möglichkeiten oder die Einrichtung von Präsenzklassen, so Heiserer. (Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000, Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden-ist-helfen/jetzt-spenden)
Quelle: kathpress