Benediktinerpater Pausch: "Jede Pflanze ist ein Zeichen Gottes"
Der Benediktinerpater Johannes Pausch plädiert dafür, sich in der Fastenzeit mit der Bedeutung der Heilkräuter auseinanderzusetzen. "Jede Pflanze ist ein Zeichen Gottes - seiner Liebe und Achtsamkeit für uns Menschen. Beziehung ist die Grundlage und der Anfang des Lebens und aller Heilung", betont der Ordensmann zum Auftakt der österreichweiten Serie der Kirchenzeitungen in der Fastenzeit (aktuelle Ausgabe). In diesem wirbt er für "Reduktion und das gute Maß", beides -so seine Überzeugung - sei letztlich ein Gewinn.
Der Autor mehrerer Bücher zu dem Thema, kennt die Wirkstoffe der Heilpflanzen, ihre Anwendungen und Geschichten genau. Ihm sei die Verbindung zwischen Körper und Geist besonders wichtig. "Mir ist es ein Anliegen, diese Einheit zu betonen. Die Heilkräuter sind genuine Helfer für beide Ebenen. Deshalb braucht es unbedingt dieses Zusammenspiel." Fasten sei schließlich ein "klassisches Zusammenwirken von Leib und Seele, von Geist und Materie. Das gehört unbedingt zusammen."
Die aktuelle, krisenhafte Zeit bedeuteten für viele Menschen eine große Belastung. Um wieder in Balance zu kommen, sei Reduktion eine Voraussetzung, das gelte auf allen Ebenen, zeigte sich Pater Pausch überzeugt: "Beim Fasten geht es um Reduktion im Essen, im Denken und im Leben. Die Reduktion bringt uns wieder mehr in die Mitte. Und immer wenn wir reduzieren, gewinnen wir etwas". Ein gutes Beispiel gebe der hl. Benedikt, der aufruft, die Laster zu "mäßigen".
Fasten ist mehr als "Schlankheitskur"
Man dürfe aber Fasten nicht mit hungern verwechseln, stellte der Pater klar. "Fasten ist mehr als eine Schlankheitskur. Es soll vor allem eine sinnvolle Reduktion sein." Das würden viele nicht richtig verstehen, es müsse für die Menschen heute immer mehr und nicht weniger sein. Die Umwelt- und Klimaschützer würden aber aufzeigen, dass Reduktion auch ein "angesagtes Verhalten" sein könne. Das gelte für Äußerlichkeiten, wie auch für die Psyche, wobei es bei zweiterem schwieriger sei. Hier gelte ebenfalls die Faustregel, sich zu mäßigen, auch wenn es nicht immer gelinge, "alles zu beseitigen, was an uns hängt".
Pausch ist überzeugt, dass sich die volle Wirkkraft von Kräutern erst dann entfalte, wenn man das ganze Wesen der Heilpflanze und nicht nur einen einzelnen Wirkstoff erkenne. Dazu gehörten auch Bilder und Geschichten. "Wenn Sie beim Arzt sind, ist es genau das Gleiche. Wenn Sie hingehen und er gibt Ihnen nur ein Rezept, kann es schon helfen. Wichtig ist genauso, dass der Arzt sagt: Frau Maier, ich weiß, es ist jetzt schwierig. Er berichtet von einer anderen Patientin, der die Behandlung schon geholfen hat. Er erzählt eine Geschichte und die heilt." Das heiße nicht, dass er Medikamente ablehne, so der Ordensmann, "aber wir brauchen auch diese Heilungsgeschichten. Wir sind da auf einem gutem biblischen Grund. Es heißt im Evangelium von Jesus, er redete zu ihnen in Gleichnissen".
Jede Pflanze sei letztlich ein Zeichen Gottes, "seiner Liebe und Achtsamkeit für uns Menschen". Die Pflanzen- oder Klosterheilkunde hänge immer mit einer unmittelbaren Erfahrung zusammen. "Ich muss es ausprobieren. Ich muss es mit all meinen Sinnen spüren: sehen, riechen, tasten, schmecken. Da möchte ich die Menschen hinführen. Das ist sehr individuell. Das ist keine Massenerfahrung."
Als er seine 104-jährige Nachbarin einmal nach dem Geheimnis ihres Alters gefragt habe, habe diese geantwortet, sie trinke jeden Tag einen Tee aus ihren Gartenkräutern. "Ich weiß nicht, ob sie deswegen so alt wurde. Aber sie hatte eine Beziehung zu ihren Pflanzen und sie haben ihr geholfen." Darum gehe es ihm: "Dass Menschen wieder Beziehungen aufbauen. Wenn Menschen Beziehung zu Pflanzen aufbauen, dann bauen sie Beziehung zu sich selber, zu anderen und zu Gott auf", so der Ordensmann und Kräuterexperte.
Pater Johannes Pausch gründete 1993 mit einigen Mitbrüdern das Europakloster Gut Aich und wirkte bis vor Kurzem auch als Prior. Er gilt als Experte in der Kräuterheilkunde und ist zudem psychotherapeutischer Leiter des Hildegardzentrums im Europakloster, erfolgreicher Autor und gefragter Seminarleiter. 2009 wurde der gebürtige Bayer mit der Medaille für Verdienste um Bayern in einem gemeinsamen Europa ausgezeichnet.
Quelle: kathpress