Ein Jahr Ukrainehilfe: Caritas in den Diözesen ziehen Bilanz
Die Caritas unterstützt auch ein Jahr nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine geflüchtete Menschen aus dem Kriegsland sowie die Menschen in der Ukraine. Darauf haben mehrere diözesane Caritasstellen am Montag aufmerksam gemacht. "Die Hilfsbereitschaft war und ist überwältigend", betonte etwa die steirische Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler im Vorfeld des Jahrestags des Kriegsbeginns am 24. Februar. "Nur durch die großartige Solidarität kann die Caritas jenen helfen, die von dem schrecklichen Krieg aus ihrem Alltag geworfen wurden und fliehen mussten", so Tödtling-Musenbichler.
Die Caritas der Diözese Graz-Seckau helfe seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine den betroffenen Menschen sowohl in der Steiermark als auch vor Ort und in den benachbarten Aufnahmeländern. In der ganzen Steiermark sind Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche seit Beginn im Ankunftszentrum, bei der Unterbringung von Geflüchteten und mit Angeboten zur Integration tätig.
So hätten Mitarbeitende etwa bei der Registrierung, bei Beratungen und in der Notschlafstelle insgesamt mehr als 20.000 Dolmetschstunden geleistet. Im Patenschaftsprojekt "Be Buddy" gab es über 170 Beratungen, rund 160 Geflüchtete haben an Workshops zur Arbeitsmarktintegration teilgenommen und 400 Besuche kam zum Spieletreff "Zirka". Fast 3.800 Lebensmittelpakete und 6.700 Carla Basic-Gutscheine wurden ausgegeben, berichtete Tödtling-Musenbichler.
"Wir stellen die Hilfen für alle Geflüchteten, die nötig sind und angenommen werden, auch künftig bereit", so die Caritas-Direktorin. Menschen seien weiterhin bereit zu helfen: "Sie unterstützen uns mit Geldspenden, stellen Unterkünfte und Sachspenden zur Verfügung und helfen den Geflüchteten, bei uns Fuß zu fassen." Mit Spendengeldern unterstütze die Caritas laufend auch die Hilfe in der Ukraine selbst, in deren Nachbarländern und weiteren Ländern, in denen Geflüchtete aufgenommen wurden.
Caritas OÖ zieht Hilfs-Bilanz
Auch die Caritas der Diözese Linz zog ein Jahr nach Kriegsbeginn Bilanz über ihre Hilfe. So seien in dem Zeitraum knapp 3.000 Vertriebene von den Mitarbeitern der Caritas OÖ gemeinsam mit vielen freiwilligen Helfern betreut worden. "Durch die enorm große Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft und die gute Zusammenarbeit mit den öffentlichen Stellen ist es uns gelungen, innerhalb kürzester Zeit nach Kriegsausbruch die nötigen Hilfsangebote aufzustellen", so der oberösterreichische Caritasdirektor Franz Kehrer. Hilfe vor Ort und die Unterstützung der Vertriebenen in Österreich sei aufgrund der weiteren Eskalation dieser humanitären Katastrophe "leider dringender denn je", zeigte er sich überzeugt.
Von Beginn an seien aus der Bevölkerung zahlreiche Hilfsangebote bezüglich Wohnraum und Sachspenden gekommen, so die Caritas. Mitte März habe man im Auftrag des Landes Oberösterreich am Linzer Bahnhof den "Help-Point" errichtet, um ukrainischen Flüchtlingen erste Auskünfte, Orientierung und Zuspruch zu geben. Die Menschen wurden mit Getränken und Snacks versorgt. Viele Freiwillige unterstützten dabei, beispielsweise mit Übersetzungs-Diensten.
Man habe mehr als 2.000 private Wohnraumangebote geprüft und so innerhalb kürzester Zeit tausende Wohnplätze zur Vermittlung freigeben können, betonte Kehrer. Aufgrund der großen Zahl der geflüchteten Menschen sei es beim Land OÖ leider zu Verzögerungen bei der Auszahlung der Grundversorgung gekommen. Um die Not der Menschen zu lindern, wurden an die Vertriebenen Lebensmittelgutscheine und Lebensmittelpakete ausgegeben. So habe man bis Ende April 650 Familien mit 60.000 Euro in Form von Gutscheinen unterstützen können. Zusätzlich wurden an rund 2.000 Menschen Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung ausgegeben.
Hilfe auch in Salzburg
Über die Hilfe der ukrainischen Pfarrgemeinde in Salzburg berichteten am Sonntag die Salzburger Nachrichten. Diese Hilfe werde mittlerweile über einen Verein koordiniert. "So viele Menschen haben angerufen und ihre Hilfe angeboten", erinnerte sich die aus der Ukraine stammende Salzburger Ärztin Alla Kraus. Bereits nach einer Woche sei ein Lkw voll beladen mit medizinischem Material von Salzburg nach Dnipro geschickt worden.
Die Logistik wurde über die ukrainische Pfarrgemeinde mit Sitz in der Salzburger Markuskirche abgewickelt. Die Kirche war von Anfang an Anlaufstelle für viele Menschen, die helfen wollten. Drei Tage nach Kriegsausbruch habe man sich in der Pfarre getroffen, um die vielen Bemühungen zu kanalisieren, sagt Ivan Machynski von der Pfarre. "Wir wollten uns vor allem auf Unterstützung in der Ukraine konzentrieren. Aber es haben sich auch sehr viele gemeldet, die aus der Ukraine geflüchtet waren und Unterstützung brauchten", erinnert er sich.
In der Pfarre habe man bei der Quartiersuche geholfen. "Einige Menschen haben Zimmer zur Verfügung gestellt und Leute untergebracht." Es gab Anfragen wegen Übersetzungen oder Hilfe bei Behördenwegen. Und auch Spendengeld musste abgewickelt werden. Schnell gründete die Pfarre einen eigenen Hilfsverein, Machynski wurde Obmann.
Auch die Hilfstransporte in die Ukraine hätten sich mittlerweile institutionalisiert, berichtete Kraus. Zehn Lkw seien bereits zusammengekommen. Mit einzelnen Aktionen konnten auch größere Geräte angeschafft werden: Über einen Spendenmarathon des Herz-Jesu-Gymnasiums wurde etwa ein Röntgengerät angeschafft.
Bis zum Sommer des Vorjahres sei die Arbeit des ukrainischen Hilfsvereins um die Markuskirche sehr intensiv gewesen. "Dann haben wir gemerkt, dass die Unterstützung langsam weniger wird", sagt Machynski. In der Ukraine war der Bedarf aber weiter groß. Vor allem als Russland begann, kritische Infrastruktur zu bombardieren. "So haben wir eine Winteraktion gestartet." Die Salzburger wurden wieder um Unterstützung aufgerufen. Weitere 45.000 Euro seien bei dem Verein eingegangen, damit konnten 88 Stromgeneratoren in die Ukraine geschickt werden.
Jetzt wolle man sich verstärkt auch um die Integration der Menschen in Österreich kümmern. "Wir denken an Theatergruppen oder an ein Sprachcafé." In der Ukraine wolle man jedenfalls weiterhelfen. Machynski ist überzeugt: "Wenn viele Menschen der Meinung sind: Ich kann etwas bewirken, dann wird etwas Großes daraus."
Quelle: kathpress